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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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unter der ledernen Innensohle seines rechten Schuhs versteckt hatte, eine tödliche Waffe sein. Er hatte bereits getötet, er konnte es wieder tun. Vor seinem
inneren Auge spielte er seinen Plan durch. Ein Stich ins Auge. Ein tiefer Stoß in den Nacken.
    Er näherte sich einer roten Telefonzelle und wandte sich wie geheißen nach links, dann bog er erneut nach links in die verlassene Gasse, an deren Ende er zwei Männer erblickte, die an einem geparkten Range Rover lehnten.
    MacFarlanes Schlägertypen.
    Obwohl er es nicht mit Sicherheit sagen konnte, nahm Cædmon an, dass MacFarlane seine Söldner geradewegs aus dem US-Militär rekrutierte. Noch wahrscheinlicher aus den Spezialeinheiten.
    »Guten Abend, Gentlemen«, sagte er und legte dabei die Finger an eine imaginäre Hutkrempe.
    Keiner der Männer erwiderte den Gruß, obwohl einer von ihnen sich vom Fahrzeug abstieß und auf ihn zu trat. Ohne darum gebeten worden zu sein, hob Cædmon die Arme und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Der Mann tastete ihn unpersönlich ab und suchte dabei jede Stelle ab, an der eine Waffe versteckt sein könnte.
    Nach beendigter Suche ließ Cædmon langsam die Arme sinken.
    »Ziehen Sie die Kleider aus.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben mich schon verstanden. Ziehen Sie die Kleider aus.« Um sicherzugehen, dass der Befehl auch befolgt wurde, öffnete der Mann die Jacke und enthüllte ein Schulterholster mit einer Waffe.
    Das war’s dann wohl mit dem Klugscheißer-Plan mit der Nagelfeile. Er hatte nicht damit gerechnet, bis auf die Haut gefilzt zu werden.
    Da ihm nichts anderes übrig blieb, als zu gehorchen, zog Cædmon den Anorak aus und ließ ihn zu Boden fallen. Dann, ganz den Eindruck erweckend, dass er nichts zu verbergen hatte, zog er den rechten Schuh aus und kickte ihn absichtlich in Richtung seiner Eskorte. Die List funktionierte. Sein Schuh erntete nicht viel mehr als einen desinteressierten Blick.
    So schnell wie möglich entledigte er sich des Restes seiner
Kleidung, bis er nackt vor seinen Geiselnehmern stand. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich je so verletzlich gefühlt hatte. »Ich weiß. Ich sollte öfter mal wieder ins Fitnessstudio gehen.«
    Keiner der beiden Männer antwortete, doch derjenige mit der Waffe im Holster griff in seine Jackentasche, zog einen dunklen Streifen Stoff heraus und schleuderte ihn gegen Cædmons nackte Brust.
    »Legen Sie die Augenbinde an.«
    »Das ist ein bisschen drakonisch, finden Sie nicht?«
    Eindeutig nicht drakonisch genug, denn die Reaktion des Mannes war schnell und skrupellos. Er zog die Waffe aus dem Holster, trat vor und hieb Cædmon den Knauf des Revolvers ins Gesicht.
    Sofort blitzten Myriaden von Farbklecksen wie bei einem abstrakten Gemälde von Jackson Pollock vor seinen Augen auf. Einen Sekundenbruchteil später flossen die Farben ineinander und verschmolzen zu einem tiefen, dunklen, tintigen Schwarz.

61
    Immer noch nicht wieder völlig bei Bewusstsein, wurde Cædmon in das Zimmer geschleift. Er hörte sich etwas murmeln. George Eliot und The Mill on the Floss . Oder irgendsolchen Unsinn.
    Er versuchte sich zu konzentrieren, aber er konnte seine flüchtigen Gedanken nicht zusammenhalten. Konnte das Klingeln in seinen Ohren nicht abstellen.
    Teufel noch mal, mein Schädel tut weh.
    »Cædmon! Geht es dir gut?«
    Mit immer noch verschwommenem Blick wandte er den Kopf.
    »Mir gehts gut«, log er, nicht sicher, mit wem er da sprach.
    Er blinzelte mehrmals und zwang die unscharfen Formen, Gestalt anzunehmen. Bruchstückhaft stellte sein Blick sich scharf.
Zwei parallele Sorgenfalten zwischen zwei ähnlich besorgten Augen. Langes lockiges Haar. Ein roter Bluterguss auf einer blassen Wange.
    »Edie … Gott sei Dank! Geht es dir gut?« Sofort erkannte er, dass das eine idiotische Frage war, denn er konnte deutlich sehen, dass es nicht so war.
    »Es geht mir gut.«
    Sein Blick wurde klarer, und er schaute sich um. Überall um sich herum sah er die solide Bauweise des achtzehnten Jahrhunderts. Mit Fensterläden verschlossene Fenster. Holzfußboden. Dicke Steinmauern. Es war ein Gefängnis, aus dem es kein Entkommen gab, selbst wenn es ihm irgendwie gelingen sollte, seine Kidnapper auszuschalten, von denen er vier Stück zählte. Er fragte sich, welcher des Quartetts für den Bluterguss auf Edies Wange verantwortlich war. Jeder dieser Bastarde schien dazu fähig zu sein, eine wehrlose Frau zu schlagen.
    »Cædmon, was haben sie dir angetan?«, rief Edie, die von einem

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