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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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wenn er das tat, dann gab es keine Hoffnung mehr. Dann deutete er auf Edie und sagte: »Wir müssen beide etwas essen und uns ausruhen.«
    An Edies angespanntem Gesichtsausdruck konnte er erkennen,
dass sie völlig erschöpft war. Sollte sich eine Gelegenheit zur Flucht ergeben, dann musste sie ausreichend ausgeruht sein, um diese Gelegenheit auch nutzen zu können.
    Ungeduldig tippte MacFarlane mit dem Finger auf seine Armbanduhr. »Wenn ich die Bundeslade nicht in sechzehn Stunden in Händen halte, dann werde ich die Frau töten.«
    Obwohl die Verhandlungen bislang halbwegs gesittet verlaufen waren, kam Cædmon das alte Sprichwort in den Sinn, das dem arglosen Gast nahelegt, einen langen Löffel zu benutzen, wenn er mit dem Teufel zu Abend isst.
    »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um die Bundeslade zu finden«, versicherte er seinem Widersacher.
    MacFarlane sah ihm fest in die Augen, und unter seiner beherrschten Miene lauerte eine kaum verhohlene Böswilligkeit. »Verhalten Sie sich wie ein Gast, dann werden Sie auch weiterhin wie ein solcher behandelt. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Glasklar.«

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    »Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich hatte heute schon genug Pommes frites für einen Tag«, murrte Cædmon.
    »Außerdem genug Typen mit Kanonen und andere gruselige Sachen.« Edie kniff die Augen zusammen, denn unter der verschlossenen Tür fiel nur ein schwacher Lichtschein in den Raum. MacFarlanes Vorstellung von Essen und Ausruhen bestand aus einem großen Schrank und ein paar Tüten mit fettig frittierten Kartoffeln.
    »Aber wir werden von dem murmelnden Bächlein, das unter der Mühle durchfließt, in den Schlaf gelullt.«
    Edie gab keine Antwort, denn aufgrund besagten Bächleins
drang zwischen den Bodenbrettern eine feuchte Kälte empor. Sie konnte bereits die Schmerzen in ihren Gelenken spüren.
    »Übrigens, ich habe deine Nagelfeile unter der Innensohle meines Schuhs versteckt.«
    »Da kann ich noch einen draufsetzen. Ich habe tausend Dollar in meinen Stiefel gestopft. Nach dem Angriff in Oxford hatte ich Angst, dass jemand die Umhängetasche stehlen könnte.« Unvermittelt wechselte sie das Thema. »Da ist etwas, das ich dir erzählen muss: Ich kenne Stanford MacFarlane durch und durch.«
    »Tatsächlich?«
    »Natürlich nicht persönlich«, fügte Edie schnell hinzu. »Aber ich kenne seine intimsten Gedanken.«
    »Und wie das?« Das Interesse in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Mein Großvater mütterlicherseits war so was wie ein religiöser Fanatiker. Pops war zwar vielleicht nicht aus demselben, aber doch aus einem ziemlich ähnlichen Holz geschnitzt wie MacFarlane.« Sie lachte bitter, denn die Erinnerung war keine angenehme. »Mein Großvater glaubte, dass die religiöse Freiheit sich nur auf andere evangelikale Christen erstreckte.«
    »Da du noch ein junges Mädchen warst, wundert es mich, dass dir diese Überzeugung nicht, äh …«
    »Eingetrichtert wurde? Dass ich von einer Mutter aufgezogen worden war, die mir immer wieder versichert hatte, dass sie sich ändern würde, und dabei immer wieder versagt hatte, machte mich nicht gerade zu jemandem, der leicht zu überzeugen war. Tief verwurzelte Vertrauensprobleme, nehme ich an.« Vorsichtig brachte sie die Beine in eine andere Position, denn in dem dunklen Schrank war es recht eng für sie beide. »Nachdem ich mir all diese Sonntagspredigten anhören musste, weiß ich, dass Männer wie Pops und Stanford MacFarlane nachts wach liegen, völlig verzehrt von Visionen weltweiter Gottesherrschaft.«
    Sie hielt einen Augenblick lang inne, um sich ihre Unterhaltung
mit MacFarlane wieder in Erinnerung zu rufen. »Allerdings bekomme ich den Eindruck, dass MacFarlane sich im Gegensatz zu Pops für eine Art Patriarchen des Alten Testaments hält.«
    »Einen dieser Bastarde, die beten, bevor sie Blut vergießen, hmm?«
    Edie erschauderte. »Er betet wahrscheinlich gerade in diesem Augenblick, wo wir darüber sprechen.«
    Cædmon legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie an sich. »Solange wir noch eine Hoffnung haben, die Bundeslade zu finden, bist du in Sicherheit. MacFarlane weiß, dass ich mich weigern würde, seine Forderungen zu erfüllen, wenn er dir auch nur ein Haar krümmt.«
    »Du vertraust doch nicht wirklich darauf, dass er sein Wort hält, oder?«
    Da es in dem Schrank zu dunkel war, um Cædmons Gesichtsausdruck deuten zu können, spürte sie sein höhnisches Lächeln eher, als dass sie es

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