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SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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gelang.
    Mir war, als hinge ich an einem dünnen Faden über dem Abgrund. In jeder Sekunde würde Bastet erscheinen und auch noch diesen letzten Halt zerschneiden. Aber ich wartete darauf, auch ohne zu wissen, wie tief und wohin ich abstürzen würde. Mittlerweile war es mir gleichgültig. Alles war besser als diese nervtötende Warterei.
     
    Missmutig durchstreifte ich ein Zimmer nach dem anderen. Ich knipste Lichtschalter an und aus, öffnete und schloss Türen, nur um überhaupt etwas zu tun. In einem Regal, gut versteckt zwischen zwei Aktenordnern und einer bauchigen Tonschale, entdeckte ich eine angebrochene Flasche ›Gordon's Dry‹. Eine kleine Notreserve, die ich noch während meiner Kneipenphase angelegt hatte.
    »N’Abend auch, alter Kamerad; was für eine nette Überraschung zu solch später Stunde«, begrüßte ich den Gin. Ich bat ihn, mir zu folgen, und zusammen machten wir es uns auf meinem Bett bequem. Wir saßen dort nebeneinander, jeder ein Kissen im Rücken. An Schlaf dachte ich nicht. Angesichts meines Ehrengastes wäre dies auch mehr als unhöflich gewesen. Außerdem brauchte ich jemanden, mit dem ich über Bastet reden konnte.
    Während wir die kaum spürbare Kühle der Nacht genossen, erzählte ich meinem Freund von den unglaublichen Sachen, die ich erlebt hatte. Von Natascha, dem Zoo, von Leben und Tod, von meiner Verzweiflung, von ›Sugar‹ und deren brutaler Vertreibung, von Ach und Bastets Wille zur ›vollkommenen Rückkehr‹. Ich erwähnte natürlich nur die wichtigsten Dinge; zu intime oder nebensächliche Passagen übersprang ich einfach. G. D. erhielt aber dennoch einen umfassenden Überblick. Er war einfach fabelhaft. Trotz aller Ungereimtheiten und Paradoxien, die meine Geschichte offenkundig enthielt, hörte ich nicht einen einzigen skeptischen Einwand. G. D. war mein Freund, und darum glaubte er mir. So einfach war die Sache.
    Aber auch in Gegenwart der besten Freunde ist man vor Enttäuschungen nicht gefeit. Ich wollte G. D. gerade fragen, wie ich mich in der momentanen Situation denn verhalten sollte, als ich bemerkte, dass er verschwunden war. Ohne jede Verabschiedung. Neben mir lag nur noch seine leere Hülle. Ein toter, gläserner Körper. Austauschbar. Eine Form wie Millionen andere auch. G. D's Innerstes jedoch, sein Geist, sein Wesen, hatten sich in nichts aufgelöst. Versonnen betrachtete ich das seltsame Relikt. Empfand ich bei Natascha nicht ähnlich , dachte ich. Ihre Hülle war doch in Wirklichkeit auch eher zweitrangig für mich, ihr Wesen war es, das mich faszinierte. Und doch gab es einen klaren Unterschied: G. D. hätte ich auch eingelassen, wenn er rund und dickbäuchig erschienen wäre. Er war mein Freund, nicht mein Geliebter. Bei Bastet sah die Sache nun mal anders aus.
     
    Da ich nicht mehr im Training war, schlief ich trotz aller Gegenwehr schon kurz nach G. D.'s Verschwinden ein. Sein Geist oder das, was von ihm übrig geblieben war, legte sich wie eine Ätherwolke über mich. Ich schlief sehr unruhig; irgendwann in der Nacht verspürte ich plötzlich einen ungewöhnlichen Druck, der mich schließlich zum Aufwachen zwang. Seltsamerweise war nicht etwa meine Blase für die Störung verantwortlich. Der Ort des Drucks lag deutlich höher. Er erschwerte meine Atmung.
    Als ich die Augen aufschlug, jagte ein heißer Stromschlag durch meine Nervenbahnen. Regungslos thronte Bastet auf meiner Brust und starrte mich an. Ein ägyptischer Sukkubus. Jetzt, da ich ihren warmen Körper bewusst wahrnahm, vervielfachte sich sein Gewicht. Meine Brust wurde zusammengepresst, als säße keine Hauskatze, sondern ein ausgewachsener Löwe an ihrer Stelle.
    Voller Angst begann ich zu stöhnen, zu keuchen. Bastet zeigte keine Reaktion. Im fahlen Gegenlicht schimmerten ihre Schnurrbarthaare wie die silbernen Fäden einer Spinne. Sanft wiegte sie sich unter meinen flachen, hechelnden Atemzügen. Wartete sie etwa darauf, bis das Heben und Senken meiner Brust nachließ? Kalter Schweiß rann kitzelnd durch meine Ohren. Ich verlor jeden Bezugspunkt; durch das schnelle Atmen nistete sich ein stetig wachsender Schwindel hinter meinen Augen ein.
    »Scher' dich weg!«, presste ich endlich mühsam hervor. Es klang allerdings eher wie: »Schrrrrrhhh dichhhhh 'eckkkhhhhh!« Es hatte ohnehin keinen Sinn. Das Ding dort würde mich nicht hören können. Es war nicht Bastet, sondern eines ihrer Ebenbilder aus massivem Granit. Eine Statue. Gleich, sagte ich mir, gleich würde ich die Kraft

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