Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)
und winkten zu Sabine herüber.
„Gondola! Signorina! Gondola!“
Sie winkte ihnen fröhlich zu und ging lachend wei ter. So! Den Kerl war sie los. Jetzt würde sie sich allein in aller Ruhe Venedig ansehen und dann irgendwo ge pflegt eine Kleinigkeit es sen, es sei denn - - -
Sie schaute sich um, aber von Michael war nichts zu sehen. Der wurde wahrscheinlich immer noch von dem erbosten Maler gebeutelt. Hoffentlich! Das gönne ich dem Kerl!
Sabine verschwand um die nächste Ecke und entfernte sich auf wilden Zickzackwegen vom Canale Grande, bis sie sicher war, dass Michael sie nun wirklich nicht mehr finden würde.
Unversehens kam sie aus der belebteren Gegend heraus. Es wurde ruhiger und idyl li scher, und sie stellte fest, dass Venedig so ganz anders war, als sie es sich vorgestellt hatte. Ja - wie hatte sie es sich denn vorgestellt? Sie hatte eigentlich gar keine Vorstellung von dieser Stadt gehabt, oder wenigstens keine besonders klare. Sie hatte geglaubt, dass da statt Straßen nur Wasser wäre, und dass man sich in dieser Stadt nur mit einem Boot bewegen könne. Dabei war es nun ganz anders. Man konnte hier wunderbar herumspazieren; überall waren idyllische Gassen und Brücken. Man kam überall hin. Nur Autos konnten hier nicht fah ren. Und das war wirklich kein Verlust!
Sabine schlender te in ein Laby rinth aus kleinen Straßen und Kanälen hinein, genoss es, durch die male rischen Gässchen und an Kanä len entlang oder über die sich darüber schwingenden Brück chen zu strei fen, das bunte Leben in sich aufzunehmen und zu wün schen, sich hier einmal ohne Sorgen wochen lang treiben lassen zu dürfen.
Sie blieb stehen und schaute sich um. Kleine Häuschen, Bäume im ersten Grün, blühen de Sträucher. Frühling in Venedig! Offene Läden, wo man den Hand werkern bei der Ar beit zuse hen konnte. Bunte Far ben, die sich in den Kanälen spiegelten. Glücklich bummelte sie weiter und ließ sich treiben, wie die Laune es ihr eben eingab. Ein herrlicher Tag!
Dann erinnerte ihr Magen sie daran, dass ein kleiner Imbiss ihr nach der vielen Lauferei gut tun würde. Im Weitergehen hielt sie nach einer Cafeteria Ausschau und fand auch bald eine, die ihren Vorstel lungen entsprach. Drinnen wurde sie mit großem Hallo begrüßt. An einem Tisch saßen zwei junge Paare aus ihrem Bus.
„Da kommt ja die Sabine“, rief ein schlaksiger junger Mann mit abstehenden Ohren und hob sein Glas. „Prost, Sabine.“
Seine gemütliche pummelige Frau stieß ihn an. „Du kannst doch nicht einfach ’Sabine’ sagen!“ Und zu Sabine gewandt: „Entschuldi gen sie bitte, Fräulein Mül ler. Sie wissen ja: die Männer! Kaum gibt man ihnen einen Schluck Wein, da werden sie gleich frech.“
Sabine schlenderte zu dem Tisch hinüber. „Ich habe nichts dage gen, dass sie mich Sabine nennen“, sagte sie lächelnd zu den abstehenden Ohren, „voraus gesetzt, dass sie mir ihren Namen verra ten.“
„Ich bin der Robert.“
Sie begrüßten sich fröhlich. Zum Robert gehörte die Katja. Das andere Paar hieß Tina und Wolf.
„Wollen sie sich auch ein zweites Frühstück genehmigen“, fragte Tina.
„Aber sicher“, sagte Sabine. „Ich habe Hunger wie ein Pferd.“
„Wir haben gerade erst bestellt. So ein bisschen Kuchen, Torte und so etwas, dazu Cappuccino oder Espresso. Wollen sie sich anschließen? „
„Geht in Ordnung“, sagte Sabine, „für mich bitte Espresso“, und Robert rief dem Kellner zu, dass sie jetzt eine Person mehr wären.“
„Bueno, Signore!“
„Sie sind allein?“ fragte Tina. „Hat der böse Michael sie schnöde verlassen?“
Sabine schüttelte den Kopf. „Nein. Aber ich ihn.“ Sie erzählte die Geschichte mit dem Eis und dem Maler, und alle bogen sich vor Lachen. Dann kam der Kellner und brachte Sabines Espresso. Robert, der als einziger Wein trank, hob sein Glas. „Auf uns alle, und dass wir noch oft so zusammensit zen.“
Der Espresso war gut, die Stimmung gelöst. Urlaub, Italien, Venedig und nette Menschen – was wollte man mehr? Dann kamen auch noch allerlei leckere süße Sachen auf den Tisch und wurden restlos vertilgt – gewürzt durch witzige Gespräche und viel Gelächter.
Schließlich trennte man sich. Tina und Wolf wollten den Dogenpalast besichtigen während Katja und Robert vorhatten, ziellos herumzuschlendern. Sabine wollte ins Hotel zurück und nach Kitty sehen. Vielleicht ging es der inzwischen besser und sie konnten gemeinsam irgendwo zu Mittag
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