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SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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seinen Hals gelegt.
    Ich drehte mich ins Profil und befühlte zaghaft eine brennende Stelle. Der Fremde tat dasselbe. Rechts neben der Halsschlagader zeigten sich erneut vier skalpellartige Schnitte, so als hätten dort zwei Vampire ein feuchtfröhliches Tète-à-Tète gefeiert. Mit warmem Wasser und Jodtinktur schminkte ich mich umständlich ab.
     
    Den Rest des Tages verbrachte ich in meinem Büro. Auf dem Arbeitstisch vermischten sich aussortierte Dia-Abzüge mit kurzen Notizen für Werbetexte und flüchtig skizzierten Foto-Ideen. Unter einer noch ungelesenen Ausgabe von ›ICON‹ fand ich auch mein gewichtiges Nilpferd wieder, das ich für ›Blue Sky‹ entworfen hatte. Selbst in dieser lustigen Zeichnung begegnete mir Bastet. Der Nil. Tascha hatte mir einmal Ägypten als ein ›Geschenk des Nils‹ beschrieben. Der Fluss als Quelle des Lebens. Andererseits führte dieser Strom ihren Angaben zufolge aber auch in das Reich der Toten. Meine Geliebte entstammt schon einer widersprüchlichen Kultur , dachte ich. Jedes Ding, mochte es auch noch so segensreich sein, besaß eine zweite, dunkle Natur. Und stets spielte der Tod eine bedeutsame Rolle.
    Ich stöhnte. Es war aussichtslos. In meinem jetzigen Zustand ließ sich kein kreativer Gedanke fassen. Frustriert schob ich die Papiere zur Seite. Donelly und meine Kunden würden halt noch ein wenig Geduld mit mir haben müssen. Ich hatte soeben einen größeren Auftrag angenommen, als Choreograph für eine Auferstehungszeremonie.
     
    Während ich meinen Blick über die vibrierenden Schemen der Häuser wandern ließ, grübelte ich verbissen über diese Aufgabe nach. Ich hatte Ach mein Wort gegeben, einen Schwur geleistet, ohne überhaupt zu ahnen, was von mir verlangt wurde. Ich konnte einfach nicht begreifen, wie ich, ein Geschichtsmuffel und religiös neutraler amerikanischer Durchschnittsbürger, Tascha bei ihrem Plan behilflich sein sollte. Zwar hatte sich mein Weltbild in den vergangenen Monaten grundlegend gewandelt – neben Raum und Zeit war für mich selbst der Tod zu einer relativen Größe geschrumpft – ich war aber Lichtjahre davon entfernt, auch nur einen Bruchteil dieser Phänomene zu begreifen. Ich glaubte an die Unsterblichkeit der Seele und fühlte Nataschas Wesen im Körper einer Katze, die zugrunde liegenden Vorgänge waren für mich aber ähnlich rätselhaft wie für eine Amöbe die Gesetze der Quantenmechanik. Ein Irrwitz. Wenn ich die Mysterien des Lebens schon nicht verstand, wie sollte ich sie da beherrschen oder gar manipulieren können? Ich bezweifelte auch, ob mir die Götter, von denen Ach gesprochen hatte, von irgendwelchem Nutzen waren. Mein ohnehin recht schwacher Glaube basierte auf einem Monotheismus; von den vielen fremden Wesenheiten hatte ich mir kaum die Namen behalten. Sicherlich würde keiner bei mir anrufen, um mir einen Tipp zu geben. (›Horus hier, hi, alter Junge! Ich hab' gehört, du hast da ein Problem …?!‹) Nur wenige Augenblicke später klingelte tatsächlich das Telefon. Entgeistert starrte ich den Apparat an. Ein erster irrationaler Impuls sagte mir, keinen Finger zu rühren. Nach dem vierten Klingeln siegte jedoch die Neugier. Vielleicht war's ja doch ein R-Gespräch aus dem Jenseits.
    »Hallo?«, fragte ich skeptisch in den Hörer.
    »McMillian von Daguerre Books, guten Tag, Mr. Trait.« Eine dynamisch-frische Frauenstimme, Typ aufstrebender Art-Director. Ich war beinahe ein wenig enttäuscht. Nur ein Geschäftsanruf und keine geheimnisvollen Sphärenklänge.
    »Ihr Agent, Mr. Donelly, war so freundlich, mir Ihre Nummer zu geben«, sagte sie. »Es geht um die ›Black Cat‹-Fotos; der Ausstellungskatalog ist mittlerweile vergriffen, und viele Arbeiten wurden dort, wie ich finde, recht unzureichend präsentiert. Unser Verlag hätte daher Interesse, einen großformatigen Bildband zu erstellen. Mit allen Fotos, vielleicht auch solchen, die in der Ausstellung nicht zu sehen waren. Was halten Sie davon?«
    Was für eine Frage! Der Fotograf musste noch geboren werden, der eine solche Chance nicht ergriffen hätte. ›Daguerre‹ war mir sogar ein Begriff; es war ein kleiner aber rühriger Verlag, der mit bibliophilen Bucheditionen von sich reden machte. Im vergangenen Jahr war dort eine der besten Ansel-Adams-Werkausgaben erschienen, die ich je gesehen hatte. Ich befand mich also in allerbester Gesellschaft. Dennoch hatte ich Mühe, auf diese weltliche Ebene umzuschalten.
    »Was ich davon halte?«, sinnierte ich laut

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