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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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ins Auge. Eine heftige und schmerzhafte Erinnerung daran, dass Edies Entführung nur mit der Bundeslade zu tun hatte. Da er wusste, dass er beides noch brauchen würde, nahm er die zwei Blätter, die einzigen Gegenstände, die in diesem Zimmer von Nutzen waren, und steckte sie in die Tasche seines Anoraks. Dann folgte er dem Eigentümer und schloss die Tür hinter sich.
    Wenige Augenblicke später stand Cædmon vor der grob gezimmerten Theke, die sich als Rezeption ausgab, und hob den schweren Hörer eines altmodischen Telefons ans Ohr. »Schießen Sie los. Ich höre«, sagte er, nicht gewillt, eine höfliche Begrüßung zu heucheln.
    »Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Abend«, sagte eine männliche amerikanische Stimme glatt und sarkastisch am anderen Ende der Leitung.
    »Zum Teufel mit Ihnen! Lebt sie noch?«
    »Sie wissen, dass sie noch lebt.«
    »Ich weiß gar nichts. Wenn wir diese Unterhaltung weiterführen wollen, dann verlange ich einen Beweis.«

    »Sie befinden sich schwerlich in der Position, Forderungen zu stellen.«
    »Ich stelle keine Forderung«, entgegnete Cædmon in ruhigerem Ton und zügelte seine Gefühle ein wenig. »Ich bitte Sie, als Zeichen des Vertrauens, dass Sie mir einen Beweis dafür liefern, dass Miss Miller Ihre Gefangene ist.«
    Cædmon konnte hören, wie ein unterdrückter Befehl ausgesprochen wurde. Dann, ein paar Sekunden später: »Cædmon, ich bin’s. Mir … Mir geht es gut.«
    Sie lebte.
    »Haben sie dir irgendetwas angetan?«
    »Nein, sie …«
    »Zufrieden?«, knurrte ihr Kidnapper ins Telefon.
    »Ja, ich bin zufrieden. Was muss ich tun, damit Sie sie wohlbehalten wieder freilassen?«
    Der andere Mann lachte glucksend, ganz eindeutig amüsiert über die Frage. »Natürlich die Bundeslade für mich finden.«
    Cædmon wurde stumm.
    Als er diese Bedingung so ausdrücklich und unumwunden ausgesprochen hörte, wurde ihm überdeutlich bewusst, dass MacFarlane sehr wahrscheinlich Unmögliches von ihm verlangte. Seit beinahe dreitausend Jahren war die Bundeslade verschollen. Nichts weiter als eine Legende. Viele vor ihm hatten schon versucht, sie zu finden, und waren gescheitert. Irgendwie, trotz unüberwindbarer Widrigkeiten, musste es ihm gelingen.
    Sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Da er wusste, dass die Verhandlungen ein jähes Ende nehmen würden, wenn er nicht völlig überzeugt klang, bemühte er sich um eine Gelassenheit, die er nicht empfand. »Habe ich Ihr Wort, dass Edie Millers Leben verschont wird, wenn ich die Bundeslade finde?«
    »Das haben Sie. Und ich stehe zu meinem Wort«, antwortete der andere Mann sofort. »Sobald wir das Telefonat beenden, möchte ich, dass Sie dieses Rattenloch von einem Hotel verlassen und drei
Blocks nach Süden gehen. An der Telefonzelle an der Ecke gehen Sie nach links. Da ist eine Gasse auf halber Strecke die Straße runter. Meine Männer warten dort auf Sie. Kommen Sie nicht auf irgendwelche Dummheiten, sonst stirbt die Frau. Und, glauben Sie mir, das wird kein angenehmer Tod sein.«
    Nachdem diese Anweisungen erteilt worden waren, wurde der Anruf kurzerhand beendet.
    Einige Sekunden lang starrte Cædmon auf den Hörer in seiner Hand. Die Ereignisse entwickelten sich schneller, als ihm lieb war.
    Mit der Hand schlug er hart auf die silberne Glocke auf dem Tresen. Als der Waliser auftauchte, steckte Cædmon die Hand in die Jackentasche und zog seine Brieftasche heraus. »Ich würde gerne auschecken.«
    Der Eigentümer starrte ihn misstrauisch an. »Wo ist denn die bessere Hälfte?«
    »Sie ist schon ohne mich vorgegangen.«
    Nachdem er die Rechnung beglichen hatte, verließ er das Gästehaus und wandte sich wie befohlen nach Süden.
    Zu seiner Rechten kam er an einem Pub vorbei, aus dem gelbes Licht auf den Bürgersteig fiel. Früher an diesem Abend hatte er mürrisch in genau diesem Pub gesessen und in sein Glas Lager gestarrt. Da ihm klar war, dass Alkohol ihm bei der ungeklärten Auseinandersetzung mit Edie nicht helfen würde, hatte er das unangetastete Glas einem alkoholisierten Einheimischen in die Hand gedrückt und war wortlos davongeschlichen. Wenn er sich nicht diesem Augenblick der Schwäche ergeben hätte, dann wäre er vielleicht in der Lage gewesen, die Entführung zu verhindern.
    Entschlossen schob Cædmon den Gedanken beiseite. Er konnte die Vergangenheit nicht ändern. Er konnte nur das Hier und Jetzt beeinflussen. Wenn man sie richtig zu benutzen wusste, dann konnte die metallene Nagelfeile, die er

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