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SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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erkannte ich wieder die Umrisse des Zimmers. Es schien heller geworden zu sein; die Lichtstrahlen, die durch den Vorhang fielen, hatten sich mittlerweile in breite Bänder verwandelt. Auf dem golddurchwirkten Umhang meines ungeladenen Gastes tanzten tausende von winzigen Sonnen. Achs Gesicht konnte ich trotz allem nur undeutlich erkennen.
    Wieder leckte sie ihre gespreizten Finger, schlürfte das frische Blut in sich hinein; wie ein Prüfer bei einer Weinprobe. Anders als dieser, spuckte sie es allerdings danach nicht wieder aus. Jeden Tropfen ließ sie lustvoll durch ihre Kehle rinnen. Obwohl mein Mund trocken war, versuchte ich angewidert zu schlucken. Die rote Flüssigkeit übte eine beunruhigende Anziehungskraft auf sie aus.
    Als sie ihre Zwischenmahlzeit beendet hatte, fixierte sie mich schweigend aus zusammengekniffenen Augen. Ein gedehntes, kaltes Lachen erreichte meine Ohren.
    »Welch köstlicher Anblick«, höhnte Ach. »Mein armer, kleiner Thomas, wenn du dich nur selbst sehen könntest. Du siehst erbärmlicher aus als ein junges Kaninchen, das in den offenen Rachen einer Löwin geblickt hat.« Ich konnte nicht antworten, zu fest klebte meine sandige Zunge am Gaumen. Ihren Vergleich mit dem Kaninchen empfand ich kaum übertrieben. »Nun gut, sehr gut! Deine Angst ist noch die geringste Sühne. Ich hoffe, du beginnst zu begreifen, welches Glück dir zuteil wurde und auf welche verabscheuungswürdige menschliche Weise du es zerstört hast. Ich hoffe, du erkennst, welches Leid und welchen Hass du in meiner Herrin hervorgerufen hast.«
    »Aber auch Liebe und Glück«, verteidigte ich mich. Mir blieb aber keine Zeit, mich über meine wiedergefundene Stimme zu freuen. Wie ein Blitz aus heißem Fleisch schoss ihre Hand hervor und schloss sich erbarmungslos um meine Kehle. Keinen Wimpernschlag später stand Ach plötzlich wieder vor mir. Beinahe berührten sich unsere Nasenspitzen. Fast spielerisch drückte Taschas Botin noch fester zu, schon jetzt gelang mir kaum mehr als ein klägliches Röcheln. Schwarze Tintenkleckse erschienen vor meinen Augen. Die unnachgiebige Hand drückte meinen Kopf so weit nach hinten über die Stuhllehne, dass ich nicht wusste, ob ich an Sauerstoffmangel oder Genickbruch sterben würde. Die Tatsache meines baldigen Todes zweifelte ich jedenfalls nicht an.
    »Unwürdiger!«, zischte mich ihre leise Stimme an. »Wage es nicht noch einmal, mich zu unterbrechen. Ich erfülle zwar die Wünsche der großen Bastet, Tochter des Atum Tefnut, Göttin des Tanzes und der Musik, glaube aber ja nicht, eine unterwürfige Sklavin vor dir zu haben. Meine Macht ist gewaltig und selbst Götter können ihr erliegen.« Ihre grünen Lippen blieben auch diesmal verschlossen; dennoch meinte ich ihren Atem riechen zu können. Ein durchdringend süßlicher Geruch, ein Geruch nach Verwesung. Die Tintenkleckse nahmen nun mein gesamtes Sehfeld ein; nur noch auf das Hören beschränkt, ergab ich mich in die letzten Sekunden meines Lebens.
    »Sieh' dich also vor«, klang es von weit her, »du Staub unter den Sohlen eines Vogelfreien. Solltest du auch mich erzürnen, so werde ich nicht zögern, deine jämmerliche Seele in die Abgründe der Unterwelt zu schleudern, auf dass Schezemu dich in deinem Blut schwimmen lässt.«
    Stille. Schwarze Tintenkleckse. Sah so also die Hölle aus oder befand ich mich noch in einer Art Zwischenreich?
    »Was seid ihr Menschen doch nur für eine schwächliche Ansammlung von Materie«, bemerkte Ach von irgendwoher. Wo immer ich mich auch befand, mein Todesengel war mir jedenfalls gefolgt. Der Gedanke an die Gesellschaft eines Dämons in der Hölle spendete allerdings nur wenig Trost. Hustend und spuckend umfasste ich meinen wunden Hals und rang verzweifelt nach Luft. Anfangs füllten sich meine Lungen mit geschmolzenem Blei, aber ich atmete weiter. Ich begriff, dass ich noch unter den Lebenden weilte. Tote hatten sicherlich andere Probleme.
    Nachdem ich durch die langsam schrumpfenden Kleckse hindurch wieder die Umrisse des Zimmers erkennen konnte, wusste ich endgültig, dass mir Ach nur eine makabere Warnung hatte zukommen lassen. Mühsam drehte ich den Kopf. Wie ein schwarzer Monolith stand sie mitten im Raum. Kein Funkeln und keine Farbe erinnerten mehr an Stoff oder Fleisch. Es war, als ob das Licht diesmal einen Bogen um sie machte.
    Ich atmete wieder ruhiger; mein Kehlkopf pochte dabei aber noch immer wie ein klaffender Schnitt. Ein schwarzer Arm löste sich aus der Silhouette und

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