Saat des Himmels
Tal durchzog – durchsetzt von
zahlreichen Sandbänken und kleinen Inseln –, spielten und
badeten Kinder. Vor den Höhlen und auch in kleinen
Gruppen auf der Talsohle saßen Frauen und spannen,
andere verrichteten mühsame Feldarbeiten, Männer
werkelten.
AmUlzo wies die Gefährten ein, sie schwärmten aus und
begannen unverzüglich mit ihrer komplizierten Tätigkeit.
Er selbst begab sich zu einer Höhle, die ihm bereits beim
ersten Besuch des Tals aufgefallen war: Sie lag etwa in der
Mitte eines steilen Hangs, und es führte ein für Menschen
sicher halsbrecherischer Pfad zu ihr.
AmUlzos Weg führte an einzelnen und Gruppen von
Einheimischen vorbei; er nahm sich in Acht, diesen nicht zu
nahe zu kommen.
Dem Beobachter fiel auf, dass die spielenden Kinder – im
Gegensatz zu denen, die er in der Stadt gesehen hatte – sich
gemäßigter benahmen, fürsorglicher miteinander umgingen
und vor allem mit weniger Geschrei. Überhaupt vermittelte
sich ihm der Eindruck, als strahle das gesamte Tal,
insbesondere aber seine Menschen, eine Friedfertigkeit aus,
die er anderwärts so nicht empfunden hatte. Aber, so sagte
er sich, die Zeit, in der sie sich auf der Erde befanden,
reichte noch lange nicht aus, um sich allgemein gültige
Urteile zu bilden. Umran jedoch stellte zweifelsfrei eine
Besonderheit dar.
Das Auffällige an der Höhle, auf die AmUlzo zusteuerte,
war, dass auf einer vor ihr aus dem Fels gehauenen kleinen
Terrasse zahlreiche Figuren und Stelen standen, die sich,
sobald AmUlzo sie aus der Nähe betrachtete, als
verhältnismäßig primitiv gestaltete hölzerne Plastiken von
Menschen erwiesen – meist in demütiger Haltung.
Die Höhle selbst schien geräumiger als die meisten
anderen, und gleich hinter dem Eingang lagen ausgerichtet
dicke Pflanzenstämme, die – offenbar als Sitzgelegenheit
dienend – oben grob abgeplattet waren. Ein Mittelgang
führte auf ein Holzgestell zu, auf dem abermals, dort
allerdings reich verzierte, Holzplastiken und ein länglicher
Kasten standen.
Der große Raum war menschenleer.
Hinter dem Gestell mit den Figuren, teilte eine Wand aus
trockenen geflochtenen Pflanzenteilen die Höhle ab.
Zwei offene Flämmchen tauchten das Gewölbe in rotdüsteres Licht und warfen im Luftzug, den der Eindringling
verursachte, bizarre, alternierende Schatten.
Dorthin glitt AmUlzo und betrachtete die Gegenstände.
Insbesondere der bräunliche Behälter erregte seine Neugier.
Lange hielt AmUlzo den vorgefundenen Gegenstand und
betrachtete ihn eindringlich von allen Seiten. Und er war
sich sicher: Was er in den Greifern hielt, war eine simple
Wechselsprechanlage, eine jenen ähnlich, die er aus
Museen kannte
– mit einem Kippschalter ohne
Beschriftung, aber stark abgegriffen. Das Kabel aber, über
welches offenbar die elektromagnetischen Impulse ehemals
eingespeist wurden, war abkorrodiert. Deutlich waren
Metalloxidspuren zu erkennen.
Gedankenvoll legte AmUlzo das Gerät zurück in den
Behälter. Nirgends hatten sie bislang eine Einrichtung
entdeckt, die das Betreiben einer Wechselsprechanlage
ermöglicht hätte.
Noch diesem Gedanken nachhängend, zwängte sich
AmUlzo hinter das raumtrennende Geflecht.
Finsternis umgab ihn; nur durch die Maschen drang ein
wenig trübpunktiges Licht.
AmUlzo schaltete die Lampe.
Er befand sich in einem verhältnismäßig kleinen Raum,
den die grob behauene Rückwand der Höhle nach hinten
abschloss.
Streng geordnet und beschriftet standen große irdene
Gefäße, wie sie von den Einheimischen zum Transportieren
und Aufbewahren von Flüssigkeiten verwendet wurden.
Hier aber, wie er sich schnell kundig machte, befand sich
AmUlzo in einer Bibliothek: In jeder dieser Amphoren
steckte ein eng gerolltes, dicht beschriebenes Blatt, das bei
den Okzidentalen Papyros genannt wurde.
AmUlzo zögerte nicht. Eine dieser Schriften nach der
anderen breitete er aus, streng auf die Reihenfolge achtend,
und scannte sie ein, gewiss, einen wertvollen und
womöglich aufschlussreichen Fund gemacht zu haben.
Es dämmerte bereits, als AmUlzo zum Lagerplatz
zurückkehrte.
Noch bevor er die Lücke im Gebüsch, das den Landeplatz
tarnte, passiert hatte, erblickte AmUlzo vor dem Gleiter
ZumAlsando und VonElisi im Gespräch. Als die beiden
ihres Gruppenleiters ansichtig wurden, kroch ZumAlsando
in die Maschine, VonElisi erwartete AmUlzo. Dem aber
war, als enthielte der Gesprächsfetzen, den er von der
Unterhaltung der beiden während seiner Annäherung noch
vernommen hatte, den
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