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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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klatschte es sich ins Gesicht.
    Er wusste, wie es lief: auf weitere Anweisungen warten. Irgendwann würden sie sich mit ihm in Verbindung setzen. Wenn es ihre Absicht gewesen wäre, Edie zu töten, dann hätten sie ihm ihre Leiche als Warnung zurückgelassen. Aber hier war keine hingestreckte, blutüberströmte Leiche. Ihre Entführung war nur ein Mittel zum Zweck.
    Cædmon griff nach dem ordentlich gefalteten Handtuch und trocknete sich das Gesicht ab.
    Tief und kontrolliert atmend ging er zurück ins Schlafzimmer. Erneut suchte er das Zimmer ab, nach irgendetwas, das er als Waffe benutzen konnte. Wenn der Moment kam, an dem er seinen Feinden gegenübertreten musste, dann wollte er ihnen nicht völlig wehrlos ausgeliefert sein. Sein Blick fiel auf den Polstersessel. Den Stuhl, auf dem Edie vorhin gesessen und sich einen abgebrochenen Nagel gefeilt hatte.
    Da er sich nicht daran erinnern konnte, dass sie die Nagelfeile wieder in die Schultertasche zurückgelegt hatte, ging er zum Stuhl hinüber. Die Feile war nirgends zu sehen, deshalb fuhr er mit der
Hand die Ritze des Sitzkissens ab, und nachdem diese Suche nichts zutage förderte, hob er das Sitzkissen hoch.
    Dort, zwischen zwei zerdrückten Kartoffelchips und einem geschmolzenen Bonbon glänzte die Nagelfeile matt im Licht der Lampe. Nicht gerade ein scharf geschliffenes Breitschwert, aber es musste genügen.
    Er legte das Sitzkissen wieder auf seinen Platz zurück.
    Teufel, er wollte einen Drink. Brauchte einen Drink, um …
    Auf keinen Fall. Du brauchst einen klaren Kopf. Sie gehört zu dir, und sie braucht dich.
    Cædmon ließ sich in den schweren Sessel sinken und sog tief den exotischen Duft von Kardamom und Cumin vermischt mit dem bodenständigeren Geruch von nach Zitrone duftendem Badewasser ein.
    Warte.

59
    »Ich will Ihnen kein Leid zufügen«, sagte Stanford MacFarlane, während er sie ins Zimmer führte.
    Edie schnaubte verächtlich, denn die Erinnerung an ihre Beinahevergewaltigung stand ihr noch zu lebhaft vor Augen. »Ja genau, und britisches Rindfleisch kann man bedenkenlos essen. Schätze, Sie sind sich der Tatsache nicht bewusst, dass Ihr Handlanger mich vergewaltigen wollte.«
    MacFarlane starrte sie an. Aufgrund der verräterischen Geheimratsecken in seinem ergrauenden Bürstenhaarschnitt schätzte sie ihn auf Mitte bis Ende fünfzig. Früher mochte er einmal gut aussehend gewesen sein, aber die Jahre in der Sonne hatten kleine Altersfältchen in tief eingegrabene Furchen verwandelt, die ihm ein strenges, gnomenhaftes Aussehen verliehen. Er war von mittlerer
Größe, mit einer aufrechten militärischen Haltung und einer befehlsgewohnten Ausstrahlung, die an Selbstherrlichkeit grenzte.
    »Sie lügen«, stellte er wegwerfend fest.
    »Ich hätte wissen müssen, dass Sie zu Ihrem Mann halten.«
    »Ich halte immer zu einem Mann Gottes.«
    So viel dazu, Zwietracht zu säen.
    Entmutigt sah Edie sich um. Sie schienen sich in einer alten Mühle zu befinden, denn auf der anderen Seite des Raumes waren noch die metallenen Zahnräder des ursprünglichen Mühlenmechanismus zu sehen. Unter den Bodenbrettern hörte sie Wasser rauschen, deshalb vermutete sie, dass sich die Mühle über einem Fluss oder Bach befand.
    Sie wandte ihren Blick wieder dem Mann zu, der ihr gegenüberstand. »Beantworten Sie mir nur eine Frage: Was werden Sie tun, wenn Sie die Bundeslade tatsächlich in die Finger bekommen?«
    »Das geht nur mich und den Allmächtigen etwas an«, entgegnete MacFarlane.
    »Und was ist, wenn sich herausstellt, dass die Bundeslade nichts weiter als eine mit Gold überzogene Kiste ist?«
    MacFarlane lächelte. »Und Gott sprach zu Moses: ›Sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich unter ihnen wohne‹.«
    Ganz offensichtlich hielt er die Bundeslade für eine Art Gott-ineiner-Kiste, deshalb beschloss Edie, eine andere Vorgehensweise zu versuchen. »Ich hege keinen Zweifel, dass Sie ein gottesfürchtiger Mann sind. Was bedeutet, dass wir viel gemeinsam haben. Sie wissen das vielleicht nicht, aber ich gehe jeden Sonntag in die Kirche und … Nun, ich brauche Ihnen ja wohl nicht zu sagen, was in der Bibel über Gnade und Mitgefühl steht. ›Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen‹«, zitierte sie selbst ebenfalls einen Bibelvers, um Feuer mit Feuer zu bekämpfen.
    MacFarlanes Blick wurde schmal. »Wie so viele von Ihrer Sorte verbiegen Sie die Heilige Schrift, damit Sie Ihre linken Wohlfühlansichten verbreiten können. Wenn

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