Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)
seinem Glas und zuckte mit den Schultern. „Sie ist uns entkommen“, erklärte er heiteren Sinnes.
„Verdammt!“
„Wir haben sie aber wiedergefunden“, fuhr Sokrates fort. „Sie hat sich nämlich in Marathokampos mit Herrn Kornelius getroffen. Die beiden sind dann weitergefahren, sie mit einem Auto, das sie gemie tet hat, er mit dem Motorroller hinterher.“
„Und ihre Polizisten ebenfalls hinterher.“
„Klar! Wir haben sie bis zu einer Feriensiedlung in der Marathokampos-Bucht verfolgt. Es sieht so aus, als ob sie dort eine Weile bleiben wollten.“
„Und was wird nun?“
„Abwarten, beobachten. Herr Kornelius hat in Mara thokampos ein Hotelzimmer gemietet und einige Sachen dort gelassen. Ich habe einen Durchsu chungsbefehl und will jetzt hinfahren, um mir seine Sachen einmal anzusehen. Wenn sie wollen, können sie mitfahren.“
„Und ob ich will“, sagte Peter, und, zu Sabine gewendet: „Sie kommen doch sicherlich auch mit, Fräulein Funke?“
„Wenn sie so gütig sein und mich mitnehmen wol len.“
Peter erhob sich, obwohl Sabine mit ihrem Frühstück noch nicht ganz fertig war. Sie schob schnell den letzten Bissen in den Mund und trank ihre Tasse mit einem Zug leer. Dann folgte sie Peter zum Jeep, wo sie sich hinten auf den Notsitz mehr schlecht als recht hinhockte, zu ihren Füßen den unvermeidlichen Hund, der Peter heute noch misstrauischer als gestern anknurrte, sie aber in ihrer Nähe duldete.
„Festhalten“, sagte Sokrates und blickte sich kurz nach ihr um, bevor der Wagen losschoss.
Die Fahrt im offenen Jeep war ein besonderes Er lebnis. Die Landschaft ebenso. Bewaldete Gebirge, tief eingeschnittene, feuchtwarme Täler mit üppiger Vegetation, eine gut befahrbare Straße. Und dazu, nicht zu vergessen: Sokrates! Sokrates Kalpidis, der sich ständig umdrehte, begeistert die Gegend erklärte - so, als hätte er sie selbst erschaffen - und stolz darauf hinwies, dass es in Samos Berge gibt, die über tausend Meter hoch sind. Man beden ke: direkt vom Meeresspiegel aufsteigend, und dann über tausend Meter hoch!
Eine knappe Stunde später waren sie in Marathokam pos. Sokrates fuhr direkt zum Hotel. Alle stiegen aus. Auch Sabine kletterte, vom Wind zerzaust und ein wenig durchgefroren hinaus, wobei Sokrates ihr galant half. Peter kümmerte sich überhaupt nicht um sie.
Da stimmt doch etwas nicht, dachte sie beunruhigt. Was hat er nur plötzlich gegen mich?
Sie folgte den beiden Männern ins Hotel. Hier gab es keine große Halle, keine Rezeption oder der gleichen. Nur eine einfache Gaststube. Kein Mensch darin.
Sokrates rief etwas auf Griechisch. Eine Tür im Hintergrund ging auf, ein kleines Männchen er schien, möglicherweise der Hotelbesitzer. Sokrates verhandelte mit ihm, wies ein amtlich aussehendes Schreiben vor, und nach einem längeren Palaver zuckte das Männchen mit den Schultern und schlurf te davon. Sokrates schloss sich ihm an und winkte ihr und Peter, ihm zu folgen.
Sie stiegen eine Treppe hinauf, dann ging es einen Gang entlang. Am Ende des Ganges, an der letzten Tür, hielt das Männchen an und schloss auf. Dann trat es zurück und wies ins Zimmer hinein. Sokra tes knurrte etwas Unverständliches, und der Mann schlich beleidigt davon.
Sabine folgte den beiden Männern ins Zimmer. Es war schlicht möbliert: ein Schrank, ein Bett, ein kleiner Tisch, zwei Stühle. An der Wand ein Wasch becken. Ein Abfallkorb. Sokrates stand mitten im Zimmer und schaute sich prüfend um.
„Zuerst den Schrank“, befahl er sich selbst und öffnete denselben. Leos Reisetasche stand darin. Sabine erkannte sie sofort wieder. Sokrates stell te sie auf den Tisch und machte sie auf.
„Da haben wir schon etwas“, sagte er und zog einen Gegenstand heraus.
„Meine Schmuckschatulle“, sagte Sabine und hielt die Luft an. Wenn er die Schatulle nun öffnete - was dann? Entweder war sie leer. Das wäre sehr schlecht. Dann wäre die Million, die sie darin gehabt hatte, vermutlich futsch. Oder die Million war noch drin. Das wäre vielleicht noch schlech ter. Bei Peter, der heute so ungnädig zu ihr war, konnte sie in diesem Fall wohl kaum auf Milde hoffen.
„Haben sie den Schlüssel da?“, fragte Sokrates.
„Nein“, log Sabine. „Den habe ich im Hotel in Pythagoreion.“
„Sie erkennen dies aber als ihr Eigentum wieder?“
„Ganz zweifellos“, sagte sie.
„Es sieht genau so aus wie die Schmuckschatulle, die Fräulein Funke in Athen als gestohlen gemel det und beschrieben hat“,
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