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Sabihas Lied

Sabihas Lied

Titel: Sabihas Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Miller
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befreundet. Ich wollte das Land kennenlernen, aus dem er stammt.«
    Sabiha fuhr ihm mit den Fingern über die Lippen, beugte sich vor und streifte sie mit dem Mund, dann zog sie sich neckisch zurück. »Ich wünschte, wir könnten die ganze Nacht hierbleiben. Nicht für immer. Nur diese eine Nacht. Und den Mondaufgang betrachten.« Wieder berührte sie seine Lippen, dann die unrasierten Wangen und seine Stirn, fuhr mit dem Zeigefinger über seinen Nasenrücken. »Eine stattliche Nase hast du da, John Patterner«, sagte sie. »Stark und stolz. Bist du sicher, dass du nicht eher zu uns gehörst?«
    Er schloss sie in die Arme und küsste sie.
    Sie spürte ein Flattern im Bauch und dachte an das Kind, das in ihr geborgen war. Sie schnappte nach Luft, und schlagartig kamen ihr die Tränen.
    Er zog sich zurück. »Was ist los? Was hast du? Habe ich etwas falsch gemacht? Es tut mir so leid, Sabiha.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du kannst nichts dafür. Es ist nichts.« Sie wischte sich die Tränen weg. »Ich bin einfach glücklich. Ich weine oft. Meistens weiß ich gar nicht, warum.« War dieser Mann dazu bestimmt, der Vater ihres Kindes zu werden? War er für ihren Körper geschaffen? Plötzlich hatte sie Angst, ihn zu verlieren. Wenn sein Verlangen nachließ, wenn sich die Stimmung zwischen ihnen trübte, wäre er auf der Stelle weg, würde seine Reise fortsetzen, und sie würden sich nie wiedersehen. Sie drückte ihn fest an sich und fuhr ihm mit beiden Händen über die Seiten. »Du bist so schön, John Patterner!« Nachdem sie ihn stürmisch auf den Mund geküsst hatte, ließ sie ihn unvermittelt los, beschämt über ihr plumpes Vorgehen.
    Lächelnd strich er ihr über die Wange. »Du bist verrückt«, sagte er sanft. »So gefällst du mir besonders.«
    Â»Wirklich? Meinst du das ernst?«
    Â»Ich liebe dich.« Er küsste ihre Lippen. »Komm jetzt! Sonst verpassen wir den Zug. Und zieh deine Schuhe an. Ich habe deiner Tante versprochen, dich vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause zurückzubringen.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Uns bleiben sieben Minuten, um den Bahnhof zu erreichen.«
    Sie setzte sich auf und zog ihre Schuhe an. Sie wollte, dass das, was sich zwischen ihnen abspielte, echt war und kein bloßer Traum.
    Er erhob sich, streckte ihr die Hand entgegen und half ihr auf.
    Â»Das ganze Leben liegt noch vor uns«, sagte er.
    Händchenhaltend liefen sie über die Brücke. »Was werden wir tun?«, fragte sie. Offenbar hatten sie ihren Bund tatsächlich schon geschlossen. Das erschreckte und erfreute sie zugleich. »Ich bin glücklich«, sagte sie in der Hoffnung, dass es stimmte, und küsste ihn auf die Wange.
    Â»Wir werden ein herrliches Leben haben«, sagte er. »Wie immer es auch aussehen wird. Ich weiß es einfach. Egal, was wir tun.«
    Auf dem Weg zum Bahnhof liefen sie quer durch die Stadt und umrundeten den Kathedralenhügel. Als sie zu rennen anfingen, wurde ihr Lachen über den Hügel in ihrem Rücken davongetragen.
    *

    Als sie die beiden durch die Cafétür treten sah, dachte Houria zufrieden, dass auf John Patterner wirklich Verlass war. Der Australier beteiligte sich sogar an ihrem ersten Samstagsessen im Chez Dom, machte sich nützlich, indem er Tische und Stühle umstellte, Kaffee und Wein servierte und schnell auf unvorhergesehene Erfordernisse reagierte. Mit den Gästen kam er gut zurecht, behandelte sie höflich und aufmerksam, und die Männer lächelten über sein eigentümliches Französisch. Houria und Sabiha waren froh über seine Unterstützung, denn es kamen so viele Männer zum Abendessen, dass die Tische und Stühle im Speiseraum des Chez Dom nicht ausreichten. Houria bat John, nebenan bei André zu klingeln und sich zwei Klapptische und ein paar Stühle zu borgen, um alle Gäste unterzubringen. Es gelang ihm ohne weiteres.
    Als der letzte Gast gegangen war und sie zu dritt alles aufgeräumt hatten, saßen sie im kleinen Wohnzimmer unter der Treppe zusammen, tranken Kaffee mit einem Schlückchen Cognac und freuten sich über den enormen Andrang, den sie mit vereinten Kräften so erfolgreich bewältigt hatten, als wären sie schon immer ein Team gewesen. Houria zählte die Einnahmen und wollte John für seine Arbeitszeit entlohnen, aber das lehnte er

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