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Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)

Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)

Titel: Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Meyer
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öffnen? Er hatte sich als Anwalt ausgegeben. Wie würde es aussehen, wenn er jetzt das Etui mit dem Einbre cherwerkzeug aus der Tasche ziehen würde?
    „Na. Bubi, was ist nu?“ fragte sie spöttisch. „Kein Glück heute, wie?“
    Leo raffte sich auf. „Dieser Koffer ist vorläufig beschlagnahmt“, entschied er hoheitsvoll und verließ mit Sabines Kof fer in der Hand das Zimmer und das Residen za.
     
     
    7
     
    Ein Gondoliere lümmelte am Brückengeländer und unterhielt sich mit zwei Männern. Gelegentlich lüftete er seinen Strohhut und fuhr sich mit den Fingern durch das dichte Haar. Oder er spuckte großspurig über das Geländer in den Kanal.
    Sabine hatte keinen Blick für diese Idylle. Sie ärgerte sich über Michael, der sie begleitete. Und sie ärgerte sich auch darüber, dass es ihr diesmal nicht gelungen war, ihn abzuschüt teln.
    „Wollen wir zum Lido hinüberfahren?“ fragte er.
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, schlug er den Weg zum Canale Grande ein. Sie folgte ihm. Es hatte ja keinen Zweck, ihm nicht zu folgen. Ja, wenn Kitty dabei wäre. Gestern hatte Kitty ihn abge lenkt, so dass Sabi ne ihm entwischen konnte. Aber Kitty hatte sich heute früh unwohl gefühlt und war im Hotel geblie ben.
    Sie kamen an den Canale Grande. Hier herrschte ein ziemlicher Trubel. Andenkengeschäfte, Cafeterias, ein Gondel stand platz - alles was ein Tourist braucht, war hier vertreten.
    „Da gibt es Eis“, sagte Michael. „Echtes italienisches Eis!“ Ohne sie zu fragen kaufte er zwei Tüten und reichte ihr eine.
    Sabine nahm die übervolle Eistüte ohne Begeisterung. „Danke“, sagte sie. Schließlich war sie gut erzogen.
    „Bitte! Bitte!“ Genießerisch hin und wieder an seinem Eis leckend wanderte Michael weiter.
    An einem besonders romantischen Plätzchen saß ein junger Mann mit einem Papierhelm als Sonnenschutz auf den Stufen einer kleinen, sich über einen Kanal schwingenden Brücke und malte. Mi chael spazierte langsam die bogenförmige Brücke hinauf. Neben und etwas über dem in seine Arbeit vertieften Maler blieb er stehen und schaute auf den Zeichenblock, der auf den Knien des Malers lag.
    „Komm her“, befahl er zu Sabine gewendet. „Das ist ein Künstler! Der versteht sein Handwerk.“
    Der Maler hob den Kopf von seinem Zeichenblock und schaute nach links, wo sich vor der nächsten Brücke ein mit einem rötli chen Pastellton angemal tes Haus im Kanal spiegelte. Es war das Motiv, das er auf dem Bild festhielt.
    „Malerei ist alles, besonders hier in Venedig!“ verkündete Mi chael mit einer großspurigen Handbewegung. Sein Eis nahm ihm diese Bewegung übel und fiel aus der Tüte. Es fiel genau auf das Bild.
    „Eeehhh - Verdammt!“ Wütend fuhr der Maler auf.
    Michael starrte erschrocken in ein zorniges, Unheil verkündendes Gesicht. „Das tut mir ehr lich leid“, sagte er verdattert und senkte den Blick betrübt auf den Zeichenblock. Das Eis begann zu schmelzen und verlief mit den Wasserfar ben zu einer interes sant aussehenden bunten Soße.
    „Das tut mir ehrlich leid“, sagte er noch einmal und wäre so gern weggelaufen, und zwar hinter Sabine her, die einfach weiterging. Aber wie konnte er jetzt hinterher laufen? Schuldbewusst blickte er zwischen seiner leeren Eistüte und der auf dem Zeichenblock ange richteten Schwei nerei hin und her.
    „Das tut mir ehrlich leid“, sagte Michael zum dritten Mal. Der Maler sprang auf, schleuderte mit einer wütenden Geste Zeichenblock und Pinsel von sich und hielt Michael an beiden Rockauf schlägen fest. Gleichzeitig begann er schrecklich auf italienisch zu schimpfen. Es schien, als wolle er Michael zerreißen - so tobte er.
    Sabine blieb stehen und wandte sich um. Sie verstand kein Wort von dem, was der Maler schimpfte, aber es hörte sich unbeschreiblich melodiös an, fand sie und begriff im gleichen Moment, warum Italien das große Land der Oper ist. Die Szene, die sie da sah, dargeboten in dieser malerischen Umgebung, konnte auf keiner Bühne der Welt eindrucksvoller gespielt werden. Sie verzichtete aber darauf, das Spektakel bis zu Ende zu genießen, sondern zog es vor, die Gelegenheit zu benutzen und sich von Michael abzuset zen. Eilig ging sie weiter und verschwand in der Menschenmenge, die am Canale Grande auf und ab flanierte.
    Neben der Anlege stelle schaukelten viele Gondeln auf dem leicht bewegten Wasser. Die Gondolieri mit den gestreif ten T - Shirts und den bunten Bändern an den kreisrunden Strohhüten saßen am Kai in der Sonne

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