Sachiko - Blutige Tränen (German Edition)
gesorgt.
Himmel! Wurde er jetzt von Wahnvorstellungen heimgesucht?
Natürlich hatte er Sachikos Stimme noch immer im Ohr … ihr Bild noch immer vor Augen. Doch die Stimme, die er eben zu hören geglaubt hatte, war so unglaublich real gewesen.
Aiden schluckte heftig an dem Kloß, der in seiner Kehle feststeckte.
Was, wenn Sachiko wirklich in der Lage war, ihm auf die eben vorgeführte Weise Nachrichten zukommen zu lassen. Dann bedeutete das doch, dass sie zuvor seine Gedanken gelesen haben musste.
Oder etwa nicht?
Seltsamerweise war Aiden der Gedanke hieran keineswegs unangenehm. Er hatte ganz und gar nichts zu verbergen.
Im Gegenteil! Es würde die Dinge um ein Vielfaches erleichtern.
Über seine Gefühle war er sich bereits heute Vormittag klar geworden. Wie ein Panzer war die Erkenntnis über ihn hinweg gerollt.
Und wenn seine kleine Vampirin schon in seinem Kopf war, dann sollte sie auch wissen, wie es um ihn stand.
Woher er plötzlich die Gewissheit nahm, dass es Sachiko war, deren Stimme er in seinem Kopf vernommen hatte, war ihm schnuppe. Auch, dass es ihm selbst nicht möglich war, in ihren Kopf zu sehen, war nebensächlich.
Aiden stand zwar mit beiden Beinen im Leben, doch seinen Hang zum Außergewöhnlichen oder Außersinnlichen hatte er sich seit seiner Kindheit bewahrt.
Nur so erklärte er es sich, dass er Sachiko einen Gedanken schickte, von dem er hoffte, sie möge ihn tatsächlich empfangen können.
Du irrst dich, Sachiko. Ich möchte alles über dich erfahren. Du hast mein Herz im Schnelldurchgang erobert, meine zauberhafte kleine Vampirin. Bitte, gib mir eine Chance!
Aiden war angespannt, als er auf Sachikos Antwort wartete … sein Herz klopfte, als sei er einen Marathon gelaufen.
Aiden wartete. Wie lange, wusste er nicht einmal zu sagen.
Du spinnst komplett, Mann! Hast du tatsächlich darauf gewartet, eine Antwort zu bekommen?
Aiden zuckte unwillkürlich zusammen, als es klopfte.
Sachiko? War sie hier? Hatte er sie doch nicht in seinem Kopf gehört?
Aiden zitterte. Er wurde verrückt. Genau! Anders konnte es gar nicht sein.
„Aiden, Liebling ...“
Du liebe Güte. Mia Langston.
Am besten er tat so, als schliefe er.
„Kommst du mit zum Essen? Die anderen sind auch da.“
Okay, wenn John und Peter auch da wären, war die Sache nur halb so schlimm. Und vielleicht würde ihn Mias dummes Gequassel ja ein wenig ablenken.
Aiden wollte gerade antworten, als er die Stimme wieder in seinem Kopf hörte …
Der Tag wird kommen, an dem du dir wünschen wirst, mich niemals kennengelernt zu haben, Aiden!
Aidens Herz schlug einen doppelten Salto.
Sachiko!
Sie war es. Es wurde nicht verrückt.
Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, schickte er ihr auf diesem geistigen Weg seine Antwort.
Niemals, Hanii, niemals …
11)
S achiko wand sich innerlich.
Was in aller Welt hatte sie da nur getan?
Sie ahnte zwar, dass sie einige Fähigkeiten hatte, doch da sie von den meisten noch niemals Gebrauch gemacht hatte, konnte sie natürlich nicht mit Sicherheit wissen, dass sie auch wirklich und wahrhaftig funktionieren würden.
Sachiko hatte nicht wirklich vorgehabt, in Aidens Kopf herumzuspazieren.
Allerdings hatten die Gefühle, die er wohl unbewusst zu ihr geschickt hatte, sie zu diesem unüberlegten Schritt geradezu gezwungen … ihr Herz ohne ihr Zutun auf direktem Weg in die Zentrale seines Fühlens katapultiert.
Sekundenlang schlug ihr Herz im Gleichklang mit seinem – was schon verrückt genug war. Und dann war sie plötzlich – schwupps – in seinem Kopf gelandet.
Aber für Sachiko noch unglaublicher, war die Tatsache, dass Aiden es einfach so akzeptiert hatte und sogar versucht hatte, mit ihr zu kommunizieren.
Diese Art der Unterhaltung war zwar eine Einbahnstraße, allerdings hielt es Aiden nicht davon ab, ihr etwas zu sagen.
Und dann der Kosename … Hanii.
Es war die abgewandelte japanische Form für Honey.
Richtige Kosenamen gab es in der japanischen Sprache nicht. Schade eigentlich!
Sachikos Entschluss geriet heftig ins Wanken. Sie war bereits jetzt zu schwach, um einfach davonzulaufen.
Doch das, was da gerade eben geschah, durfte nicht sein.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht, Aiden auch noch zu antworten?
Ihre blutigen Tränen sollten doch wirklich Grund genug sein, sich von ihm fernzuhalten.
Sie durfte ihn der Gefahr, die unweigerlich von ihr ausging, niemals aussetzen.
Sie kannte Aiden nicht wirklich, doch das, was sie von ihm kennengelernt
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