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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers
Autoren: C Palov
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Kumpels beim MI5, stimmt’s?«
    Er nickte. »Man braucht kein Hellseher zu sein, um zu wissen, dass Stanford MacFarlane die Bundeslade nicht ohne Kampf wieder hergeben wird.«
    »Nicht ohne tödlichen Kampf«, murmelte Edie. Cædmon konnte sehen, dass sie immer noch erschüttert über die Botschaft war, die sie entschlüsselt hatten. Einige Sekunden lang starrte sie in ihr Colaglas, und das einzige Geräusch war ein dumpfes Kling-kling , während sie mit dem Strohhalm darin herumrührte.
    Unvermittelt hörte sie damit auf.
    »Ich muss ständig an dieses Sprichwort denken: ›Alles hat einmal
ein Ende.‹ Und ich kann nicht anders, ich muss mich einfach fragen, ob das der Anfang vom Ende ist.«
    Cædmon, dessen Gedanken in eine ähnliche Richtung gingen, sah durch das zweite Paar Glastüren, die auf eine Terrasse führten, nach draußen. Das Hotel lag auf einer malerischen Anhöhe mit Blick aufs Wasser. Die Sonne war bereits dabei, im Meer zu versinken, und schuf eine herrliche Farbexplosion aus Orange und Magenta, so wunderschön, dass es beinahe schmerzte. Zu seiner Rechten erhob sich die barocke Stadt Sliema, ein glänzendes Gewirr steinerner Fassaden, als hätte das Meer sie hervorgebracht.
    Wie bin ich da nur hineingeraten? Was noch wichtiger war: Wie hatte er Edie da so tief mit hineingezogen?
    Zuerst war es einfach nur schlichte akademische Neugier gewesen. Die Bundeslade. Wenn er sie finden könnte, wenn er sie in Händen halten könnte, dann könnte er sich dadurch vor dem Mann beweisen, der seine akademische Karriere beendet hatte. Und seinem längst verstorbenen Vater beweisen, dass …
    »Ich habe Angst«, durchbrach Edies zitternde Stimme seine Gedanken. »Was, wenn wir ihn nicht aufhalten können? Wir konnten ihn nicht daran hindern, sich die Bundeslade zu schnappen.«
    Er wandte den Kopf und sah Edie tief in die traurigen braunen Augen. »MacFarlane kann uns zwar schlagen, aber Wissen hat eine ganz eigene Macht.«
    »Es sind die Waffen und die Kugeln, die mich beunruhigen.«
    »Die können einen nur töten. Aber das Wissen lebt weiter.«
    Sie legte ihm eine Hand aufs Knie und beugte sich zu ihm. »Das hier auch«, flüsterte sie und streifte seine Lippen mit einem Kuss.

81
    Wie ein Geizhals, der sein Geld zusammenhält, warf die Mondsichel ihr fahles Licht knauserig auf die rauen Wellen. Mit gelöschten Lichtern näherte sich das kleine Fischerboot langsam dem kahlen Kalksteinfelsen in der Ferne. Calypso’s Point. Der Kapitän, ein runzeliger Seebär, der kein Wort Englisch sprach, stand am Steuer. Er war für seine Gefälligkeit reichlich entschädigt worden, deshalb kümmerten ihn die Eigentümlichkeiten dieser Fahrt nicht im Geringsten.
    Cædmon saß Edie gegenüber und schaute sie an. In der tintenschwarzen Dunkelheit war nur das blasse Oval ihres Gesichts zu sehen; sie trugen beide Taucheranzüge mit passenden schwarzen Hauben.
    »Weißt du, vielleicht sollten wir das wirklich dem britischen Geheimdienst überlassen«, flüsterte sie mit gedämpfter Stimme. »Noch ist es nicht zu spät.«
    Er beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel. »Die Geheimdienste werden zwar alles in ihrer Macht Stehende tun, um einen Terroranschlag am Tempelberg zu verhindern, aber sie können erst eingreifen, wenn sie einen handfesten Beweis haben, dass MacFarlane diese undenkbare Tat auch tatsächlich durchführen will. Allerdings bin ich solchen Vorschriften nicht mehr verpflichtet.«
    »Ja, aber außer MacFarlane zu töt…« Sie schlug sich die Hand vor den Mund. Eine Sekunde später ließ sie sie wieder sinken. »Das ist es, was du vorhast, nicht wahr?«
    »Um eine Schlange zu töten, muss man ihr den Kopf abschlagen.«
    »Aber was ist, wenn die Schlange sich umdreht und dich beißt?«
    Anstatt ihre Frage zu beantworten, meinte er: »Ich denke, du solltest mit dem Kapitän nach Valletta zurückfahren.«

    »Ich habe es dir schon einmal gesagt, du wirst mich schon bewusstlos schlagen müssen, um mich daran zu hindern, mit dir nach Calypso’s … Was ist passiert?«, zischte sie erschrocken.
    »Kein Grund zur Aufregung. Der Kapitän hat nur den Motor abgestellt.«
    »Also ist das hier unsere Endstation, was?« Sie starrte den abweisenden Felsvorsprung an, der vor dem kleinen Boot aufragte.
    Cædmon spähte nach oben. Das Kalksteinkliff erhob sich nahezu zweihundert Meter über den Meeresspiegel. »Ja, ich weiß. Es sieht ziemlich schauerlich aus.« Er trat an den Rand des Bootes, und seine
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