Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)
essen.
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Leo hatte sich in sein anderes Hotel begeben, wo er nun unter Zuhilfenahme eines der Präzisionsin strumen te aus seinem Spezial etui mit ge schickten Fingern Sabines Koffer öffne te. Er konn te das viel besser, als Kitty mit ihrer verbogenen Haarnadel.
„Na also!“ sagte er gleich darauf und blinzelte zufrieden in die Sonne, die zum offenen Fenster herein schien. Dann betrachtete er einige Sekunden lang das Päckchen Wertpapiere, das er in der Hand hielt, und legte es schließlich auf den Tisch. Alles übrige, was er ausgepackt hatte, stopfte er wieder in den Koffer zurück, schloss ihn und legte ihn auf das Bett. Mit einem Schreibblock und einen Bleistift ausgerüstet setzte er sich an den Tisch und beschäftigte sich in den nächsten Minuten damit, eine Liste der vorhande nen Papiere aufzu stellen. Er zählte auch die Nenn wer te zu sammen; es war nicht so viel, wie er erhofft hatte.
Leo verstaute die Wertpapiere, ein Päckchen von der Größe und dem Gewicht eines dicken Telefon buchs, wieder in Sabines Koffer und verschloss ihn sorgfältig. Er wollte genau wissen, was die Pa piere wert waren und besuchte eine Bank, wo er mit Hilfe seiner Liste herausfand, dass er nur eine von Peters drei Millionen erobert hatte. Aber immerhin eine Million. Das war besser als gar nichts! Dann hat diese Sabine Müller also noch zwei, dachte er. Zwei Mil lionen Gründe für sie, spurlos zu verschwinden – und das ist eigent lich ganz in meinem Sinn. Denn solange Peter sie nicht findet, kann nie mand auf die Idee kom men, dass ich ihr eine von den drei Millionen abgenommen habe. Von allein wird sie ja niemandem davon erzählen.
Er überlegte nun seine nächsten Schritte. Vielleicht wäre es gut, wenn er jetzt im Luna anrufen und Peter ausrichten ließe, er sei leider verhindert, nach Venedig zu kommen. Anschließend konnte er verduften und Peter nie wieder unter die Augen kommen.
Das hatte aber einen Nachteil. Wenn Peter und die Polizei Sabine Müller erwischten und sie vernahmen, dann könnte diese Sabine ihnen seine Personenbeschreibung als die eines Mannes geben, der morgens im Hotel Residenza gefrühstückt hatte. Peter würde ihn nach der Personenbeschreibung erkennen und ihn – Freundschaft hin, Freundschaft her – von der Polizei suchen lassen. Schließlich ging es um sehr viel Geld und Peters Existenz. Und Sabine könnte dann behaupten, er hätte ihr alle drei Millionen abgenommen.
Ich kann mich nicht einfach aus dem Staub machen, dachte er. Wenn ich dabliebe, könnte ich im Falle eines Falles behaupten, ich hätte in Peters Sinne gehandelt und schon eine seiner Millionen sichergestellt. Natürlich wäre ich das schöne Geld dann los, aber schon wieder ins Kittchen? – Nein! Ich danke!
Und dann schoss ihm ein Einfall durch sein durchtriebenes Gehirn, der ihn richtig begeisterte. Wie wäre es, wenn er unter irgend einem Vorwand Sabine Müllers Koffer mit den Wertpapieren Peter zur Aufbewahrung übergeben würde. Sollte die Sache sich so entwickeln, dass kein Verdacht auf ihn fiel, dann würde er sich den Koffer wiedergeben lassen. Andernfalls konnte er sich darauf herausreden, dass er Peter die eine Million ja gegeben hätte. Er hätte dabei an eine kleine Überraschung gedacht und deswegen …
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Nichtsahnend und in bester Laune kam Sabine ins Resi denza zurück und öffnete die Tür zu ihrem Zimmer - -
Nein!!!
Im Zimmer herrschte eine wüste Unordnung. Klei dungs stücke waren acht los im ganzen Zimmer ver streut, die Schranktür war geöffnet, der Schrank leer. Ein Kof fer lag inmit ten zerknüllter Wäsche und Toilettenar tikel offen und ausgeräumt auf dem Bett, der andere Koffer war nicht zu se hen.
Nein!!! Zerstört lehnte sie sich an die Tür. Sie brauchte erst gar nicht nachzusehen; zwei Mil lionen waren futsch.
Die dritte Million! Panische Angst trieb sie hin unter an die Re zeption, wo sie das Päckchen ver langte, das sie im Hotel safe deponiert hatte. Man händigte es ihr an standslos aus. Die Nach prü fung in ihrem Zimmer ergab, dass der Inhalt des Päck chens - genau 600 Tausend - Dollar - Noten - noch voll ständig vorhanden war. Gott sei Dank! Auch das war wahnsin nig viel Geld. Etwa eine Million Mark bei dem derzeitigen Niedrigstand des Dollars
Langsam ging sie durch den Raum zum Fenster. Der Schock begann nachzulassen und machte einem Gefühl der Hilflosigkeit Platz. Nachdenklich schaute sie hinaus. Was sollte sie jetzt tun? Wer konnte es gewesen
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