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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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sah.
    »Meiner Erfahrung nach ist es eine große Kunst zu entscheiden, inwieweit man seinem Feind vertrauen kann.«
    So wie sie sein Lächeln gespürt hatte, ahnte sie auch, dass es wieder verschwunden war.
    »Es ist meine Schuld, dass du in diesen Schlamassel hineingezogen wurdest. Ich hätte nie zulassen sollen, dass du …«
    Edie legte ihm die Hand auf den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Seit ich dir in der National Gallery of Art begegnet bin, habe ich alles, was ich getan habe, und ich meine alles – dass ich nach England mitgekommen bin, mit dir geschlafen habe, im Laderaum dieses Kühlwagens mitgefahren bin – aus freien Stücken getan. Wir stehen diese Sache gemeinsam durch, Cædmon. Und daran darfst du nicht eine Sekunde lang zweifeln. Keiner von uns konnte auch nur ahnen, dass MacFarlanes Gorilla mir einen Peilsender angesteckt hatte.«
    »Willst du damit sagen, dass die Prügelei in der Gasse nur ein
Vorwand war? Teufel noch mal! Von Anfang an war mir MacFarlane immer einen Schritt voraus.«
    Als sie den Selbstvorwurf in seiner Stimme hörte, hielt sie einen Themawechsel für angebracht. »Wir haben noch sechzehn Stunden, um herauszufinden, was diese zwei Gänse in dem Korb bedeuten. Wir wissen nur, dass eine davon für Philippa steht.« Sie stieß einen Seufzer aus. Sechzehn Stunden waren plötzlich eine sehr kurze Zeitspanne. »Ich wünschte, wir wüssten mehr über Philippa. Abgesehen von der Tatsache, dass sie Galen geheiratet und in ein Kloster eingetreten ist, haben wir herzlich wenig Hinweise.«
    »Das Kloster … Das Kloster ! Das ist es! Du, Edie Miller, bist verdammt noch mal wunderbar!«
    Cædmon begann, mit der Faust gegen die Tür des Schranks zu hämmern.
    »Was zum Teufel ist da drinnen los?«
    »Sagt MacFarlane, dass ich weiß, wo die Bundeslade versteckt ist.«

63
    Vorwärts, Streiter Christi , sinnierte Cædmon stumm, als er bemerkte, dass jeder der vier bewaffneten Männer, die sich um den Tisch versammelt hatten, einen Ring mit dem Jerusalemkreuz an der rechten Hand trug.
    »Und Sie sind absolut sicher, dass die zwei Gänse, die in dem Kirchenfenster abgebildet sind, uns zu der Bundeslade führen?« MacFarlane deutete auf die Zeichnung auf dem Tisch.
    Cædmon, der vor einem Laptop saß, hörte auf zu tippen und nahm sich einen Augenblick Zeit, seinen Gegenspieler zu mustern. Er wusste, dass er diesem Mann nur für einen einzigen Zweck
diente. Sobald er diesen Zweck erfüllt hatte, war er nicht mehr länger in der Lage, Edie zu beschützen.
    Verstohlen warf er einen Blick zu der verschlossenen Schranktür auf der anderen Seite des Zimmers.
    Irgendwie musste er sich einen geeigneten Anreiz einfallen lassen, ein Druckmittel, das er einsetzen konnte, um Edies Freilassung zu erreichen. Bis dahin würde er gerade so viel preisgeben, um MacFarlanes gierigen Appetit anzuregen, aber nicht genug, um seinen Wert zu mindern. Stanford MacFarlane musste weiterhin glauben, dass er die Bundeslade ohne ihn niemals finden würde.
    »Wie ich bereits erwähnte, symbolisiert eine der Gänse Philippa in ihrer Rolle als die gute Haus- und Ehefrau für ihren Gemahl Galen of Godmersham. Nach Galens Tod trat Philippa in ein Nonnenkloster ein, wo sie den Rest ihre Tage verbrachte. Im Hinblick darauf glaube ich, dass die zweite Gans ebenfalls Philippa repräsentiert, denn Nonnen werden oft als die Bräute Christi bezeichnet. Philippa war also sozusagen auch die gute Haus- und Ehefrau von Christus.«
    MacFarlane nahm sich einen Augenblick Zeit, diesen Bissen zu verdauen, der ihm vorgesetzt worden war. »Was hat die Tatsache, dass Galens Witwe Nonne wurde, mit dem Ganzen zu tun?«, fragte er mit argwöhnisch schmalen Augen. Er war schon einmal von jemandem auf einen falschen Pfad gelockt worden. Ganz offensichtlich würde er diesmal nicht ohne ausführliche Straßenkarte vorgehen.
    »Es ist möglich, dass Philippa die Bundeslade mit ins Kloster nahm.« Cædmon deutete mit dem Kinn auf die Suchmaschine der Universität von Oxford, die er im Internet aufgerufen hatte. »Hoffentlich kann ich herausfinden, welchem Orden Philippa beitrat. Das kann allerdings eine Weile dauern, denn im vierzehnten Jahrhundert gab es mehrere Dutzend Orden, die inzwischen nicht mehr existieren.«

    »Zeit ist das Einzige, das wir nur eingeschränkt zur Verfügung haben.«
    Während er auf die Suchergebnisse wartete, konnte Cædmon nicht umhin, sich über MacFarlanes Ungeduld zu wundern. Es ließ ihn vermuten, dass die

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