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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers
Autoren: C Palov
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anderen Seite des Salons stillte eine gestresste Mutter freimütig ihr Kind.
    »Ich möchte dich nur darauf hinweisen, dass das derselbe Verschlüsselungscode ist, der euch Yankees eure Unabhängigkeit einbrachte.«
    Edies Augen weiteten sich erstaunt. »Du machst Witze, oder?«
    »Nicht im Geringsten. Dieser besondere von Benjamin Franklin kreierte alphanumerische Code wurde verwendet, um Nachrichten zwischen dem Kontinentalkongress und sympathisierenden französischen Diplomaten zu verschlüsseln. Würdest du gern die Ehre haben?« Cædmon bot ihr den Bleistift an.
    Zuerst warf Edie einen Blick auf die alphanumerische Tabelle, die er anhand MacFarlanes Website erstellt hatte.

    Dann betrachtete sie die Zahlenreihe der Textnachricht: 43-2-28- 70-113-63-52-87-31-6-129-101-75-46-135-95-72-141.
    »Wünsch mir Glück!«
    Da Cædmon bereits die ganze Arbeit geleistet hatte, brauchte sie nur wenige Augenblicke, um die verschlüsselte Nachricht zu dechiffrieren: » Felsendom Id al-Adha «.
    Keiner von beiden sagte ein Wort. Edie war sich nicht ganz sicher, was die Botschaft – wenn überhaupt – bedeutete.
    »Der Felsendom ist der große, vergoldete islamische Schrein auf der Spitze des Tempelbergs, richtig?«
    »Die berühmteste Silhouette der Skyline von Jerusalem«, bestätigte er, und Edie registrierte seinen heiseren Tonfall.

    »MacFarlanes Botschaft sagt dir etwas, nicht wahr?«
    Cædmon, der immer noch auf die entschlüsselte Botschaft starrte, nickte langsam. »Ich weiß jetzt, warum Stanford MacFarlane und alle seine Männer einen Ring mit dem Jerusalemkreuz tragen. Wie du dich zweifellos erinnerst, war das Jerusalemkreuz das Symbol der mittelalterlichen Kreuzritter, die die Heilige Stadt im Jahre 1099 eroberten.« Während der ganzen Zeit wandte er den Blick nicht von der entschlüsselten Nachricht.
    »Und warum denkst du, dass das von Bedeutung ist?«, bohrte sie nach, nicht ganz sicher, ob sie die Antwort wissen wollte. »Weil Jerusalem ihnen nicht einmal hundert Jahre lang gehörte. Die Muslime unter Saladin eroberten die Stadt im Jahr 1187 wieder zurück.« Cædmon, der plötzlich wie ein trauriger Kreuzritter aus einem mittelalterlichen Holzschnitt aussah, wandte den Kopf. »Ich glaube, MacFarlane hat die Mission der Kreuzritter wiederaufgenommen.«
    »Welche Mission?«
    »Wie die mittelalterlichen Kreuzritter beabsichtigen MacFarlane und seine Männer, die Heilige Stadt zu erobern, und ihr erstes Ziel ist der Felsendom.«
    Edie fiel die Kinnlade herunter. »Wann? Wie?«
    »Ich habe keine Ahnung, wie. Aber was das Wann angeht, wollen sie anscheinend am islamischen Feiertag Id al-Adha angreifen. Der in diesem Jahr, wenn ich mich nicht gewaltig irre, auf den 8. Dezember fällt.«
    »Aber das ist ja schon in zweieinhalb Tagen!«

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    »Was uns sehr wenig Zeit lässt.«
    »Also willst du damit sagen, dass MacFarlane vorhat, am 8. Dezember den Felsendom zu zerstören?«

    »Es passt jedenfalls zu seinem apokalyptischen Getue. Und dass er diesen Tag gewählt hat, zeigt auch eine gewisse Ironie, denn Id al-Adha ist das muslimische Opferfest, das an den Tag erinnert, an dem Abraham seinen geliebten Sohn Ismael opfern wollte, um damit seine Liebe zu Allah zu beweisen. Der Felsendom steht exakt auf der Stelle, an der das Opfer stattfinden sollte. Es ist auch die Stelle, an der der Prophet Mohammed in den Himmel auffuhr. Was den Felsendom zur drittheiligsten Stätte des Islam macht.«
    »Gleich nach Mekka und Medina.«
    Er nickte, erschüttert von MacFarlanes dunkler Vision. Id al-Adha. Das Opferfest. Der Tempelberg wäre überfüllt mit muslimischen Gläubigen. Mit Tausenden.
    »Vielleicht dürfen wir nicht schwarzsehen. Ich meine, die verschlüsselte Botschaft erwähnt ja nicht ausdrücklich die Zerstörung des Felsendoms«, nahm Edie die Rolle des Advocatus Diaboli ein.
    »Aber MacFarlane hat eindeutig erklärt, dass er vorhat, die Bundeslade im neu erbauten Tempel aufzustellen«, konterte er. »Und es ist sicher kein Zufall, dass der Felsendom sich genau an der Stelle befindet, an der einst Salomons Tempel stand.«
    »Salomons Tempel?« Mit einem langen, wortlosen Blick sah Edie ihn an, und ihre Pupillen hatten sich zu winzigen Punkten verengt. »Oh Gott … Das wusste ich nicht«, murmelte sie. »Das ändert alles.«
    »Das Schreckliche an der Wahrheit ist, dass man sie manchmal findet. Da der Tempelberg ein heiliger Ort für jede der drei bedeutendsten Weltreligionen ist, war er jahrhundertelang eine der am
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