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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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versichert.
    Warum verhandeln, wenn man auch Fäuste und Drohungen benutzen konnte, um das gleiche Ziel zu erreichen?
    Während er das eindrucksvolle, von John Singer Sargent gemalte Porträt betrachtete, das über dem Kaminsims hing, glaubte Eliot, den Hauch eines Schmunzelns auf dem ernsten Antlitz seines Urgroßvaters aufblitzen zu sehen. Der Kohlen-Magnat hatte mehr als einen Streik mit Prügeln und Pistolen niederschlagen lassen. Anders als Andrew Carnegie, der von einem schlechten Gewissen geplagt worden war, hatte Albert Horatio Hopkins nie eine schlaflose Nacht verbracht, weil er sich über die Misere der Männer sorgte, die ihm sein immenses Vermögen eingebracht hatten. Wie ein wahrer Vandale hatte Albert Hopkins die Berge West Virginias geschändet und sie ihrer Bodenschätze und seine Arbeiter ihrer Würde beraubt.
    Lang lebe König Kohle.
    Obwohl er der Urenkel von Albert Hopkins war, so war er auch, was in seinen Augen viel wichtiger war, der Enkel von Oliver Hopkins. Damals, in der rauschenden Zeit vor der Großen Depression, als alles möglich war, hatte Ollie Hopkins sich einen wohlverdienten Ruf als Taugenichts erworben. Er hatte dem Familiengeschäft den Rücken gekehrt und speiste stattdessen mit afrikanischen Häuptlingen, ritt auf wilden Pferden mit mongolischen Kriegern und erforschte die unzüchtige Welt des Harems mit arabischen Potentaten.

    Nebenbei gab er ein Vermögen auf der Suche nach den Relikten des Exodus aus.
    Als kleiner Junge war Eliot stundenlang zu Füßen seines Großvaters gesessen und hatte verzaubert seinen aufregenden Geschichten gelauscht, die es mit jedem Abenteuerroman aufnehmen konnten. Am liebsten hörte er von der Zeit, als sein Großvater sich als Türke verkleidet tief ins Innere des Tempelbergs vorgewagt hatte, nur um von Scheich Khalil, dem Erbwächter des Felsendoms entdeckt zu werden. Nachdem er von einem wütenden Mob durch die Straßen Jerusalems gejagt worden war, gelang es ihm, mit einem im Hafen von Jaffa gekaperten Motorboot zu fliehen.
    Da Ollies Vater ihn für einen Verschwender hielt, wurde Oliver schließlich enterbt. Er besaß keinen Cent, als er starb, doch er hinterließ seinem Lieblingsenkel die Früchte all seiner Mühen – eine immense Sammlung von Artefakten und Reliquien, die er im Laufe von gut fünfzig Jahren zusammengetragen hatte. Die Sammlung wurde zum Grundstein des Hopkins-Museums für Kunst des Nahen Ostens, das als Hommage an den Mann gegründet wurde, der Eliot die einzige familiäre Zuneigung geschenkt hatte, die er je erfahren hatte.
    Sein Großvater hatte ihm auch eine großartige Obsession vererbt – die Steine des Feuers.
    Es hatte Jahrzehnte gedauert, und es waren viele Versprechungen und sehr hohe Bestechungsgelder nötig gewesen, doch am Ende hatte er sie gefunden.
    Nur, um sie im Handumdrehen wieder zu verlieren.
    Wenn er ein religiöser Mann wäre, hätte er vielleicht glauben können, dass es Gottes Strafe dafür war, das Undenkbare zu wagen. Es war natürlich dumm gewesen, Jonathan Padgham das Artefakt anzuvertrauen. Doch der Mann war ein Experte für Antiquitäten des Nahen Ostens, und Eliot musste sichergehen, dass das, was er in den Sandwüsten des Irak gefunden hatte, tatsächlich die sagenumwobenen Steine des Feuers waren. Blind vor Besessenheit war
ihm nie in den Sinn gekommen, dass es auch noch andere geben könnte, die sogar noch versessener darauf waren, die Schätze der Bibel zu finden. Männer, die sich nicht von Gesetzen zurückhalten ließen.
    Müde erhob Eliot sich. Er hatte keine Zeit, über die ethischen Aspekte der Situation nachzugrübeln, deshalb ging er zu einer holzvertäfelten Tür auf der gegenüberliegenden Seite der mit Rosenholz ausgekleideten Bibliothek. Mit einem Druck auf einen verborgenen Hebel schwang die Tür auf. Er schaltete das Licht ein, denn der kleine Raum war fensterlos. Der Reihe nach begutachtete er jeden Glaskasten seiner Sammlung antiker Waffen – eine private Leidenschaft von ihm. Aus Rücksicht auf seine dreizehnjährige Tochter Olivia, die eine unnatürliche Angst vor Waffen hatte, hielt er seine Sammlung vor ihr verborgen.
    Vor einem mit Samt ausgekleideten Kasten blieb er stehen und zog kurz den Colt in Betracht, der einst dem Revolverheld Buffalo Bill gehört hatte, doch dann entschied er sich für eine Walther PPK aus dem Zweiten Weltkrieg. Die bevorzugte Handfeuerwaffe der SS.
    Im Laufe der Jahre hatte er es mit gierigen Händlern, skrupellosen Börsenmaklern und

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