Saat des Feuers
und ein Tellerchen mit geviertelten Zitronen.
» Grazzi «, bedankte sie sich auf Maltesisch; sie hatte ein paar der wichtigsten Redewendungen aus dem Reiseführer, den sie aus der Hotellobby mitgenommen hatten, auswendig gelernt. Die Antwort brachte ihr ein breites Lächeln ein.
Aus dem Augenwinkel sah Cædmon Edie dabei zu, wie sie eine Zitrone ausdrückte, nicht über ihrem Tintenfisch, sondern in ihre Cola. Er beobachtete sie weiter, wie sie die Lippen um das Ende des fuchsienfarbenen Strohhalms schloss. Er konnte sich noch gut erinnern, wie ihre Lippen ihn heute Morgen umschlossen hatten.
Beruhige dich. Jetzt ist nicht die richtige Zeit für lüsterne Gedanken und pubertäre Sehnsüchte.
Mit neuer Konzentration fuhr er damit fort, die Koordinaten, die er im Datenspeicher des GPS-Empfängers entdeckt hatte, auf eine topografische Karte der Umgebung zu übertragen. Für den Fall, dass der Akku des GPS-Empfängers plötzlich den Geist aufgeben sollte, wollte er sicherheitshalber eine Kopie in Papierform haben.
»Also, wenn ich mir das von hier aus ansehe, scheint Malta ja nicht gerade eine große Insel zu sein.«
»Knapp zweihundertfünfzig Quadratkilometer. Ungefähr so groß wie die Isle of Wight.« Er trug die letzten Koordinaten ein. »Ah!
Ich glaube, ich habe einen Ort.« Begeistert darüber, dass er es so schnell geschafft hatte, zeigte er auf eine kleine Landzunge an der Südwestküste.
Edie spähte auf die Karte. »Calypso’s Point«, las sie laut. »Herrje, das ist ja nicht größer als mein Vorgarten. Was bedeuten diese Wellenlinien?« Sie deutete auf die Höhenlinien, die eine topografische Karte von der gewöhnlichen Touristenkarte unterscheiden.
»Das bedeutet, dass wir an einer Klippe hochklettern müssen. Es gibt zwar eine Straße, die dort hinaufführt, aber wir müssen davon ausgehen, dass MacFarlane die bewachen lässt.«
Er winkte den Barmann zu sich, und als der junge Mann herkam, drehte Cædmon die Karte zu ihm um. »Kennen Sie vielleicht zufällig einen Ort namens Calypso’s Point?«
Der Barmann warf nur einen flüchtigen Blick auf die Karte. » Iva , den kenne ich gut. Er war früher ein Versteck der Barbareskenpiraten, bis die Ritter sie besiegten. Aber …«, er zuckte die Schultern, »warum wollen Sie dorthin? Da ist nichts. Nur Seevögel und die Ruinen des St. Paul’s torri .«
Ein verlassener Turm … Wie interessant. Zweifelsohne ein Signalturm, der einst von den Rittern des Malteserordens benutzt worden war.
»Tatsächlich sind es die Vögel, die ich sehen möchte«, log er aalglatt und drehte die Karte wieder zu sich herum. »Ich bin so etwas wie ein Vogelbeobachter. Kennen Sie zufällig jemand, der uns mit dem Boot dorthin bringen würde?«
»Mein Schwager hat ein Fischerboot. Ich bin mir sicher, er könnte sich überreden lassen, Sie dorthin zu fahren. Vorausgesetzt, der Preis stimmt.«
»Er braucht nur zu sagen, wie viel er haben möchte, allerdings würde ich gerne noch heute am späten Abend losfahren.«
Wenn der junge Mann es eigenartig fand, dass jemand mitten in der Nacht Vögel beobachten wollte, dann ließ er es sich nicht anmerken. Er kritzelte die Telefonnummer seines Schwagers auf eine
Papierserviette, dann wandte er sich einem korpulenten Chirurgen zu, der von den »mächtig leckeren Pasteten« schwärmte.
Erleichtert darüber, dass die Logistik geregelt war, faltete Cædmon die Karte zusammen und schob sie in die Tasche seines Anoraks. Da er noch eine Sache zu erledigen hatte, warf er einen Blick durch die Glastüren der Bar in das sogenannte »Business-Center«. Einer der Vorzüge des Hotels bestand nämlich darin, dass man Computer, Faxgerät und einen Farbkopierer kostenlos benutzen konnte. Während der letzten zwanzig Minuten war der Computer besetzt gewesen.
»Ist er noch da?«
»Wenn du wissen willst, ob ich immer noch seinen Glatzkopf sehen kann, dann lautet die Antwort Ja.«
»Warum brauchst du überhaupt einen Computer? Wir haben doch alles, was wir brauchen, an dem Computer auf der Fähre erfahren. Oder zumindest dachte ich das.«
»Ich brauche den Computer, weil ich ein Dossier für das britische Konsulat zusammenstellen will. Wenn wir bis morgen früh nicht ins Hotel zurückgekehrt sind, dann wird das Dossier an das Konsulat hier in Valletta geschickt. Und von dort aus wird es an den britischen Geheimdienst weitergeleitet. Dann sind hoffentlich die Jungs im Thames House erfolgreich, wenn wir scheitern.«
»Du redest von deinen alten
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