Saat des Feuers
Weile.« Die Flugtickets und die neue Kleidung hatten ihre Reisekasse ein wenig strapaziert, aber beim letzten Nachzählen waren es noch fast dreitausend Dollar gewesen.
»Ausgehalten zu werden, gefällt mir nicht besonders. Verletztes Ego und so.«
Sie setzte eine übertrieben verblüffte Miene auf. »Du machst
Witze, oder? Da haben wir bereits drei Tage miteinander verbracht, und erst jetzt erfahre ich, dass du etwas dagegen hast, mein Sexsklave zu sein?« Um die Rolle noch ein wenig mehr auszureizen, seufzte sie theatralisch. »Und da dachte ich, du hättest den Spaß deines Lebens.«
Zu ihrer Überraschung errötete Cædmon; seine Wangen wurden rot wie die Beeren eines Stechpalmenstrauchs. Verlegen hob er die Faust an die Lippen und räusperte sich hüstelnd.
»Hallo-o. Ich mache doch nur Spaß«, versicherte sie ihm, amüsiert über seine Verlegenheit.
»Wie steht es dann damit, dass du mir ein Bier ausgibst?« Cædmon nahm sie am Ellbogen und führte sie zu einer mit Holz vertäfelten Tür. Über der Tür schwang ein leuchtend bunt bemaltes Schild mit dem Namen des Pubs an einer Metallhalterung leicht hin und her.
»Mit Vergnügen, Schatz«, versuchte sie sich an einem Cockney-Akzent.
Sie hatte nicht erwartet, dass das Innere des Pubs so düster wäre, und musste ein paarmal blinzeln, bevor sich ihre Pupillen an das warme, gelbliche Dämmerlicht gewöhnt hatten, das den Raum erfüllte. Alles in allem war das Lokal ziemlich genau so, wie sie sich ein englisches Pub vorgestellt hatte – holzvertäfelte Wände, Holzbalken an der Decke und im Raum verteilte hölzerne Tische und Stühle. An den cremefarbenen Wänden hingen gerahmte Drucke von Seeschlachten; über der Schlacht von Trafalgar steckte ein welker Strauß Mistelzweige.
Ihr Blick fiel auf eine Staffelei mit einer Tafel, auf der das Menü des Tages aufgelistet war: hausgemachte Linsensuppe, Käse-Quiche, Meeresfrüchtesalat. Sie legte sich die Hand auf den Bauch, denn das gummiartige Hähnchen-Cordon-bleu, das ihnen auf dem Transatlantikflug serviert worden war, hatte sie schon längst verdaut.
»Irgendeine Vorstellung, wie dieser Sir Kenneth aussieht?«, fragte sie über ein sehr undamenhaftes Magenknurren hinweg.
»Gerötete Wangen, Adlernase und ein silbergrau gelockter Wuschelkopf. Sieht aus wie ein Schaf vor der Frühjahrsschur. Er ist nicht zu übersehen.«
Mit den Augen suchte Edie das überfüllte Pub ab. »Wie wär’s mit Teilen und Herrschen? Du nimmst diese Seite des Raums und ich die andere.«
»Gut.«
Kurz darauf sah Edie einen Mann mittlerer Größe mit lockigem grauem Haar an der Bar stehen und steuerte auf ihn zu, wobei sie die Hand hob, um Cædmons Aufmerksamkeit zu erregen und auf ihren Verdächtigen deutete. Ein paar Augenblicke lang starrte Cædmon den Rücken des Mannes an, und dabei bohrte sich sein Blick beinahe sprichwörtlich in dessen Hinterkopf. Sie war sich nicht sicher, aber es kam ihr so vor, als straffte Cædmon erst die Schultern, bevor er auf die Bar zuging.
Sie erreichte die Zielperson ein paar Sekunden vor Cædmon und tippte dem grauhaarigen Mann auf die Schulter.
»Entschuldigen Sie. Sie sind nicht zufällig Sir Kenneth Campbell-Brown?«
Langsam drehte sich der grauhaarige Mann zu ihr um. Obwohl er eine Bomberjacke aus braunem Leder trug und einen roten Kaschmir-Schal lässig um den Hals geschlungen hatte, erinnerte er wirklich verblüffend an einen wolligen Schafbock.
»Nun, ich bin jedenfalls nicht der verdammte Prince of Wales.«
»Ah! Immer noch der freundliche, von Studenten und Kollegen gleichermaßen geschätzte Oxford-Professor«, sagte Cædmon, der den Wortwechsel mit angehört hatte.
Sir Kenneths Augen, die von Natur aus ohnehin schon glubschäugig waren, wurden noch größer, als er sich zu Cædmon umdrehte. »Gütiger Gott! Ich dachte, Sie wären in ein Erdloch gekrochen und gestorben! Was zum Teufel machen Sie in Oxford? Ich hatte nicht den Eindruck, dass Sie für die ›Boar’s Head Gaudy‹ sonderlich viel übrig hätten.«
»Da haben Sie recht. In den dreizehn Jahren, seit ich fortging, habe ich noch kein einziges Mal an dem traditionellen Weihnachtsessen teilgenommen.«
Der ältere Mann kicherte. »Ich vermute, das liegt an Ihrem weichherzigen Mitgefühl für das mit Äpfeln gefüllte Schwein, das dort dem Brauch nach serviert wird. Dann erzählen Sie mal, junger Aisquith: Wenn das Schwein nicht Ihr Anliegen ist, was führt Euch ›an den hohen Strand der Welt‹?«
»Wie es das
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