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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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Schicksal will, sind Sie der Grund, warum ich in Oxford bin.« Äußerlich ruhig – vielleicht zu ruhig angesichts der Herablassung des älteren Mannes – wandte Cædmon den Blick wieder in Edies Richtung. »Entschuldigen Sie. Ich war nachlässig. Edie Miller, darf ich vorstellen: Professor Sir Kenneth Campbell-Brown, leitender Wissenschaftler am Queen’s College.«
    Sir Kenneth nahm die Vorstellung mit einem leichten Nicken seines wolligen Kopfes zur Kenntnis. »Ich bin außerdem Leiter der geschichtlichen Fakultät, Mitglied der Tutorenkommission, Verteidiger des Königreiches und Schützer von Witwen und Waisen«, informierte er sie in wunderschön getragenem Tonfall. »Darüber hinaus bin ich der Verantwortliche dafür, dass dieser Bauernbursche hier aus Oxford rausgeworfen wurde.«

34
    »Bedenken Sie, dass das Jahre her ist«, fügte Sir Kenneth immer noch an Edie gewandt hinzu. Dann, an Cædmon gerichtet: »Wasser unter der Magdalen Bridge, nicht wahr?«
    Entschlossen, sich nicht in diese spezielle Unterhaltung hineinziehen zu lassen – man konnte in einer seichten Pfütze ertrinken, wenn man von diesem Professor hineingeführt wurde -, deutete Cædmon mit dem Kinn zur gegenüberliegenden Seite des Pubs.
»Sollen wir die Unterhaltung in diese freie Nische in der Ecke verlegen?«
    »Ein ausgezeichneter Vorschlag.« Lächelnd legte Sir Kenneth Edie die Hand an den Ellbogen. »Und was ist Ihr Begehr, meine Liebe?«
    »Oh, für mich bitte nur ein Glas Wasser. Es ist noch ein bisschen zu früh für Gerstensaft.«
    »Geritzt. Gänsewein für die Dame und ein Kingfisher für den Herrn. Ich bin gleich zurück.« Sir Kenneth drehte sich um und gab bei der Bedienung die Bestellung auf.
    Während Cædmon Edie zu der Nische führte, fragte er sich, wie sein ehemaliger Mentor sich nach so vielen Jahren immer noch daran erinnern konnte, dass er gerne Lager trank. Der alte Bastard hatte schon immer ein Gedächtnis wie ein Fangeisen.
    Was bedeutete, dass er auf der Hut sein musste, um nicht im Sack des Wilderers zu landen.
    Während sie einer heiteren Gruppe auswichen, die die Vorzüge des neuen Premierministers diskutierten, stieß Edie ihn mit dem Ellenbogen in die Rippen. »Du hast mir nicht gesagt, dass du Sir Kenneth kennst.«
    »Ich bitte, diese Unterlassung zu entschuldigen«, gab er zurück, wobei er es unterließ zu erwähnen, dass dieses Versehen reine Absicht gewesen war.
    »Du hast mir auch nicht gesagt, dass du aus Oxford ›rausgeworfen‹ wurdest. Herrje, was verheimlichst du noch vor mir? Du wirst nicht etwa von der Polizei gesucht oder etwas in der Art, richtig?«
    »Von der Polizei? Nein.« Der RIRA , ja. Da er wusste, dass es ihr nur Angst einjagen würde, wenn er ihr diesen kleinen Leckerbissen verriet, hielt Cædmon diesbezüglich den Mund.
    »Also, was ist passiert? Wurdest du ›von der Hochschule verwiesen‹, wie sich die Intellektuellen ausdrücken?«
    »Nein. Ich ging freiwillig, nachdem Sir Kenneth mir auf schmerzhafte
Weise klarmachte, dass mir die Doktorwürde nicht verliehen werden würde.«
    Sie warf einen Blick zu dem Professor mit den lockigen Haaren. »Ich schätze, es gab böses Blut zwischen euch beiden, nicht?«
    »So ähnlich. Obwohl wir hier in England unsere Fehden auf erschreckend höfliche Weise führen«, entgegnete er, erleichtert darüber, dass sie nicht weiter nachbohrte. In seiner Studentenzeit war er ein großspuriger Bastard gewesen, höchst überzeugt von seinen intellektuellen Fähigkeiten. Er hatte seine wohlverdiente Strafe erhalten. Und zog es vor, nicht darüber zu sprechen.
    Er half Edie aus ihrem roten Mantel und hängte ihn an einen Messinghaken an der Seite der hohen Trennwand, die die Nische begrenzte. Dann zog er seinen Anorak aus, hängte ihn neben den Mantel und schob Edie zu dem runden Tisch in der Nische.
    »Würde es dir was ausmachen, mir das Körbchen mit Kräckern vom Nebentisch zu bringen?«, fragte Edie, während sie sich setzte, nicht in die Nische, sondern auf den Stuhl vor dem Tisch.
    Cædmon befolgte ihre Bitte. Nachdem er das Körbchen in die Mitte des Tisches gestellt hatte, setzte er sich auf einen freien Stuhl, gerade als Sir Kenneth, der ein kleines Tablett balancierte, sich dem Tisch näherte.
    »Geht doch nichts über Malz, Hopfen und Hefe, um den Geist brüderlicher Eintracht heraufzubeschwören, nicht wahr?« Als Mann sprunghafter Stimmungsschwankungen hatte Sir Kenneth seine vorherige Herablassung aufgegeben und demonstrierte nun

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