Saat des Himmels
als solche unbeschadet von den
außerirdischen Einflüssen aufwüchsen.
Was VonEtali jedoch mehr frustrierte als der Gedanke an
jene, war, dass der intime Kontakt zu AmUlzo zunächst
irreparabel gestört war. Sie fühlte sich allein gelassen.
Naturgemäß nahm die Tätigkeit an den Fundstellen alle
Expeditionsteilnehmer derart in Anspruch, dass die weitere
Beobachtung des Umfeldes und Untersuchungen dortselbst
zwangsläufig vernachlässigt werden mussten. Und freilich
war die Entdeckung der Spuren ihrer Vorfahren etwas so
Ungeheueres und Wichtiges, dass anderes in den
Hintergrund trat, und nicht nur weil VomLagero es
angeordnet hatte, sondern weil jeder der Crew so empfand.
Auch AusGarmi und VonEtali fühlten sich von der
Aufgabe gefangen, zumal beinahe täglich neue Funde für
Aufregung sorgten.
Bald bestand nicht mehr der geringste Zweifel: Die
OZEANA I war auf dem Planeten Erde gestrandet, der
Großteil der Besatzung hatte überlebt und ihr Wirken
unauslöschliche Spuren hinterlassen. Und die, so sahen es
VonEtali und AusGarmi, bestanden keineswegs nur aus den
materiellen Überbleibseln, den Trümmern der ehemaligen
Prachtbauten und den verrotteten oder zweckentfremdeten
Teilen des Raumkreuzers.
Und plötzlich stand AmUlzos Vorhaben in anderem,
freilich nicht weniger sengendem Licht: Die Altvorderen
hatten in der Tat mit den Grundstein für die Lehre gelegt,
auf die der renitente Gefährte baute, auf die er seine
Hoffnung und die der Menschen setzte. Missbrauchte er
deren Sehnen?
„Nein!“ VonEtali wies AusGarmis diesbezügliche
Bemerkung heftig zurück.
Die beiden Frauen ruhten entspannt auf einer Klippe.
Unter ihnen schlugen sanfte Wellen an den Fels und
sandten zuweilen Wölkchen feinsten Wasserstaubs herauf.
Die tief stehende Sonne zog eine feurigglitzrige Bahn über
das Meer, verspätete Möwen krächzten sich Abendgrüße
zu. Unweit, rechter Hand, transportierten Gefährten einen
reflektierenden großflächigen Gegenstand ans Ufer.
Arbeitsgeräusche wurden vom Glucksen und Schlagen der
Wellen geschluckt.
„Was anderes, glaubst du, ist es außer Missbrauch ihrer
Hoffnung?“ AusGarmi beharrte auf ihrem Standpunkt.
„AmUlzo gibt ihrem bislang unbestimmten Sehnen Sinn,
AusGarmi. Er versucht es
– zu befriedigen, zum Teil
wenigstens. Was unsere Alten, absichtlich oder weil es sich
so ergeben hat, in diese Welt gesetzt haben, hatte nicht den
Funken einer Chance, sich zu verifizieren. Nun aber…“
„Aber es ist und bleibt eine Einmischung und im höchsten
Maße eigennützig. Und wir beide, VonEtali, machen uns an
etwas mitschuldig, dessen mögliche Auswirkung wir uns
überhaupt nicht vorstellen können.“
„Was du sagst, träfe vielleicht zu, wenn der Keimling, den
andere gesetzt haben, nicht schon sprösse – ohne unser
Zutun. Und Eigennutz – meine Güte, AusGarmi –, wem
schadet er? Die Frage stelle ich mir immer wieder. Und
AmUlzo weiß, dass ich das Spiel beende, sobald durch
unser Handeln irgendjemandem Leid widerfahren könnte.“
In diesem Augenblick summte aufdringlich VonEtalis
Toner.
Schon nach wenigen Augenblicken des Hörens drückten
ihre Züge heftige Bestürzung aus. Sie schaltete auf
Raumton.
„… er lässt in der Stadt und deren Umfeld alle nach
diesem Datum geborenen Knaben
– töten!“ AmUlzos
Stimme war anzuhören, dass er sich sehr mühte,
emotionslos im Tone einer landläufigen Information zu
sprechen.
„Aber warum?“
„Eine Prophezeiung – es sei dies ein künftiger König, der
geboren wurde. Da geht’s dem jetzigen um den Erhalt
seiner Dynastie.“
„Da muss man doch etwas tun!“, rief AusGarmi empört.
„Ja“, antwortete AmUlzo, „aber mach’ was vom Orbit
aus!“ Unterdrückte Verzweiflung klang aus seinen Worten.
Dann wieder sachlich-sarkastisch: „Es wäre Einmischung.“
Und leise, wie leicht fordernd, fügte er hinzu: „Und
außerdem, ihr habt anderes zu tun.“
Es entstand eine Pause.
„Dank für die Information, AmUlzo. Wir sind hier im
Augenblick vom übrigen Geschehen in der Region etwas
abgeschnitten. Ich habe dich verstanden…“ Und überaus
sachlich fuhr VonEtali fort: „Es ist ungeheuer interessant
hier, schade, dass du nicht aktiv mitwirken kannst.“
„Na denn…“ AmUlzo zögerte, überlegte offenbar, wie er
weiter sprechen sollte. „Es wäre zum Verzweifeln, wenn
dieser mörderische König alle Neugeborenen… Du
verstehst mich? – Also viel Erfolg weiterhin!“
„Ich denke, er wird schon nicht! Es werden sich
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