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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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Entschlossenheit zu finden. Wenn es einer am Ende wirklich tun würde, dann er.
    »Ich denke nicht daran.«
    »Tja. Wenn ihr ihn haben wollt, müsst ihr ihn euch schon holen.« Paul sagte das ruhig, ohne herausfordernd zu klingen. Es war beinahe ein Lächeln in seiner Stimme zu hören, deshalb stieß Georg auch einen überraschten Schrei aus, als Paul ihm einen heftigen Stoß gegen die Brust versetzte.
    »Du brichst dein Wort!«, rief Doro. Sie stand am Eingang der Gruft, bleicher im Gesicht denn je.
    Paul beachtete sie nicht, mit einem schnellen Fußtritt in Georgs linke Kniekehle hebelte er ihn aus, brachte ihn zu Fall und riss ihm die Axt aus den Händen. Ohne auf die Knochen unter seinen Füßen zu achten, hastete er in den hinteren Teil der Grabkammer, wohin kaum Licht drang, verschwand in der Finsternis.
    »Dieses Ding in deinen Händen ist mir zu riskant, verstehst du?«, hörten sie ihn sagen. Dann kräftige Schläge, Metall gegen Stein. Einer, zwei, drei. Ein Krachen. Paul tauchte aus dem Halbdunkel wieder auf, den Stiel der Axt in der einen Hand, das Blatt in der anderen. »So. Nun können wir uns überlegen, wie wir vorgehen.«
    Immer noch hallten die Schläge in der Gruft nach. Einer, zwei, drei. Und noch einmal. Noch einmal.
    »Es gibt doch nichts mehr zu besprechen«, sagte Doro traurig. »Wenn es keine Axt ist, dann eben ein Schwert oder ein Messer. Ich wünschte, wir hätten das hinter uns, es bricht mir das Her-«
    »Seid doch mal still!« Carina wirkte irritiert. »Hört ihr das nicht? Was ist das?«
    Es war leise, aber beharrlich. Das Geräusch von Metall gegen Stein, drei Mal, eine kurze Pause, wieder drei Mal.
    »Das war kein Echo eben!« Mit schief gelegtem Kopf tastete sie sich vorwärts. »Hier wird es deutlicher!«
    Klong klong klong.
    »Da gibt uns jemand Zeichen!«
    Sie verschwand im hinteren Teil der Gruft, in der dunklen Ecke, wo Paul zuvor die Axt zerstört hatte.
    Klong klong klong.
    »Da will etwas zu uns hoch«, flüsterte Ralf. »Die Toten.«
    »Leise!« Paul stürzte zum Lagerfeuer, riss einen brennenden Ast heraus und kam damit zurück.
    Der Ast verströmte ungewohnt viel Licht in der Gruft. In den hinteren Winkeln lagen Knochen in Nischen aufgetürmt, dazwischen lehnten uralte Grabsteine an der Mauer.
    Klong klong klong.
    Paul lauschte dem Geräusch, dann hob er einen Stein vom Boden auf und schlug damit gegen die Wand. Zweimal kurz, zweimal lang.
    Sekundenlange Stille. Dann die Antwort. Zweimal kurz, zweimal lang.
    »Hört ihr das?« Paul drückte Carina den brennenden Ast in die Hand und begann, die Steine abzutasten, nach einer Nische zu suchen. »Dahinter ist etwas! Jemand!«
    Nathan eilte an seine Seite, Ralf ebenfalls. Sie klopften und es wurde zurückgeklopft, jedes Mal.
    »Seht ihr die Steinplatte, die große, die an der Wand lehnt?« Zu dritt schoben und zogen sie daran und stießen Freudenschreie aus, als sie sich bewegen ließ.
    »Dahinter ist ein Loch!«
    »Los, schieb mal fester von drüben!«
    Es war fast, als wäre nichts geschehen, kein Kampf mit Schwertern, keine blutenden Wunden. Sie zogen an einem Strang, ausgenommen Georg, der bereits wieder den Boden nach einer neuen Waffe absuchte.
    Gar nicht begeistert zeigte sich Doro, sie lief mit erhobenen Händen auf sie zu. »Vorsicht! Wer weiß, was ihr da befreit!«
    Ralf löste blitzartig seine Hände vom Stein. »Sie hat recht!«
    »Hat - sie - nicht!« Mit jedem Wort rückte Paul die Steinplatte ein Stück weiter zur Seite. »Das ist unsere Rettung!«
    Die Öffnung in der Wand lag nun frei. Dahinter war es stockdunkel.
    Bastian kam näher, den Arm fest um Iris gelegt.
    »Hier kann man auf jeden Fall durchgehen!«, rief Nathan. Er trat zur Seite, damit Carina mit dem noch schwach brennenden Ast hineinleuchten konnte.
    »Verdammt!«, entfuhr es Paul.
    Vor ihnen lagen Treppen. Doch sie führten nach unten, noch tiefer in die Erde, noch weiter fort vom Tageslicht.
    »Jemand soll eine richtige Fackel anzünden«, befahl er. »Ralf! Kümmer du dich darum. Nur eine, wir müssen sparsam sein. Dann werde ich da hinuntersteigen und Bastian kommt mit.«
    »Keine Chance, wir gehen alle«, rief Carina. Sie drängte sich an Bastian vorbei und zwängte sich zwischen ihn und Paul.
    Die Stufen waren alt, feucht und verwittert. Paul setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und der Rest der Gruppe folgte ihm, bis auf Arno, Steinchen, Alma und Lisbeth. Hinter Bastian ging Iris, er fühlte ihre Anwesenheit wie einen warmen

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