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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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war eine bunte Mischung aus weiblichen Priestern, schwulen Diakonen und gemischtrassigen Paaren. Menschen aller Couleur, vereint in gemeinsamer Freude. Eine gesegnete Zusammenkunft. Edie wusste nicht, ob es eine Art der Rebellion gegen die Religion ihrer Jugend war, aber sie liebte die Sonntagsgottesdienste in der St. Mattie’s. Zweifellos drehte Opa sich einmal in der Woche im Grabe um.
    »Wie es scheint, ist Stanford MacFarlane ein dicker Fisch in einem ziemlich trüben Teich«, meinte Cædmon und lenkte Edies
Aufmerksamkeit wieder zurück auf den Bildschirm. »Meiner Erfahrung nach sind von Hass verzehrte Menschen, die sich in den Deckmantel der Religion hüllen, die gefährlichsten Menschen der Welt.«
    »Sie brauchen nur die Zeitungen zu lesen. Religiöser Fanatismus ist ein weltweites Phänomen.«
    »Was die Frage aufwirft: Warum hat eine Gruppe fanatischer Christen eine der heiligsten aller Reliquien gestohlen?«
    Edie zuckte die Schultern. »Ich habe keine Ahnung.«
    »Ich auch nicht. Aber ich bin versessen darauf, die Antwort herauszufinden.«

24
    Draußen vor dem Hotelfenster war der Tag kalt und feucht angebrochen, und kein Sonnenstrahl spendete auch nur den kleinsten Hoffnungsschimmer. Edie starrte durch die blattlosen Bäume auf die sich windende Prozession von Scheinwerfern der frühmorgendlichen Autofahrer, verloren in einer beneidenswerten Welt voller unerledigter Weihnachtseinkäufe, überfälliger Rechnungen und Weihnachtsfeiern im Büro.
    Sie seufzte, und ihr Atem hinterließ einen beschlagenen Fleck auf der Fensterscheibe.
    »Noch ist nicht alles verloren«, sagte Cædmon hinter ihr, und seine Stimme überraschte sie.
    Edie drehte sich zu ihm um. Ihr war nicht bewusst gewesen, dass ihre trübe Stimmung so offensichtlich war. »Warum fällt es mir dann so schwer, eine Antwort zu finden, die einen Sinn ergibt? Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe mich die ganze Nacht herumgewälzt bei dem Versuch herauszufinden, warum ein ehemaliger Colonel der US Marines, der nun ein Söldnerunternehmen
betreibt, Dr. Padgham ermorden lassen sollte.« Mit einer Handbewegung wehrte sie einen Einwand ab. »Ich weiß, die Steine des Feuers … Aber mussten sie deshalb gleich …«
    Als sie ein dumpfes Geräusch vernahm, lief Edie zur Tür des Hotelzimmers, schloss sie auf und schnappte sich die soeben unentgeltlich gelieferte Ausgabe der Washington Post von der Fußmatte. Nachdem sie die Tür wieder geschlossen und verriegelt hatte, blätterte sie schnell durch die Zeitung, wobei sie die Titelstory über den terroristischen Angriff auf die National Gallery of Art ignorierte. Stattdessen suchte sie nach einer Überschrift, einem Foto, einem Artikel versteckt im Lokalteil, irgendetwas über einen dreifachen Mord im Hopkins-Museum.
    »Es steht nichts in der Zeitung. Wie kann das sein? Es muss doch inzwischen jemand Dr. Padgham und die zwei toten Wächter gefunden haben.« Sie schleuderte die Zeitung auf ihr ungemachtes Bett.
    »Es sind erst weniger als vierundzwanzig Stunden vergangen, seit die Morde begangen wurden«, rief Cædmon ihr ruhig in Erinnerung. Er war frisch geduscht und rasiert, was erklärte, warum er nur zur Hälfte bekleidet war und ihm das rote Haar am Kopf klebte. Das weiße Unterhemd, das er trug, ließ seine breiten Schultern und den schlanken, langgliedrigen Körperbau erkennen.
    »Ja, aber die Nachtschicht müsste inzwischen die Leichen entdeckt haben. Die Wächter sollen alle dreißig Minuten ihre Runden im Museum machen. Und ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass Linda Alvarez aus der Lohnbuchhaltung immer pünktlich um sieben Uhr ins Museum kommt. Sie muss dabei direkt an Dr. Padghams Büro vorbei, um zu …« Edie brach ab, als ihr plötzlich ein Gedanke kam. »Sobald sie das Computerprotokoll im Museum kontrollieren, wird die Polizei wissen, dass ich im Museum war, als Dr. Padgham umgebracht wurde. Was mich zu einer Täterin auf der Flucht macht.«
    Um Cædmons Mundwinkel zuckte es. »Eine Täterin auf der Flucht wohl kaum.«

    »Nun ja, dann eben eine mögliche Verdächtige. So nennen sie das doch immer in den Krimiserien, oder etwa nicht?« Sie starrte ihr Spiegelbild an, das ihr aus dem Wandspiegel entgegensah. Als sie fühlte, dass ihre Augen zu brennen begannen, drehte sie Cædmon den Rücken zu, aus Angst, dass der Damm brechen könnte.
    Seit dem gestrigen Nachmittag kämpfte sie gegen den Ansturm der Tränen an, und sie war es müde, stark sein zu müssen. Sie wollte sich

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