Saat des Himmels
Schöpfer des Ganzen, die Lenker und
Vordenker.“
„Eine solche Insel ist in den Aufnahmen, die ich für dich
gemacht habe, nicht zu erkennen!“, warf einer der Zuhörer
ein.
„Kunststück, weil sie heute nicht mehr da ist“, parierte
InMori gelassen. „Die Insel ist mitsamt den Bauten und
Anlagen, die sich auf ihr befunden haben, und natürlich mit
allem Leben, verschwunden, untergegangen, und zwar in
einer so kurzen Zeitspanne, dass sich weder die Bewohner
retten konnten, geschweige denn eine Bergung von Gütern
möglich war.“
„Woher willst du das alles wissen?“ – Ein Zwischenruf.
InMori lächelte nachsichtig. „Du unterschätzt unsere
technischen Möglichkeiten“, sagte sie. „Aber den Hinweis
erhielten wir aus einer Schrift, die wir bei einem
wohlhabenden Okzidentalen entdeckt haben. Darin nennt
man das Untergegangene und Zerstörte Areal Trolantis.“
„Das ist natürlich alles außerordentlich interessant, was du
vorgetragen hast. Aber dass deswegen alle Gruppen
zurückbeordert, die Arbeiten unterbrochen wurden… Hätte
man uns diese Neuigkeiten nicht auch fernübermitteln
können? Die Magnetfeldstörungen sind doch so gravierend
nicht.“ AusGarmi stellte die Frage ohne Schärfe, mit einem
leichten Vorwurf in der Stimme.
Statt InMori antwortete VomLagero: „Du hast natürlich
Recht – wenn es nur das ist.“ Und mit der zur Schau
gestellten Überlegenheit des Wissenden ordnete er obenhin
an: „Lass die Katze schon aus dem Sack, InMori!“
Die Angesprochene wechselte die Projektion. Das
Hologramm zeigte nunmehr das Innere einer der allgemein
bekannten dürftigen Behausungen der in der
Gegend
beheimateten Menschen, errichtet aus einem bindigen
Bodenbestandteil und gehäckselten Pflanzenstängeln.
Die Kamera schwenkte in eine düstere Ecke, fokussierte
einen dunklen Gegenstand scharf heraus: eine mannslange
Mulde mit an der Längsseite des oberen Randes
eingelassenen schmalen Schlitzen – wie geschaffen zum
Durchfädeln von Gurten.
„Was meinst du, was das hier ist?“, fragte InMori und
richtete ihre Augen erwartungsvoll direkt auf AusGarmi.
Die Aufgeforderte blickte unschlüssig zurück, musterte
das Bild intensiv. „Vielleicht ein Lager oder ein Bett…?
Was soll das?“, antwortete sie ein wenig brüskiert.
„Nun“, erläuterte InMori. „Man kann im Bild das Material
nicht erkennen, aus dem dieses – Lager hergestellt ist. Ich
sage euch, es ist ein hochwertiger Kunststoff.“
Es ging ein Raunen durch die Versammelten.
„Was willst du damit sagen!“, rief AmWerko hoch erregt.
„Sie will damit sagen“, erläuterte VomLagero, „dass es
allein dieses Gegenstandes wegen – und es ist nicht der
einzige – gerechtfertigt war, die gesamte Expeditionscrew
in die Basis zu beordern…“ Seine Stimme gewann
zunehmend an Gewichtigkeit. „Weil über
Außerordentliches zu informieren und unsere Tätigkeit hier
neu zu konzipieren ist!“ Gemäßigter fuhr er fort: „Das, was
ihr hier seht, ist eine aus hochwertigem Material geformte
Mulde – einem Material, das herzustellen hier auf diesem
Planeten jegliche Voraussetzungen fehlen. Das ist das eine.
Das andere: Man braucht sehr wenig Phantasie, um
festzustellen, dass diese Mulde den unseren – schaut euch
um – außerordentlich ähnlich ist. Und was in der Abbildung
nicht sehr deutlich wird: Diese Mulde ist unserer
Körperbeschaffenheit angepasst.“ VomLagero erhob sich,
schwenkte seinen Sehkopf, damit sein Auge alle
Anwesenden erfasste, und er erhob die Stimme: „Wir
müssen – ja, müssen! – davon ausgehen, Freunde, dass
dieses Ding…“, er reckte den Tentakel in Richtung
Hologramm, „von der OZEANA eins stammt! Was das
bedeutet, muss ich hier nicht besonders darlegen.“ Den
letzten Satz sprach er leise, und er ließ sich zurückgleiten.
Sie konzentrierten alle Kräfte auf die neue Aufgabe: Die
Suche nach Spuren der OZEANA-Expedition, nach deren
Wirken und Verbleib. Aus dem im Orbit stationierten
Mutterschiff wurden weitere Materialien und Spezialgeräte
zur Basis transportiert, insbesondere die beiden Tauchboote
und Unterwasserausrüstungen; denn aus den bisherigen
Radaruntersuchungen ging tatsächlich hervor, dass die
eigentliche Wirkungsstätte jener von der historischen
OZEANA-Expedition auf der untergegangene Insel gelegen
hatte. Ergebnisse physikalischer Untersuchungen deuteten
zweifelsfrei darauf hin, dass sich in den Meeressedimenten
nennenswerte Mengen Metall, eventuell das Schiff
OZEANA
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