Saat des Feuers
Oxford, Oxfordshire, Godmersham, Swanley und …« Er starrte die Liste an.
»Komm schon, Cædmon. Ich kann meinen Atem nicht ewig vor Spannung anhalten.«
»Und Malta«, antwortete er, während er ihr den GPS-Empfänger hinhielt.
»Malta?« Nachdenklich tippte sie sich mit dem Finger auf die gespitzten Lippen, während sie den Bildschirm musterte. »Auch wenn Erdkunde nicht gerade meine Stärke ist, glaube ich mich zu erinnern, dass Malta eine klitzekleine Insel im Mittelmeer ist. Glaubst du, dass MacFarlane dorthin unterwegs ist?«
»Wenn man bedenkt, dass diese Liste von Karten exakt mit MacFarlanes bekannten Bewegungen der letzten zweiundsiebzig Stunden übereinstimmt, dann müssen wir davon ausgehen, dass Malta sein Ziel ist.« Wie ironisch in Anbetracht der Tatsache, dass die winzige Insel einst die Heimat der Ritter des Malteserordens gewesen war, genau jenes Ordens kriegerischer Mönche, dem Galen of Godmersham angehört hatte.
»War es nicht Malta, wo der heilige Paulus auf dem Weg nach Rom Schiffbruch erlitten hatte?«
»Hmm? Äh, ja«, antwortete er, aus seinen Gedanken gerissen.
»Da die Insel mitten zwischen Afrika und Europa liegt, wurde sie von vielen berühmten und berüchtigten Menschen besucht.«
»Aber warum sollte MacFarlane die Bundeslade nach Malta bringen?«
Ratlos zuckte Cædmon die Schultern. »Die Träume eines Wahnsinnigen sind schwer zu entschlüsseln.«
»Ich schätze, es wird schwierig sein, die Bundeslade aus England herauszubekommen, da die Flughafenkontrollen so streng sind.«
»Weshalb Stanford MacFarlane zweifellos ein Boot benutzen wird. Ein unverdächtiger Fischkutter, der mitten in der Nacht den Hafen verlässt, klingt recht plausibel.« Während er sprach, fing plötzlich das Mobiltelefon in seiner Tasche an zu klingeln.
»Was ist das?«
Cædmon schob die Hand in die Tasche seines Anoraks, zog das Handy heraus, das er Sanchez abgenommen hatte, und warf einen Blick auf das Display.
»Wenn ich mich nicht gewaltig täusche, dann hat Stanford MacFarlane uns gerade seinen nächsten Schachzug mitgeteilt«, meinte er und zeigte ihr die Nachricht: »43-2-28-70-113-63-52-87- 31-6-129-101-75-46-135-95-72-141«.
»Schau sich das einer an! Das ist eine Art Textnachricht von Rosemont Security Consultants. Obwohl ich nicht weiß, ob ich das überhaupt eine Textnachricht nennen würde. Das ist nichts als eine Zahlenreihe.«
»Ein Zahlen code , würde ich sagen.« Cædmon vermutete, dass Stanford MacFarlane über solche Kurzmitteilungen via Mobiltelefon mit seinen Männern Kontakt hielt, eine brillante Kommunikationsmethode im Satellitenzeitalter, die es MacFarlane ermöglichte, seine Befehle simultan um die ganze Welt zu senden.
»Wenn wir nur den Chiffrierschlüssel hätten«, murmelte er.
»Glaubst du, es hat irgendetwas mit der Karte von Malta auf dem GPS-Empfänger zu tun?«
»Hmmm … schwer zu sagen.« Sein Blick flog zwischen dem
Empfänger und dem Mobiltelefon hin und her. »Vermutlich nicht – Harliss war der Einzige von MacFarlanes Leuten, der einen Satellitenempfänger bei sich hatte. Ich vermute, dass MacFarlane seine Schachfiguren sehr vorsichtig bewegt und seinen Masterplan nur häppchenweise preisgibt.«
»Und wo fangen wir mit der Jagd an?«
»Auf Malta. Allerdings gibt es von diesem Augenblick an kein ›wir‹ mehr.«
Edies braune Augen funkelten wütend. »Also willst du mich abservieren und MacFarlane alleine hinterherjagen.«
»Ich habe vor, die Bundeslade zurückzuholen, ja.« Er stand von der Bank auf, ging zu einem Abfalleimer und warf seinen Kaffeebecher hinein.
Er machte sich keine Illusionen über die Schwierigkeit der Aufgabe, die er sich gestellt hatte. MacFarlane aufzuspüren und die Bundeslade zurückzuholen, würde sich aller Wahrscheinlichkeit nach als unmögliches, wenn nicht sogar tödliches Unterfangen erweisen. Doch versuchen musste er es. Der GPS-Empfänger hatte sich als ein Geschenk Gottes herausgestellt. Nun wusste er wenigstens, wo er nach seinem Erzfeind suchen musste.
Edie packte ihn am Handgelenk und zog ihn zurück auf die Bank. »Ich weiß, dass du dir Sorgen um mich machst, aber die Bundeslade zurückzuholen ist kein Ein-Mann-Job. Du wirst jede Hilfe brauchen, die du kriegen kannst, wenn du MacFarlane und seine Gotteskrie…«
»Ich kann dich nicht mitnehmen.«
»Warum nicht?«
»Weil ich nicht die Zeit habe, dir erst beizubringen, allein aufs Töpfchen zu gehen.«
»Du arroganter Mistkerl!« Sie sprang auf die
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