Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
Vom Netzwerk:
meinte platzen zu müssen vor innerem Druck, blieb aber dennoch stumm.
    Ohne eine erkennbare Bewegung gelangte Achs Gestalt wieder in den Einfluss des Lichts; die plötzliche Blendwirkung ihres glitzernden Gewandes wirkte auf mich wie ein physischer Angriff. Wie ein Boxer riss ich die Arme zum Schutz der Augen hoch.
    »Sprich!«, forderten mich die geschlossenen, grünen Lippen auf. Sie hatten sich zu einem schmalen, diabolischen Grinsen verzogen.
    Meine Antwort sprudelte ohne mein Zutun aus mir heraus. »Ich … ja … jaaaah«, bekräftigte ich. »Ich will ihr helfen. Ich … ich will sie zurück. Ich werde alles tun, was sie von mir verlangt.«
    »Alles?«, zweifelte Ach.
    »Alles!«
    Ohne zu zögern schrie ich ihr meine Entscheidung entgegen. In diesem Moment konnte ich noch nicht ahnen, welche schrecklichen Folgen jenes eine Wort für mein zukünftiges Leben haben sollte. Nur ein einziges Wort.
    Langsam drehte sich Ach im Raum und schrieb dabei mit ihrer Rassel komplizierte Muster in die Luft. Nach vier vollständigen Kreisen blieb sie mit weit ausgestreckten Armen und aufgefächertem Gewand vor mir stehen. Erstmals erkannte ich, dass der dünne Stoff ihre Brüste unbedeckt ließ. Achs glanzlose Kohlenaugen duldeten jedoch keinen Voyeurismus. Machtvoll dirigierten sie meinen Blick hinauf zu ihrem Gesicht.
    »So sei es«, verkündeten die grünen Lippen. »Der Pakt ist geschlossen. Neith und Khonsu sind meine Zeugen. Möge dir Horus den Weg weisen, mögen dir Isis und Nephtys gewogen sein, möge dir Hekate Kraft verleihen.« Mit diesen Worten wirbelte sie den Umhang um ihren entblößten Körper und verschmolz augenblicklich mit den Schatten des Zimmers.
    Unbeweglich verharrte ich gegen den Schreibtisch gelehnt. Nur meine Augen jagten hin und her. Systematisch suchte ich den Raum nach dem Umriss einer menschlichen Gestalt ab. Ohne Erfolg. War der Spuk nun vorbei oder lauerte Ach noch tief in einer Ecke verborgen, um mir einen letzten Abschiedsschrecken zu bereiten?
    Es dauerte lange, bis ich endlich den Mut fand, meine Hände von der Tischplatte zu lösen. Hastig beugte ich mich zum Fenster und riss, so schnell es ging, die Vorhänge zurück.
    Gleißendes Mittagslicht erfüllte das Zimmer. Ich stöhnte vor Schmerz, doch gleichzeitig genoss ich die helle, reinigende Kraft der Sonne. Das erste, was ich durch meine Sehschlitze hindurch erkennen konnte, war der schlanke, teilnahmslos blickende Holzkopf eines Geparden. Katzen, immer wieder Katzen. Doch außer kleinen Tierfiguren und verstaubten Büchern gab es nichts Besonderes um mich herum. Ich war allein. Die Tür war nach wie vor verschlossen, doch von Ach fehlte jede Spur. Es verwunderte mich jedoch kaum. Sie hatte das getan, was ein Spuk oder Schatten für gewöhnlich tat, wenn er direkt vom Licht getroffen wurde: Sie war ganz einfach verschwunden.
     
    Mit meiner Gelassenheit kehrten auch die Schmerzen zurück. Vorsichtig hob ich meinen pochenden Arm gegen das Licht. Achs Griff war alles andere als der Hauch eines Schattens gewesen; rund um das Handgelenk hatte sich ein breiter, rot-blauer Fleck gebildet. An der Innenseite, nahe der Pulsadern, entdeckte ich vier parallele Schnitte.
    Vier kleine, aber tiefe Halbmonde, die sich wie die Fänge eines Raubtieres in meine Haut gebohrt hatten. Rostbraune Spuren von getrocknetem Blut liefen kreuz und quer über den Unterarm. Zusammen mit den Narben, die mir der Liger beigebracht hatte, sah es schlimmer aus, als es war, aber ich wollte kein Risiko eingehen. Die Wunde musste umgehend gesäubert und desinfiziert werden. Wer wusste schon, ob sich Ach in den letzten Jahrtausenden auch regelmäßig schön die Finger gewaschen hatte? Mir gelang beinahe schon wieder ein Lächeln, als ich mich auf den Weg ins Bad machte. Mein aufkeimender Humor erhielt aber sofort wieder einen Dämpfer; ich war noch nicht auf dem Flur, als sich auch mein Nacken und meine Kehle wieder an Achs ›sanfte Behandlung‹ erinnerten. Die gesamte ägyptische Geisterwelt verfluchend, taumelte ich weiter.
    Im Spiegel betrachtete ich das Gesicht eines Fremden. Die Haare standen ihm wirr vom Kopf, tiefe Ringe hatten sich unter den Augen gebildet. Der Unterkiefer zitterte so stark, als versuchte er die eigenen Backenzähne zu zermalmen. Ich sah in ein verzerrtes, völlig konfuses Gesicht. Die fahle Hautfarbe erinnerte an die Schminke von chinesischen Schauspielern. Und auch das Rot fehlte nicht. Wie ein Schal hatte sich eine unregelmäßige Spur aus Blut um

Weitere Kostenlose Bücher