Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)
des Entsetzens ihn überschwemmte und stumm machte. Karin! Seine Ka rin, in die er sich jeden Tag mehr verliebt hatte. Sogar an Heirat hatte er gedacht. Heirat! Eine Prostituierte!
„Hallo! Sind sie noch da?“ hörte er Grigorios fragen. Es war ihm egal. Müde legte er den Hörer auf und taumelte davon. Hinaus auf den Kai, wo es Sonne gab, und Menschen. Anständige Menschen. Erschlagen ließ er sich auf einen Stuhl sinken und stützte seine Arme schwer auf den Tisch.
„Irgendwann werden sie mehr von mir wissen und alles verstehen.“ Das hatte sie gestern abend gesagt. Und sie hatte Recht gehabt. Jetzt wusste er, was sie ge meint hatte. Wahrscheinlich hatte er es noch schneller erfahren, als sie befürchtete. Und jetzt konnte er natürlich nicht umhin, ihr dankbar zu sein, weil sie sich wirklich korrekt betragen hatte.
Korrekt! Verdammt noch einmal! Ja! sie hatte sich korrekt verhalten. Bewundernswert korrekt, das musste man zugeben. Mühsam unterdrückte er die alte Zärtlichkeit für sie, die wieder in ihm hochstei gen und sie verteidigen wollte. Irgend einen Weg finden, trotz seiner Prinzipien - - -
„Bitte sehr?“
Der Kellner stand neben ihm.
„Wollen sie frühstücken? Oder warten sie auf ihre Frau?“
Meine Frau! Er wollte auffahren, beherrschte sich aber. „Ich warte auf meine Frau. Danke!“
Was sollte jetzt werden. In wenigen Minuten würde sie erscheinen. Sollte er ihr sagen, was er von ihr erfahren hatte, und sich sofort von ihr tren nen?
Er schüttelte den Kopf. Das ging nicht so einfach. Schließlich hatte sie ihm helfen wollen, und dabei war sie von Leo bestohlen worden. Jetzt, wo eine Hoffnung bestand, dass sie ihr Eigentum zurückbe kam, konnte er sie nicht gut wegschicken.
Aber dann musste sie sich natürlich sofort von ihm trennen.
6
An diesem Morgen war Sabine voller Optimismus und Fröhlichkeit. Die Sonne schien zum Fenster hinein, es war so wunderbar warm - nicht so kalt wie zu Hause - richtig schön, an so einem Tage aufzustehen.
Die Chancen standen gut. Vermutlich würde sie in einigen Stunden die zweite Million zurückhaben, und es musste mit dem Teufel zugehen, wenn man nicht auch die dritte finden würde. Wie schön, wenn sie Peter seine drei Millionen zurückgeben könnte - oder fast drei Millionen, denn sie hatte ja einen kleinen Teil davon ausgegeben. Aber das war nicht so viel, dass es eine Katastrophe bedeu tete.
Natürlich war sie nicht ganz sicher, was er sagen würde, wenn er erfuhr, wer sie in Wirklichkeit war. Sie wusste, dass er sie ehrlich gern hatte. Immer wieder hatte sie das voller Glück gespürt, denn sie selbst hatte sich in diesen Tagen so sehr an ihn gewöhnt, dass sie sich ein Leben ohne ihn schon gar nicht mehr vorstellen mochte. Bestimmt würde er erst furchtbar ärgerlich sein, weil seine ver dammten Gesetze ihn dazu zwangen, gegen eine Rechtsbrecherin hart vorzugehen. Aber sie konnte die Hoffnung, dass er sie zum Schluss doch noch verstehen und begnadigen würde, nicht aufgeben.
So, fertig.
Sabine schloss die Zimmertür ab und sprang vergnügt die Treppe hinunter.
Peter saß schon draußen am Frühstückstisch. Im Vorbeigehen winkte sie dem Kellner zu, dass er ihnen das Frühstück bringen möge, schlenderte hinaus und spürte auf den ersten Blick, dass irgend etwas nicht stimmte.
„Das sind sie ja“, sagte Peter, und seine Stimme klang furchtbar förmlich.
„Verzeihung“, sagte sie. „Ich wollte sie eigentlich nicht so lange warten lassen.“
Er schüttelte nur wortlos den Kopf und blickte hinüber zum Wasser und zu den Schiffen.
Sie setzte sich und schaute ihn still an, während er von ihr keine Notiz zu nehmen schien. Unbehagen breitete sich zwischen ihnen aus. Gott sei Dank kam der Kellner und brachte das Frühstück, so dass sie eine Weile beschäftigt waren. Sein feindliches Schweigen war trotzdem nicht leicht zu ertragen.
Ein Jeep fuhr vor. Sokrates stieg aus und kam strahlend auf sie zu.
„Guten Morgen! Ist das nicht ein wunderbarer Tag? Haben sie gut geschlafen?“
„Guten Morgen, Herr Kalpidis“, sagte Peter düster. „Gibt es etwas Neues?“ Sokrates nickte lächelnd, wartete aber, bis der Kellner, der gerade erschienen war, seine Bestel lung aufgenommen hatte.
„Die Venus ist heute früh planmäßig in Vathy eingelaufen“, berichtete er. „Eine junge Frau, die genau zur Beschreibung passt, die sie mir von Sabine Müller gegeben haben, ging an Land.“
„Und?“
Sokrates nahm einen Schluck aus
Weitere Kostenlose Bücher