Saat des Feuers
konnte, flammte ein Flutlicht auf und erhellte die ganze Umgebung.
»Sie wären gut damit beraten, Mr. Aisquith, die Waffe auf den Boden zu legen. Sehr, sehr langsam.«
Völlig ruhig, ohne auch nur über die Schulter zu blicken, löste Cædmon den ledernen Schulterriemen der Maschinenpistole. Die Waffe in der linken Hand, die rechte Hand in die Höhe haltend, sodass sie gut zu sehen war, bückte er sich langsam und legte die Maschinenpistole auf den Boden.
Stanford MacFarlane trat vor, hob die Waffe auf und reichte sie Boyd Braxton.
»Hier, Junge. Sie sehen aus, als könnten Sie die hier gebrauchen.«
Immer noch gekrümmt und um Atem ringend richtete Braxton
sich gerade genug auf, um die Waffe direkt auf Cædmons Brust zu richten.
Ohne nachzudenken packte Edie MacFarlane am Arm, da er der einzige Mann war, der Braxton davon abhalten konnte, den Abzug zu drücken.
»Von Christ zu Christ … lassen Sie nicht zu, dass er das tut«, flehte sie, bereit, sich ihm vor die gestiefelten Füße zu werfen, wenn das nötig war, um Cædmons Leben zu retten.
»Sie sind keine Christin!«, brüllte MacFarlane, das Gesicht zu einer hässlichen Fratze verzerrt. »Sie sind eine Hure!«
88
»Und Sie sind ein widerlicher Schandfleck auf einem schneeweißen Laken«, zischte Cædmon MacFarlane an, da ihm als Waffe nur noch Worte blieben.
Der Colonel, der ungehorsame Worte oder Taten nicht gewohnt war, sah aus, als bekäme er einen Schlaganfall. Wie ein Prophet des Alten Testaments kurz vor einem Hirnschlag.
»Ich will, dass er durchsucht wird, bevor er getötet wird«, bellte MacFarlane einen seiner Männer an.
Cædmon, dem die Situation völlig entglitten war, stand bewegungslos da, während ein Muskelprotz mit rasiertem Schädel ihn grob nach Waffen abtastete. Die Taschenlampe warf er beiseite, das GPS-Gerät und das Tauchermesser gab er seinem Anführer. MacFarlane musterte die beschlagnahmten Gegenstände kurz, bevor er sie einem anderen seiner Männer anvertraute.
Immer noch nach Atem ringend erhob Braxton sich zu voller Größe und verwandelte sich von einem verwundeten Bären in einen furchteinflößenden Berg von einem Mann. »Sagen wir einfach, ich werd dich nicht vermissen, wenn du weg bist.«
Cædmon hatte immer gewusst, dass es einmal so enden würde, deshalb starrte er seinem Henker trotzig ins Gesicht. Dabei tauchte Goyas berühmtes Gemälde Die Erschießung der Aufständischen vor seinem inneren Auge auf. Blutvergießen und Gewalt waren das Glied, das eine Epoche unausweichlich mit der nächsten verkettete.
»Wende das Gesicht ab, Weib«, befahl MacFarlane. »Es sei denn, du hast eine Vorliebe für Blutvergießen.«
»Sie töten ihn, Sie töten den Boten!«
Als Cædmon das hörte, ruckte sein Kopf in Edies Richtung.
Den Boten?
Was in Gottes Namen hatte sie vor? Eindeutig eine List, aber er hatte keine Ahnung, was sie mit der Lüge meinte oder bezwecken wollte. Damit, dass sie ihm die Rolle eines glücklosen Boten übertrug.
Edie verblüffte jeden Anwesenden einschließlich Cædmon, als sie fortfuhr: »Und irgendetwas sagt mir, dass Sie hören wollen, was der MI5 zu sagen hat. Sie wissen alles über Ihren geplanten Terroranschlag auf den Felsendom. Gut für Sie, dass sie die Bundeslade wollen, was der Grund ist, warum sie sich auf einen Deal einlassen wollen. Aber alle Angebote sind vom Tisch, wenn Sie Cædmon Aisquith niederschießen. Die Jungs der Queen haben es nicht gern, wenn man einen von ihnen umbringt. Ehrlich gesagt würden sie es sehr persönlich nehmen, wenn ihm etwa zustoßen sollte.«
Obwohl MacFarlanes Gesicht im Schatten lag, konnte Cædmon sehen, dass der ältere Mann nicht im Geringsten überrascht schien, von seiner Verbindung zum MI5 zu hören.
Teufel noch mal! Edies List könnte tatsächlich funktionieren. Zweifellos hatte Stanford MacFarlane, wie die meisten Amerikaner, Ehrfurcht vor dem Mighty Five.
Mit einer schroffen Handbewegung bedeutete MacFarlane Boyd Braxton, sich zurückzuhalten. Mit schmalen Augen ließ der Hüne die Maschinenpistole sinken. Dann knurrte er wie ein tollwütiges Tier und wackelte dreist mit dem Zeigefinger vor dem Abzug.
Die wortlose Botschaft war deutlich – mit nur einem Fingerdruck konnte er augenblicklich Cædmons Leben ein Ende setzen.
Da er über Braxton keine Kontrolle hatte, wandte Cædmon seine Aufmerksamkeit stattdessen dem Befehlshaber des Riesen zu. Und er wusste genau, dass die besten Lügen aus der Wahrheit geschmiedet wurden. Also sagte
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