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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers
Autoren: C Palov
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die Waffe aus der Hand, da ein Schuss seinen Untergang bedeuten würde. Dann schlang er sich die Maschinenpistole am Schulterriemen über die Schulter, ging neben dem toten Wachposten in die Hocke und nahm ihm das Sprechfunkgerät ab, das Segen und Fluch zugleich war. Er konnte damit zwar die Bewegungen der Wachposten in und um den Turm herum verfolgen, aber wenn der Mann keine Meldung mehr machte, würden MacFarlane und seine Handlanger wissen, dass sie einen Feind in ihrer Mitte hatten.

84
    Edie setzte sich auf und hustete trocken, denn die kalte Seeluft schmerzte in ihrer Lunge.
    Verdammter Cædmon Aisquith.
    Der Kopf tat ihr weh. Der Körper tat ihr weh. Und – was nicht überraschend war- das Herz tat ihr weh, weil Cædmon ihr nicht zugetraut hatte, das Ihrige zu leisten. Was hatte er also getan? Er hatte sie abgesägt. Ohne Warnung. Ohne Diskussion. Einfach nur Peng , das war’s, Lady!
    Sie rollte sich auf alle viere und kam unbeholfen auf die Füße. Dann sah sie auf ihr Handgelenk. Keine Uhr. Da die billige Timex nicht wasserdicht war, hatte sie sie im Hotel gelassen.
    Wie lange war sie wohl weggetreten? Hoffentlich nicht zu lange.
    Mit einem Ächzen bückte sie sich und hob die Taschenlampe auf.
    »Wie rücksichtsvoll«, murmelte sie und wünschte sich, ihr unentschuldigt abwesender Partner hätte ihr stattdessen lieber eine Schachtel Aspirin dagelassen.
    Da ihr klar war, dass ihre Wut sie nicht von diesem schmalen Streifen Strand wegbringen würde, legte Edie den Kopf in den Nacken und spähte nach oben. Die Klippe wirkte wie eine uneinnehmbare Festung. Eine Festung, die sie zu erklimmen gedachte. Erst vor wenigen Monaten hatte sie die Kletterwand in einem der größten Sportartikelläden Washingtons bezwungen.
    Also, ich bin startklar.
    Cædmon hatte etwas von einem Pfad erwähnt, also suchte sie die felsige Küstenlinie ab, schaltete die Taschenlampe ein und folgte den Fußspuren, die er im Sand hinterlassen hatte, gute zehn Meter weit.
    Geradewegs bis zum Fuß des Pfades.
    Aus Angst, dass die Taschenlampe Aufmerksamkeit erregen
könnte, schaltete sie sie aus und befestigte sie an einer der Gummischlaufen am Bund ihrer Hose. Nun hatte sie die Hände frei und begann vorsichtig mit dem Aufstieg über die in den Fels gehauenen Steinstufen. Sie fragte sich, ob es die Korsaren oder die Malteserritter gewesen waren, die diese Art Treppe in den Felshang gemeißelt hatten. Zweifellos könnte Cædmon diese unbedeutende Information mühelos aus dem Hut zaubern. Wenn er hier wäre.
    Soll ihn doch der Teufel holen. Der Mann glaubte doch tatsächlich, dass er es mit diesem Weltuntergangspropheten ganz alleine aufnehmen konnte. MacFarlane würde sich mit Händen und Füßen wehren. Und seine treuen Anhänger würden noch weitaus tödlichere Waffen einsetzen.
    Dieser Gedanke spornte sie an, und sie warf einen Blick hinter sich, nur um festzustellen, dass sie erst die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte. Ihr Atem ging zusehends schwerer, und sie stellte fest, dass sie jämmerlich außer Form war, doch sie kämpfte sich weiter nach oben, und schließlich erreichte sie durch schiere Willenskraft das Plateau; ihre Beinmuskeln hatten sich längst in Gummi verwandelt. Sie hatte sich die Handfläche aufgerissen, doch da sie nichts hatte, um sie zu verarzten, wischte sie sich das Blut einfach am Hosenbein ab.
    Sie befand sich auf einem flachen Felsrücken, einem unbarmherzigen Ort, der bei Tageslicht wohl wie die kahle Oberfläche eines Asteroiden wirken musste. Nur der schwache Duft nach Rosmarin ließ erahnen, dass es hier tatsächlich eine Art von Vegetation gab.
    In der Ferne konnte sie einen hohen Turm erkennen. Da das das einzige Gebäude in Sicht war, wandte sie sich in diese Richtung.
    Als sie näher kam, sah sie einen großen, mit einer Plane geschlossenen Lastwagen vor dem Turm parken, die Art von Fahrzeug, die man in einem Militärcamp findet. In der Hoffnung, dass er nicht voller bewaffneter Soldaten war, hielt sie darauf zu. Sie versuchte, möglichst weit unten zu bleiben, und rannte tief gebückt. So wie die Leute in den Filmen immer herumhuschten.

    Doch sie war noch nicht weit gekommen, als sie einen Bär von einem Mann aus dem Turm kommen und auf den Lastwagen zugehen sah.
    Boyd Braxton.
    Entsetzt kam Edie abrupt zum Stehen. Sie brauchte schnellstens irgendeine Waffe, also hob sie einen scharfkantigen Felsbrocken vom Boden auf.
    Gott, gib mir Kraft.
    Die Art von Kraft, die es Samson ermöglicht hatte,
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