SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller
weiß zwar nicht die genaue Zahl, aber es müssen mehr als zweitausend Bilder von meiner Katze existieren.«
Joy ließ beinahe das Teeglas fallen. »Sagten Sie zweitausend? Die Zwei mit den drei Nullen?«
Als ich nur grinsend nickte, schüttelte sie den Kopf. »Zweitausend … unglaublich! An eine dreibändige Ausgabe hatten wir bislang eigentlich nicht gedacht.« Die Lektorin in ihr überblickte aber schnell wieder die Lage. »Wo kann ich die Fotos sehen?«
»Eigentlich bei mir zu Hause«, sagte ich, »nur leider befindet sich meine Wohnung momentan in keinem vorzeigbaren Zustand.« Auch in Zukunft wollte ich nicht davon abweichen, nur engste Freunde in das Allerheiligste zu lassen. »Es wäre also das Beste, wenn ich mit der kompletten Serie zu ihnen nach L.A. käme«, schlug ich vor. »Was halten Sie davon?«
Joy machte eine ›Wie-Sie-wollen-Geste‹. »Einverstanden. Kein Problem. Hätten Sie eventuell schon nächste Woche Zeit?«
Wir waren gerade dabei, die letzten Formalitäten zu besprechen, als Mia plötzlich im Café auftauchte. Ich war derart überrascht, dass ich zuerst nur ein überlautes »DU?« von mir gab.
»Hi«, grüßte sie mich, »ich fand deinen Zettel auf dem Küchentisch. Es war zwar nicht einfach, aber jetzt habe ich dich ja doch gefunden.«
Nur stockend gelang es mir, die beiden Frauen miteinander bekannt zu machen.
»Was ist denn so wichtig, dass du bis hier hinauf nach Joshua-Heights kommst?«, wollte ich von ihr wissen.
Mia machte ein bekümmertes Gesicht. »Es tut mir leid, wenn ich deine Geschäftsbesprechung störe …«
Joy winkte kopfschüttelnd ab. »Keineswegs, Sie stören überhaupt nicht. Wir sind gerade fertig geworden.«
»… aber ich habe gerade einen seltsamen Anruf erhalten«, fuhr Mia fort.
Ich runzelte die Stirn. »Was denn für einen Anruf?« Mia ging ein paar Schritte zurück und winkte mich unauffällig zu sich heran. Ich entschuldigte mich kurz bei Joy und stand auf.
»Vielleicht ist alles auch nur falscher Alarm«, gab Mia zu bedenken, »aber die Frau am anderen Ende wirkte sehr verzweifelt. Sie sagte, ihr Name sei Deborah. Sie stecke in fürchterlichen Schwierigkeiten, und du seist der einzige, an den sie sich wenden könne. Sie rief vom LAX aus an. Sie stünde am Terminal Zwei.«
Es dauerte eine Weile, bis es bei mir ›Klick‹ machte. Deborah konnte nur ›Deb‹ sein. ›Sugar‹. Meine punkige Jeans-Verkäuferin, die von Bastet so brutal vertrieben worden war. Wollte Mia mit dieser unerwarteten Fürsorge etwa Abbitte bei mir leisten?
»Vom LAX sagtest du? Verdammt, bis zum Flughafen bin ich mindestens zwei Stunden unterwegs.« Mia hob nur die Schultern. Sollte ich auf einen bloßen Verdacht hin diese lange Fahrt auf mich nehmen? Ja , dachte ich, du musst fahren. Du bist es Deb einfach schuldig.
Nachdem ich mich bei Joy für meinen überhasteten Aufbruch entschuldigt hatte, wandte ich mich Mia zu. »Willst du mit?« Es war eine rein rhetorische Frage; eigentlich lag mir nicht viel daran, dass sich die beiden Frauen begegneten. Das erste Zusammentreffen war übel genug ausgegangen. Zu meiner Erleichterung schüttelte meine Geliebte den Kopf.
»Nein danke. Ich glaube, es ist besser, du fährst allein. Jetzt, wo ich schon einmal hier bin, möchte ich den Tag noch ein wenig im Zoo verbringen. Wenn Mrs. McMillian noch etwas Zeit hat, kann ich ihr ja meine geheimen Plätze hier im Park zeigen.«
»Warum eigentlich nicht?«, antwortete Joy. »Schließlich hat mir mein Chef den ganzen Tag für diese Angelegenheit freigegeben.«
Ich winkte den beiden ein letztes Mal zu und hastete dann zum Wagen. Waren Ruhe und Glück wirklich nur Illusionen? , fragte ich mich, als ich auf den Highway bog. Kaum hatte ich zwei Brandherde bekämpft, schon flammte der nächste auf.
Während der Fahrt überlegte ich mir immer wieder, worin die Schwierigkeiten wohl bestehen konnten, in denen Deb angeblich steckte. Hatte es etwas mit Drogen zu tun? Angesichts der Läden, die Deb besuchte, lag die Vermutung nahe. Ich schloss die Möglichkeit dennoch aus. Sie war mit Sicherheit kein Junkie und als Dealer konnte ich sie mir ebenso wenig vorstellen. Aber was war es dann? War sie in die Hände von Geldhaien geraten? Oder hatte es gar mit Prostitution zu tun? So sehr ich mir auch den Kopf zermarterte, eine schlüssige Antwort ließ sich nicht finden.
Es dauerte fast zweieinhalb Stunden, bis ich schließlich auf einem maßlos überteuerten Parkplatz des LAX eine Lücke
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