Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
Vom Netzwerk:
realen Thomas Trait ausleben durfte.
    Schlagartig begriff ich, wie wenig mein Leben wert gewesen wäre, hätte mich Tascha damals leibhaftig attackieren können. Dieser wilde, gegen mich gerichtete Zorn, den ich nach wie vor physisch miterleben musste, machte mich beinahe wahnsinnig. Trotz all meiner Gegenwehr hielt mich der kleine, pelzige Körper jedoch gefangen. Wieder dröhnte der widerliche Schrei der Kellnerin in meinen Ohren. (»Heeeeeh Luuuuuuke!!!«) Ich sah, wie der andere Thomas Trait aufschreckte und sich verwirrt umsah. Trotz seines ausgiebigen Alkoholkonsums war sein Gesicht nun zu einer grau gefleckten Maske erstarrt.
    Noch bevor ich mein anderes Selbst länger bedauern konnte, verschwand das Bild. Ich war wieder auf das Vordach zurückgekehrt. Mein ungeliebter Katzenkörper streckte seine Vorderpfoten weit von sich, bog den Kopf nach hinten und hielt den Rücken im Hohlkreuz. Taschas Maul öffnete sich weit zu einem lang anhaltenden Gähnen. Ihr war, als habe sie stundenlang geschlafen. Aber es war kein Schlaf gewesen, eher eine sonderbare Form der Trance. Khonsu hatte sie in ein wundersames Zwischenreich geführt, in ein Reich zwischen Wachen und Schlafen, zwischen heute und morgen.
    Sie machte einen kurzen, entspannenden Buckel und starrte dann fragend in die winzigen Lichtpunkte des Nachthimmels. Was war wirklich geschehen? Sie hatte sich einfach Wunschbilder aus Thomas' Verstand genommen und sie mit ihren eigenen Vorstellungen verknüpft. Noch immer erfreute sie sich an den angstgeweiteten Augen ihres Opfers.
    Es machte sich aber auch erster Selbstzweifel bemerkbar. Immer wieder schien sie zu vergessen, welche brodelnden Energien in ihr schlummerten. Ja, sie hatte Wut verspürt, als sie Thomas' geheimste Sehnsüchte entdeckte; ja, sie hatte ihm eine Warnung zukommen lassen wollen, eine deutliche Warnung. Das aber, was sich dann zwischen ihnen in diesem dunklen Zimmer im Traumland abgespielt hatte, war eine Höllenvision gewesen.
    Sie hatte keine Kontrolle mehr über den Ablauf des Geschehens gehabt; vielleicht aber hatte auch jemand anders die Kontrolle übernommen. Plötzlich hatte ihre dunkle Seite (Sachmet?) alle Fäden in ihren Händen (Pranken) gehalten. Glücklicherweise war Thomas ihrer rasenden Wut in letzter Sekunde entgangen, etwas hatte ihre Verbindung unterbrochen. Sie wollte sich nicht fragen, was geschehen wäre, wenn diese Störung nicht eingetreten wäre.
    Ruhelos lief Tascha über das Vordach. Auch wenn es nur eine Traumbegegnung gewesen war, so spürte sie doch eine ungeahnte Furcht in sich aufsteigen. Nicht Furcht vor Verlust oder Einsamkeit, es war die Furcht vor der geheimen Seite ihres Wesens, deren Tiefe sie bislang noch niemals ausgelotet hatte. Oder sich nicht mehr darin erinnern konnte (wollte?).
    Bildete sie sich etwa nur ein, Thomas zu lieben, wünschte sie sich in Wirklichkeit tatsächlich seinen Tod? Sie blieb stehen und spähte finster über den Dachrand hinweg auf die verlassene Straße. Ein von Norden kommender schwarz-grauer Schleier verhüllte bereits schon drei Blocks entfernt die Lichter der Stadt. Sie spürte kaum, wie kleine Regentropfen verworrene Muster auf den staubigen Boden malten. Tascha blickte auf die sich vergrößernden Regen-Flecken ohne sie wirklich zu sehen. In ihrem Inneren tobte ein wesentlich schlimmeres Unwetter. Wie konnte sie sich überhaupt eine solch unglaubliche Frage stellen? Sie konnte es einfach nicht fassen. Bislang war sie sich ihrer Gefühle Thomas gegenüber völlig sicher gewesen. Und nun das …
     
    Ein Schmerz. Nadeln, die in meine Schulter stachen. Ich zuckte zusammen, denn es war keine Katzenschulter mehr, die ich spürte. Der monotone Rhythmus der Rassel rauschte wieder in meinen Ohren. Erneut roch ich den schweren, süßlichen Duft von Achs Parfüm. Noch immer beugte sich ihre hagere Gestalt über mich. Ihre Finger brannten wie riesige Blutegel auf meiner Haut. Dennoch versuchte ich nicht, mich von dieser Umklammerung zu befreien. Ähnlich wie zuvor Tascha, so musste auch ich mich erst wieder daran gewöhnen, meine eigenen Synapsen, Nerven und Muskeln zu koordinieren. Ein leichter Schwindel verursachte mir Kopfschmerzen. Nur ganz langsam gelang es mir, meine Finger, meine Hand, meine Arme zu bewegen. Mir war, als sei ich aus einem rasanten Virtual-Reality-Spiel geschleudert worden; hinein in Stille, Enge und Dunkelheit.
    Endlich löste Ach ihren Krallengriff und ›schwebte‹ lautlos zwei Meter von mir weg. Erst jetzt

Weitere Kostenlose Bücher