Saat des Himmels
falls sie wirklich hier gelandet sind? Weshalb finden wir
keine konkreten Beweise, vermuten ihr Hiersein und
Wirken lediglich im Mystizismus der Primitivlinge?
Immerhin schöpft AmUlzo daraus sein Tun – oder ist es
ihm nur Alibi?.
Ganz bestimmt gibt es auf dem Planeten Erscheinungen,
natürliche Vorkommnisse, die wir uns bislang nicht
träumen lassen, katastrophale Ereignisse, die
möglicherweise global in Augenblicken löschen, was sich
in Jahrtausenden entwickelt hat. Sprechen sie nicht davon,
wie das Meer in einer Nacht blühende Landschaften
verschlang, Gärten, Häuser, Schiffe und alles Lebende?
Haben wir nicht beim Überflug selber das Feuer aus den
Eingeweiden des noch heißen Planeten gesehen?“
VonEtali ruhte entspannt so, dass sie, ohne sich bewegen zu
müssen, das Tun der kleinen Gruppe in der Senke vor der
Stadt Batham beobachten konnte. Sie war eigentlich der
Meinung, dass sich an diesem Tag nicht mehr viel ereignen
würde, koppelte sich aus dem Direktkontakt und richtete
sich bereits auf eine ausgiebige Ruhephase ein, als sie
plötzlich jäh aufgeschreckt wurde.
Sie hörte Miriam laut aufstöhnen, und bevor sie im
schwindenden Tageslicht die Schwangere fixieren konnte,
wurde diese, gestützt von Jussup und Achim, auf das
Dromedar platziert, das der junge Mann in Begleitung von
Salome eilig in Richtung Stadt trieb.
VonEtali benötigte Augenblicke, um ihren Körper zu
straffen, sich zu positionieren, den Hörkreis zu schalten und
das Boot an die Seite des Dromedars zu bugsieren.
Im Dämmerschein konnte sie das von Zeit zu Zeit
schmerzverzerrte Gesicht Miriams erkennen, und sie hatte
nicht den geringsten Zweifel, dass diese Tortur mit dem
Beginn des Kindesausstoßes im Zusammenhang gebracht
werden musste. Sie erinnerte sich der Worte AusGarmis:
Eine Geburt müsse, eingedenk der Enge der Wege im
weiblichen Körper, mit Schmerzen verbunden sein…
Die Beobachterin spürte, wie Nervosität sie überfiel.
„Hoffentlich verläuft alles normal, damit ich nicht in
irgendeiner Weise – in welcher Weise? – zum Eingreifen
gezwungen werde!“
Die Begleiter Miriams benahmen sich jedoch – zwar
erregt und besessen von höchster Eile – sehr zielstrebig.
VonEtali hatte nicht den Eindruck, als geschehe für die
Menschen etwas Anormales.
Gewissheit erhielt VonEtali endgültig, als Salome der
Torwache schon von weitem zurief: „Sie bekommt ein
Kind!“
Wenig später wurde auch deutlich, weshalb die Eile und
der Aufbruch vom Lager überhaupt: „Sie suchen Hilfe!
Also doch kein harmloser, im Alltag zu bewältigender
Vorgang!“ Und VonEtali wurde es mulmig, als ihnen im
ersten Haus, an dem man darum bat, die Hilfe verwehrt
wurde. Unschlüssig überlegte sie, ob sie AmUlzo
herbeizitieren sollte. Allerdings konnte sie sich nicht
vorstellen, dass er in andrer Weise eingreifen könnte, als sie
es müsste, wenn Not es geböte. „Aber schließlich hat er die
Ursache gesetzt!“ AusGarmi!
VonEtali stellte in aller Eile die Verbindung zum
nördlichen Einsatzort her und bekam die Antwort von
AmWerko, AusGarmi sei in der Siedlung. Und er fragte,
wie er helfen könne, sodass es VonEtali schwer fiel, ihren
Anruf zu begründen. Schließlich meldete sie
– wie
nebenbei –, dass es wohl noch einige Tage dauern werde,
bis sie und AmUlzo zurückkehren würden, was der
Gefährte mit einiger Verwunderung aufnahm. Es gäbe viel
zu tun, und man habe natürlich fest damit gerechnet, dass
sie pünktlich…
VonEtali unterbrach das Gespräch. „Ihr schafft das
schon“, tröstete sie. „Wir kommen so schnell wie möglich.“
Unterdessen war die Gruppe mit der Gebärenden in
panischer Eile bei einem dritten Haus angelangt. Eine alte
Frau öffnete und sagte: „Nichts frei“, leuchtete aber
gleichzeitig mit der Lampe, die sie trug, Miriam, die sich
kaum mehr im Tragkorb halten konnte, ins Gesicht. Da rief
die Alte entschlossen: „Kommt!“ Und sie wies die beinahe
Verzweifelten in ein desolates Gebäude.
Im Weiteren konnte VonEtali den wenigen Worten, die
gewechselt wurden, nicht folgen. Sie hatte zu tun, das Boot
abzustellen und im Hin und Her der vier Erdlinge, ohne
jemanden anzustoßen oder zu behindern, sich selber in den
Bau hineinzuzwängen. Und zum ersten Mal verwünschte
sie den gravierenden Unterschied zwischen ihren Körpern
und den der Menschen und die davon naturgemäß
abhängige Gestaltung der Behausungen.
VonEtali musste ihren Körper arg einengen und sich
winden, um die für sie äußerst schmale
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