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SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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somit den göttlichen Wohlgerüchen meine ganz persönliche ›Kreation‹ hinzufügen.
    Ich fragte mich gerade, was wohl zuerst geschehen würde, als ich Achs Umrisse vor mir auftauchen sah. »Verdammt«, keuchte ich mühsam, »musst du unbedingt jedes Mal einen solchen Budenzauber abziehen, wenn du mir was zu sagen hast?« Die Worte waren heraus, bevor ich richtig nachdenken konnte. Ein heißer Stich durchzog meinen pochenden Schädel.
    Ich hatte vollkommen Achs reizbare Natur vergessen – und ihre Brutalität. Da ich für eine Flucht zu schwach war, rutschte ich lediglich an der Stange zu Boden und kauerte mich zu einem jämmerlichen Haufen Mensch zusammen. Mit geschlossenen Augen erwartete ich jeden Augenblick ihre zornige Attacke. Ihren eisenharten Griff. Ihre reißenden Nägel.
    »Ich … ich wusste nicht … es … ich …«, stammelte ich unzusammenhängend vor mich hin. Bastets Dämon stand nun genau vor mir. Ich kniff die Augen nur noch fester zusammen. Auch blind konnte ich ihre Gegenwart spüren.
    Eine Weile lang passierte nichts, in meinen Ohren hallte nur mein eigener, unregelmäßiger Atem wider. Worauf wartete sie? Wollte sie mich etwa in einer trügerischen Sicherheit wiegen, um dann umso überraschender zuschlagen zu können?
    Was dann aber geschah, überstieg die Grenzen einer ›reinen Überraschung‹ bei weitem. »Thomas, steh' auf, es geschieht dir nichts«, hörte ich eine leise Stimme. Sie klang besorgt, mitfühlend und – so begriff ich plötzlich – sie war nicht Achs Stimme.
    Unwillkürlich schaute ich auf. Es dauerte erst wieder einen kurzen Augenblick, bis ich mich an das dunstige Licht gewöhnt hatte. Langsam wanderte mein Blick an der schlanken Frauengestalt herauf. Sie trug ein enges, beinahe durchsichtiges knöchellanges Kleid, das ihre Brüste unbedeckt ließ. Nur zwei schmale Tragbänder liefen über ihre Schultern. Tiefschwarzes, ungebändigtes Haar umrahmte ihr Gesicht.
    Ihr Gesicht! Schrecken und Freude ließen mich gleichermaßen hochschnellen. »Tascha!!«, schrie ich völlig außer mir. »Tascha! Du … du bist zurück … du lebst.«
    Nicht eine Sekunde dachte ich darüber nach, wie es denn möglich war, dass meine Geliebte nun plötzlich wieder unversehrt vor mir stehen konnte. Ihre makellose Haut zeigte nicht die geringsten Spuren des fürchterlichen Kampfes mit dem Liger.
    Es war mir einerlei. Alles, wonach ich mich sehnte, war ihren samtigen Körper zu berühren, ihn zärtlich an mich zu pressen. Ihn zu küssen, zu lieben. Tränen der Freude liefen mir über die Wangen. Es störte mich nicht. Mit ausgebreiteten Armen ging ich auf Tascha zu und meinte bereits den Duft ihrer Haare erahnen zu können, als sie gedankenschnell drei Schritte zurückwich.
    »Nein, Thomas, bleib' wo du bist«, ermahnte sie mich. »Du kannst mich nicht berühren.«
    Völlig verwirrt blieb ich stehen. »Was … was sagst du da? Du kommst zu mir zurück, nach Monaten des Leids und der Verzweiflung, und nun darf ich dich nicht einmal mehr anfassen? Ich verstehe dich nicht.«
    Taschas Gesicht zeigte eine Mischung aus Unbehagen und Bedauern. »Ich versuche es dir zu erklären«, begann sie schließlich. »Es ist anders, als du denkst. So, wie du mich hier siehst, so existiere ich nur noch in deinen Gedanken. Ich bin nur eine Erinnerung.«
    »Eine Erinnerung? Aber du stehst vor mir. Ich rede mit dir. Wie kann ich mit einer Erinnerung sprechen?«
    »Du sprichst mit mir, meinem unsterblichen Geist. Aber dieser Körper hier ist längst vergangen, so wie alles Fleischliche vergänglich ist. Ich lasse dich diese Hülle sehen, weil ich weiß, wie sehr du ihn begehrt hast.«
    »Geliebt«, verbesserte ich sie. »Aber … aber das dort ist doch keine bloße Hülle; das bist du, Tascha. Du selbst.«
    Meine Geliebte – oder deren Erscheinung – schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Thomas, genau darin besteht ja dein Irrglaube. Ich bin Bastet, die Tochter des Atum Tefnut, das Auge des Re, Herrin über Bubastis. Meine Regentschaft begann in der Morgendämmerung der Menschheit und wird fortbestehen bis Nut den Sonnensperber ein letztes Mal verschlingt. Ich bin nicht Natascha oder Tascha, dies sind nur Namen für eine winzige Spanne Zeit, verbunden mit einem vergänglichen Leib. Schon tausende Male zuvor besaß ich ähnlich unwirkliche Namen und schemenhafte Körper, und dies wird sich fortsetzen bis ans Ende der Zeit. Natascha war nur eine meiner unzähligen Manifestationen.«
    Ungläubig starrte ich sie an.

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