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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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und Cædmon darauf warteten, dass der Computer hochfuhr.
    Der Nachtportier des Hotels, ein Jurastudent der nahe gelegenen George Mason University School of Law, hatte ihnen erlaubt, einen Computer im hinteren Büro zu benutzen. Der Raum war eher eine kleine Abstellkammer, in dem sich Plastikbehälter und Schachteln stapelten. Seite an Seite saßen sie vor dem Computer, Cædmon im einzigen Drehstuhl und Edie auf einem großen Plastikeimer, um im Internet auf Spurensuche zu gehen. Was Cædmon allerdings dort finden wollte, war ihr ein Rätsel.
    »Während meines Studiums in Oxford habe ich mich kurz in Ägyptologie versucht«, beantwortete Cædmon ihre Frage. »Das war, bevor ich völlig von den Tempelrittern in den Bann geschlagen wurde und die Lager wechselte, wie ihr Yankees zu sagen pflegt.«
    »Tempelritter? Ja, das kann ich verstehen.« Ebenfalls einen persönlichen kleinen Leckerbissen von sich preisgebend meinte sie: »Ich habe einen Master in Frauenforschung.«
    Mit einem Grinsen zwinkerte Cædmon ihr zu. »Ein beinahe ebenso obskures Studienfach wie Mediävistik. Und dann machen Sie Digitalfotos im Hopkins-Museum?«
    »Frau muss ja schließlich auch von etwas leben.«
    Sie genoss dieses neckische Geplänkel und fragte sich, ob sich daraus etwas entwickeln würde. Wegen des beinahe geglückten Mordanschlags in der National Gallery hatten sie sich gegen getrennte Zimmer entschieden. Würde er einen Vorstoß wagen, sobald die Bettdecken erst einmal zurückgeschlagen waren? Sie stellte sich vor, wie es wohl sein mochte, während sie seine Hände betrachtete und das erhabene Muster der Adern darauf bewunderte. Sie hatte
solche Hände schon einmal gesehen. In Florenz, an Michelangelos David.
    Zugegeben, dieser intelligente, gewiefte Mann mit den männlichen Händen faszinierte sie, also beschloss sie, noch ein bisschen mehr über ihn herauszubekommen. »Sie sagten etwas darüber, dass Sie auf einer Lesereise sind.«
    »Ich habe vor kurzem ein Buch über ägyptische Geheimkulte geschrieben. Was mir erlaubt, das Wort ›Autor‹ in meinen Lebenslauf aufzunehmen.«
    »Dann macht Sie das also … wozu? Zu einem Historiker?«
    Cædmon tippte das Benutzerkennwort ein, das ihnen der Portier gegeben hatte. »Ehrlich gesagt ziehe ich es vor, mich als Rehistoriker zu bezeichnen.«
    »Das letzte Mal, als ich nachgesehen habe, hatte dieses spezielle Wort es noch nicht ins Wörterbuch geschafft.«
    »Das hat es wohl auch jetzt noch nicht. Aber da es kein Wort gibt, das genau beschreibt, was ich tue, war ich gezwungen zu improvisieren.«
    »Und worin genau unterscheidet sich ein Rehistoriker vom gemeinen Feld-Wald-und-Wiesen-Historiker?«
    »Ein Historiker sammelt, untersucht und interpretiert die Beweisstücke, die aus der nahen und fernen Vergangenheit erhalten geblieben sind«, gab Cædmon zur Antwort, während er die Google-Startseite aufrief. »Im Gegensatz dazu enthüllt ein Rehistoriker das, was sich den Blicken verbirgt. Wissenschaft und Vermutung gehen dabei Hand in Hand.«
    Sie lächelte. »Nun, Sie behaupteten ja bereits, ein Ikonoklast zu sein.«
    »Ganz recht. Aber genug von mir.« Er beugte sich vor und schnappte sich einen Holiday-Inn-Notizblock, der auf dem Tisch lag. Dann zog er einen Füllfederhalter aus der Brusttasche. »Ich möchte, dass Sie mir jede sachdienliche Einzelheit der Ereignisse schildern, die Sie heute durchmachen mussten.«

    »Sie meinen, im Hopkins-Museum?« Als er nickte, stützte sie das Kinn auf die geballte Faust. »Nun, ich habe Ihnen ja bereits von dem Ring mit dem Jerusalemkreuz erzählt. Aber was ich Ihnen noch nicht erzählt habe, ist, dass der Mörder gleich nach dem Mord an Dr. Padgham jemanden von seinem Handy aus angerufen hat. Ich konnte sieben Wähltöne hören, also muss es ein Ortsgespräch gewesen sein.«
    Cædmon kritzelte »Washington Ortsgespräch« auf den Notizblock.
    »Und ich erinnere mich daran, dass der Killer sagte, sie würden ›exakt um neunzehn Uhr nach London fliegen‹. Oder vielleicht hat der Cop London erwähnt. Ich bin mir nicht sicher. Tut mir leid. Ich erinnere mich nicht mehr genau. Nein! Warten Sie!« Aufgeregt schlug Edie mit der Handfläche auf den Tisch. »Der Mörder erwähnte einen Ort namens Rosemont.«
    »Lassen Sie mich sichergehen, dass ich das alles richtig notiert habe: Washington Ortsgespräch, London neunzehn Uhr und Rosemont.« Als sie nickte, riss er das Blatt Papier vom Block.
    »Und was jetzt?« Edie zog die grüne Plastiktonne näher

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