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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Tuch,
breitete es auf den Boden, und sie betteten Miriam darauf.
„Bleib du bei ihr“, sagte die Alte zu Salome – und zu
Jussup: „Du komm, wir holen Wasser aus dem Haus
drüben.“
Als nach kurzer Zeit Rehab mit einem großen Tonkrug,
Tüchern und einer Schüssel aus der Herberge trat, vor der
Jussup gewartet hatte, hörten sie vom Stall her einen lauten,
gezogenen Schrei.
„Komm!“, ordnete die Alte aufgeregt an, drückte Jussup
einige der Gegenstände in die Hand, und sie eilten zum
Stall.
„Du bleibst draußen“, befahl die alte Frau. Sie selbst
zwängte sich hinein.
Plötzlich hörte man von drinnen das dünne, doch deutlich
vernehmbare Weinen des Kindes.
Wenig später öffnete die Alte die Tür. „Kannst kommen“,
sagte sie, und Jussup trat klopfenden Herzens ein.
Als er an Rehab vorbeidrängte, murmelte sie: „So alt wie
ich geworden bin, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.“
Jussup achtete in diesem Augenblick nicht auf die Worte
der Alten. Er eilte in die Mitte des Raums und fiel auf die
Knie.
In einer Futterkrippe lag, leicht eingehüllt in einem Tuch
auf Stroh, der Knabe, und es war, als ob von seinem
Köpfchen ein Leuchten ausgehe, das nicht der Widerschein
der Lampe war.
Daneben aber ruhte auf zwei Strohballen mit glücklichem
Lächeln Miriam.
Jussup ergriff ihre Hand und legte seine Stirn darauf.
„Ich freue mich“, flüsterte er.
„Des Herrn und unser Sohn“, sagte Miriam verklärt. „Ich
bin glücklich, mein Jussup!“
Im Hintergrund tuschelten, mit Blicken auf Miriam,
Rehab und Salome.
„Ich kann es mir ja auch nicht erklären“, flüsterte Salome.
„Aber du siehst ja…“
Miriam wurde aufmerksam. „Was ist?“, fragte sie
ängstlich. „Ist mit ihm etwas nicht in Ordnung? Ist er
gesund?“
„Keine Sorge!“, sagte Salome. Und zur Alten gewandt.
„Du mit deinem Gerede!“
„Was sagt sie?“
Rehab wandte sich der jungen Mutter zu. Sie lachte mit
zahnlückigem Mund. „Der Knabe ist gesund, wie er nur
gesund sein kann. Mit dir, Täubchen, ist – oder besser war
– eine Kleinigkeit nicht in Ordnung.“
„Was ist mit ihr?“, rief Jussup besorgt.
„Ja, was ist? Ich fühl’ mich wohl!“
„Na, wie soll ich es nur sagen?“ Rehab sah
schulterzuckend verunsichert zu Salome. „Eigentlich…
Was herauskommt, weißt du,
muss vorher, naja,
hineingekommen sein. Herausgekommen ist der Knabe –
wie es sich gehört, sogar ziemlich leicht. Doch – wie
hinein?“
Miriam errötete verlegen, blickte Hilfe suchend auf
Jussup.
Der aber lächelte. Er trat auf die Alte zu, legte ihr eine
Hand auf die Schulter. „Das verstehst du nicht,
Großmütterchen. Es geht alles mit rechten Dingen zu.“
„So was habe ich noch nicht erlebt. Mehr als ein Dutzend
habe ich zur Welt gebracht…“
Miriam sah in die Decke. Langsam sagte sie. „Es ist ein
besonderes Kind, Rehab. Du wirst es noch erfahren. Und
ich danke dir von Herzen für deine Hilfe. Er wird es dir
vergelten.“
Rehab wiegte den Kopf. „Trotzdem“, sagte sie,
„merkwürdig ist das schon.“

18.
    „Wenn sich bei denen das Biologische
einigermaßen an die Mathematik hält, müsste
unser, dein, ihr Sohn in zehn Tagen geboren werden.“
VonEtali lächelte. „Wir müssen uns langsam etwas
einfallen lassen, wenn wir das Ereignis miterleben wollen –
ohne dass unsere Gefährten…“
    Sie ruhten auf einem Hang.
Die Landschaft war mit Reif überpudert; in der Luft
schwebten Eisnädelchen, die in den Sonnenstrahlen
glitzerten. In einiger Entfernung grollte das Meer.
„Die Inspektion des Gleiters ist bald fällig. Ich werde
anbieten, das jetzt und damit gleichzeitig den nächsten
Versorgungstransport zu erledigen. Vernünftigerweise
müsste VomLagero darauf eingehen. Du begleitest mich,
schlage ich vor, und wir richten die Route so ein, dass wir
unsere Freunde treffen. Du könntest mit dem Beiboot bei
ihnen bleiben, bis ich dich wieder abhole. Hier müssen sie
eben mit dem zweiten Boot auskommen, so viel ist nicht zu
tun. AusGarmi weihen wir natürlich ein.“
„Ich fürchte, AmUlzo, wir haben uns etwas aufgeladen,
was wir am Ende nicht beherrschen werden. Diesen
sympathischen Erdlingen bereiten wir möglicherweise noch
Kummer und Frust. Was ist, zum Beispiel, wenn
VomLagero die Expedition für beendet erklärt, wir
zurückmüssen?“
„Kummer und Frust bereiten wir denen nicht. Die einen
bekommen ein Kind, nachdem sie die Hoffnung darauf
bereits aufgegeben hatten. Wir machen ihnen damit eine
große Freude. Die

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