Saat des Himmels
dachte AmUlzo, „sie haben Jahrhunderte die
Kraft aufgebracht, auf den Erlöser zu warten, sie werden sie
weiter aufbringen, wenn jener sich nicht als der Richtige
erwiese. Sie werden ihre Hoffnung, die tief in ihrem
Glauben verwurzelt ist, niemals aufgeben. Und gesetzt habe
nicht ich sie!“
AmUlzo spürte beinahe körperlich, wie dieser Gedanke
ihn beruhigte. „Entweder ist die Lehre aus ihnen heraus im
Laufe der Zeit entstanden, oder die von der OZEANA, oder
vielleicht auch andere Raumfahrer, haben den Ursprung
gelegt, wissentlich oder allein durch ihr Erscheinen und
Dasein. Ich – wir sind nur diejenigen, die versuchen, die
Aussagen dieser überkommenen Lehre zu verwirklichen.
Dennoch, ich gebe den Kleinen nicht auf, trotz dieser
unerhörten Begebenheit, die alle Aktivitäten auf die
OZEANA-Expedition lenkt.“
Nur über das Wie war AmUlzo sich in keiner Weise im
Klaren. Jetzt sich vom Gros zu entfernen, wäre sträflich und
unverantwortlich. Selbst, so empfand er, bei den
Eingeweihten, bei VonEtali und AusGarmi, würde er auf
Unverständnis stoßen. „Aber“, so beruhigte er sich, „die
Überwachungskamera zeigt nichts Besorgniserregendes, es
läuft das Unternehmen, wie es soll. Später erst wird
Eingreifen vonnöten, und dann wird Rat kommen…“
AmUlzo beobachtete noch eine Weile die Einheimischen
bei ihren Vorbereitungen zur Nachtruhe. Verstehen, was sie
redeten, konnte er nicht; er führte keinerlei Gerät mit sich.
Zurückgekehrt erwartete AmUlzo die Nachricht, sich
unverzüglich in der Zentrale zu melden. Dort lag an, dass er
sich am folgenden Tag bei VomLagero einzufinden habe.
Ein Grund für diese überraschende Order wurde nicht
angegeben.
VomLagero empfing AmUlzo reserviert, aber nicht
unfreundlich. Er fragte sachkundig danach, wie die
Arbeiten, insbesondere die Tauchgänge vorbereitet seien,
wann mit ersten Ergebnissen zu rechnen sei, und er schien
von der neuen Aufgabe seiner Expedition geradezu
begeistert zu sein.
Mitten hinein in diese Stimmung fragte er plötzlich, ohne
aufzusehen und den Ton wesentlich zu verändern: „Wo
eigentlich ist VomBergo wirklich umgekommen?“
„Aha!“ AmUlzo durchfuhr es siedend heiß. „Er kommt
zum Kern!“, dachte er. Und er war sich im Klaren, dass der
Allbevollmächtigte über Zusammenhänge um den Tod des
Gefährten informiert worden war. Einen Augenblick sah
AmUlzo das Bild vor sich, wie VonElisi und ZumAlsando
zusammenstanden… „Und wenn schon!“ AmUlzo
suggerierte sich Vorsicht: „Nur so viel preisgeben“, sagte er
sich, „wie ohnehin bekannt ist!“ Und er antwortete: „Auf
dem Weg zwischen dem hiesigen Standort und dem Fluss
Nadro.“
„So – und was hatte er, was hattet ihr zu diesem Zeitpunkt
dort zu tun?“ VomLagero sprach weiter in seinem
gewöhnlichen Tonfall. Sein Auge allerdings blickte an
seinem Gegenüber vorbei, und es schien, als spreche er mit
der Wand.
„Es ging – um diesen Jussup. Du weißt, jener, den wir von
den Einheimischen als allerersten observiert haben. Er war
mit einer Gruppe Artgenossen unterwegs, und ich wollte
einfach wissen, aus welchem Grund. Außerdem hatte ich
noch einen Kommunikator zu bergen, den wir unterhalb des
Felsens zurückgelassen hatten.“
„So, und warum interessiert gerade jener Jussup?“
„Ich hatte Grund zu der Annahme, dass er diesen Ibrahim
trifft. Und der war für uns ein ergiebiger Informant.“
„Und VomBergo?“
„Es hat sich so zugetragen, wie ich berichtete. Dieser
Jussup geriet in Lebensgefahr, VomBergo ging dazwischen
und…“
„Ich verstehe“, unterbrach VomLagero noch immer in
freundlichem Ton. „Und warum hast du diesen Sachverhalt
verschwiegen?“
AmUlzo zögerte mit der Antwort. „Ich habe ihn nicht
bewusst verschwiegen. Du hast mich nicht danach gefragt.“
„Aha!“ VomLagero richtete das Auge auf sein Gegenüber.
Und er schien seine Stimme noch um eine Nuance zu
senken, als er sagte: „Du weißt, dass dein Verhalten ein
grober Disziplinverstoß ist?“
AmUlzo antwortete nicht.
„Gut, du weißt es.“ Er nahm den Blick von AmUlzo weg
und fuhr in sachlicher Rede fort: „Wir brauchen jeden
Mann…“, er lachte auf, „jede Frau natürlich. Eine immense
Arbeit ist zu bewältigen. Aber nicht jeder kann vor Ort
eingesetzt werden. Du startest heute Abend mit dem
Transporter zum Schiff und löst UmMaro ab, übernimmst
also bis auf weiteres die Wache.“ VomLagero ließ sich in
seine Mulde sinken. „Du kannst gehen. Ich hoffe, du
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