Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)
Es ist also zu vermuten, dass er sich dort mit Sabine Müller treffen will.
„Woher wissen sie das?“ fragte Sabine ungläubig. „Wo sind sie jetzt?“
„Ich bin bei der Kripo und werde mich gleich auf den Weg zu ihnen ins Hotel machen. Wir fliegen mit der nächsten Maschine nach Samos. Sie werden doch mitkommen?“
Sie zögerte. Sollte sie mitfliegen? Aber was gab es für sie eigentlich sonst noch für Möglich keiten? Sie hatte zwar noch etwa dreißigtausend Mark in der Handtasche, aber wie weit würde sie damit kommen? Am Ende war es doch das Beste, ihm jetzt endlich reinen Wein über sich einzuschenken, ihm zu gestehen, wer sie war, und dass Leo ihr jetzt die letzte Million abgenommen hatte.
„Hallo! Sind sie noch da?“
„Ja“, erwiderte sie unentschlossen.
„Wir haben nicht viel Zeit“, erklärte er mit einer für ihren Geschmack viel zu befehlsgewohnten Stim me. „Würden sie bitte so nett sein, in meinem Zimmer meine Sachen zu packen und dann mit ihrem und meinem Gepäck unten vor dem Hotel auf mich zu warten und in mein Taxi zuzusteigen?“
Sie wollte protestieren, aber er redete einfach weiter. „Es ist wirklich eilig“, hörte sie ihn sagen. „Die nächste Maschine geht bald, und dann heute keine mehr.“
Er machte eine Pause, und sie kam endlich zu Wort. „Nein“, wollte sie eigentlich aus lauter Trotz schreien, „ich lasse mich nicht so herumkommandie ren!“ Aber zu ihrer eigenen Überraschung sagte sie klar und deut lich: „In Ordnung“, woraufhin er auflegte. Entgei stert starrte sie den Hörer an, legte ihn dann schulterzuckend aus der Hand und erhob sich, um seine Anordnungen auszu führen.
Sabine packte mechanisch ihre Sachen in den Koffer - auch die Reiseta sche, die jetzt, wo die Schmuck kassette fehlte, fast leer war - , sah sich im Zim mer noch nach eventuell vergessenen Gegenstän den um und öffnete dann die Tür zum Gang. Sie wollte zur Rezep tion, um ihr Zimmer zu bezahlen und Pe ters Schlüs sel zu holen. Ihren Koffer, den sie später auf dem Weg nach unten abholen wollte, ließ sie im Zim mer und stellte ihn griffbereit innen gleich neben die Tür.
Zu ihrer Überraschung bekam sie zugleich mit ihrer Rechnung noch eine weitere, die auf den Namen Leonhard Kornelius lautete. Fassungslos starrte sie einen Augenblick darauf, entschloss sich dann aber, jedes Aufsehen zu vermeiden und zu be zahlen. Von diesem charmanten Typ bin ich jetzt aber rest los bedient, dachte sie verbittert. Klaut mir eine Million, und dann muss ich auch noch seine Hotel rechnung bezahlen.
„Und das Zimmer von Dr. Schwarz?“, fragte sie.
„Dr. Schwarz hat sein Zimmer bezahlt und mich beauftragt, ihnen seinen Zimmerschlüssel auszuhän digen.“
Wenigstens einer, auf den man sich verlassen kann, dachte sie. Sie erledigte die Rechnungen, gab dem Mann ein natürlich viel zu großes Trinkgeld und nahm den Schlüssel vom Zimmer 509 entgegen.
Das erste, was ihr in diesem Zimmer in die Augen fiel, als sie den Schrank öffnete, war ihr Kof fer. Der Koffer, den man ihr in Venedig weggenom men hatte. Jetzt hing ein Schild daran. 'Leonhard Kornelius' las sie.
Wie kam dieser Koffer hierher?
Sie konnte nicht anders, sie musste den Koffer öffnen, um nachzusehen, ob er noch die Wertpapiere enthielt; in ihrer Handtasche musste noch der Schlüssel sein.
Sabine kramte den Schlüssel hervor, öffnete den Koffer und hielt gleich darauf eine wohlbekannte Plastiktüte in der Hand. Ein Blick in die Tüte genügte um festzustellen, dass die erste ihrer drei Millionen wieder zu ihr zu rückgekehrt war. Und von einer weiteren Million wusste sie, wo sie war: bei Leo, den man in Samos aufgreifen würde.
Das beginnt interessant zu werden, sagte sie tief beeindruckt und öffnete vorsichtig die Tür. Es war niemand zu sehen. Auf Zehenspitzen ging sie den Gang entlang zu einem kleinen Tisch chen, auf dem sie einige illustrierte Zeitungen hatte liegen sehen. Sie nahm davon einen Packen, etwa so groß, wie das Päckchen Wertpapiere, und eilte damit in Peters Zimmer zurück. Erst, nach dem sie diese Illu strierten anstelle der Wertpapiere im Koffer ver staut hatte und der Koffer wieder ordnungs gemäß ver schlossen war, begann sie, Peters Sachen einzu packen.
Zwei Millionen waren also sozusagen in Sichtweite. Die dritte hatte Leo oder Kitty. Oder beide zusam men. Wenn man das bloß wüsste! Andererseits - ob man Leo die Million im Schmuckkästchen wieder abjagen würde, war genau betrachtet eigentlich auch
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