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Sabihas Lied

Sabihas Lied

Titel: Sabihas Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Miller
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ihn bloß in Ruhe, Dad.«
    Er ist jünger als Clare. Das gibt mir zu denken. Wie soll das in zwanzig Jahren gutgehen, wenn sie fast sechzig ist und einen zuverlässigen Partner an ihrer Seite braucht, während er mit Anfang fünfzig immer noch den Leichtfuß gibt und mit seinen Späßen die jungen Mädchen zum Lachen bringt? Stand-up-Comedy. Was immer das ist. Ich habe auch nie einen Komiker auf der Bühne gesehen. Die hiesige Comedy-Szene ist mir genauso schleierhaft wie der Fußball. Heutzutage scheint sie aber allgegenwärtig zu sein.
    Ich ging in mein Arbeitszimmer hinauf, schenkte mir ein großzügiges Glas Whisky ein und las meine jüngsten Notizen zur Saga von John und Sabiha durch. Meine Zuflucht! Manches von dem, was ich ausgearbeitet hatte, erschien mir vielversprechend. Was für eine Wohltat, es sich von der Seele zu schreiben. Es womöglich für künftige Leser zu gestalten. Ich fühlte mich wie früher. Das hielt zwar nicht lange an, aber ich genoss es dennoch. Inzwischen bin ich auch für kleine Freuden dankbar.
    Johns Erlebnisse lenkten mich von der Tatsache ab, dass ich selbst nicht viel erlebte. Er ersetzte mir die wöchentliche Sitzung beim Therapeuten. Beim letzten Mal hatte er einen etwas bedrückten Eindruck gemacht, als er mir die heikle Episode von Sabiha und dem Italiener erzählte. Er tat mir leid, und so lud ich ihn ein, am Samstag mit Frau und Kind zum Abendessen zu kommen. John antwortete, dass sie am Samstagabend immer besonders viel backen müssten. Der Sonntagsverkauf verlangte ihnen alles ab. »Welcher Tag würde denn besser passen?«, hatte ich dann gefragt. Er versprach mir, sich mit Sabiha zu beraten. Ich stellte mir nur zu gern vor, wie Sabiha mit hochgesteckten Haaren und in einem der Gewänder, die sie samstagabends bei ihren Gesangsauftritten im Chez Dom getragen hatte, an meiner Tafel saß. Im Grunde meines Herzens wusste ich, dass es in Wirklichkeit nicht dazu kommen würde, umso lieber malte ich es mir aus.
    Die Einladung zum Abendessen war ein Versuch, meine Freundschaft mit John zu vertiefen. Möglicherweise war es dafür noch zu früh. Ich spürte, wie er sich mir entzog, und ließ das Thema fallen. Das änderte nichts daran, dass mir lebhaft vor Augen stand, wie er, Sabiha und das kleine Mädchen mit mir, Clare und dem Kappenträger an unserem Esstisch saßen, wir alle betreten auf unsere Teller starrten und uns verzweifelt fragten, worüber zum Teufel wir bloß sprechen sollten. Der Kappenträger würde wahrscheinlich in Richtung Fernseher schielen. Clares Freund nimmt das Ding nicht mal zum Essen ab.
    Ich sagte zu Clare, dass ich ihn gar nicht witzig fände.
    Â»Er ist nur witzig, wenn er arbeitet«, entgegnete sie.
    Â»Ein echter Profi, was? Für uns fällt also nichts ab?«
    Â»Ich liebe ihn, Dad.«
    Das verschlug mir nun wirklich die Sprache. Ich entkorkte eine Flasche Henschke und trank ein ganzes Glas, bevor ich daran dachte, Clare auch eines anzubieten. Stubby lag unter dem Tisch und warf mir einen mahnenden Blick zu. Ich wollte gerade etwas sagen – ich weiß nicht mehr, was –, als Clare mir zuvorkam: »Ich weiß, was du denkst, Dad. Behalt es für dich. Er bedeutet mir eine Menge.«
    Ich trank noch ein Glas. Erst jetzt fiel mir auf, dass Clare tatsächlich etwas kochte, auf dem Herd ihrer Mutter. Als ich mich in der Küche umsah, stellte ich außerdem fest, dass sie eingekauft hatte. Und zwar Lebensmittel.
    Â»Kommt er heute etwa zum Essen?«
    Â» Er heißt Robin, Dad. Und ja, er kommt nach dem Spiel der Geelongs zum Essen.«
    Â»Ist er nicht ein Anhänger der Hawthorns?«
    Â»Er hat ein breites Interesse an Fußball. Er verfolgt alle möglichen Spiele.«
    Â»Macht er darüber auch seine Witze?«
    Â»Er macht keine Witze. Dafür bist du zuständig.«
    Â»Und was kochst du da?« Ich ging zu ihr und guckte in den Topf. »Es riecht wunderbar. Du machst ja eine Bolognese! Wo hast du das gelernt?«
    Â»Das weiß doch jedes Kind, wie eine Bolognese geht.« Sie wandte sich zu mir. »Bitte sei nett zu Robin, Dad.«
    Â»Natürlich. Ich bin zu allen nett. Ich habe keine Feinde, das weißt du.«
    Â»Versprochen?«
    Â»Versprochen.«
    Â»Hand aufs Herz?«
    Â»Hand aufs Herz, mein Schatz.«
    Sie gab mir einen Kuss auf die Wange. »Ich liebe dich, Dad.«
    Â»Ich liebe dich

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