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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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niemand hat mich gehört.«
    Er stockte. »Wo genau sind wir eigentlich?«
    »Im ehemaligen Verlies einer Burg«, erklärte Georg. »Die Sage, weißt du noch? Genau diese Burg.«
    »Ist ja bombastisch.« Warze schwankte leicht, hielt sich an Bastians Schulter fest und lächelte schief. »Ich hätte darauf getippt, tot zu sein, wenn mein Kopf nicht so höllisch wehgetan hätte. Alles war so dunkel, wisst ihr? Immer. Dunkel.« Ein Schaudern durchlief seinen Körper. »Dann dachte ich, ich wäre blind. Eine Ewigkeit später war Lars plötzlich da, ich hab geheult vor Freude. Und dann kam Sandra. Die beiden haben mich beruhigt, obwohl es ihnen auch nicht gut ging. Hätten wir uns nicht miteinander unterhalten …«
    Bastian befühlte vorsichtig Warzes Stirn. Nein, kein Fieber.
    »Eine ganz schön irre erste Con für dich, hm?«, sagte Warze lächelnd. »Ich wette, das hast du dir anders vorgestellt.«
    »Allerdings.« Bastian schluckte trocken. »Ich hatte damit gerechnet, sie zu überleben.«
    »Was?«
    Georg schob Warze zur Seite, in Richtung Treppe, zu Doro. »Darüber reden wir später.«
    In der Zwischenzeit waren Ralf und Nathan nicht untätig gewesen. Sie hatten Lars gefunden, der in erstaunlich guter Verfassung war. Ebenfalls sauberer als Warze.
    »Bei mir war es auch ein Schlag auf den Kopf, wie aus dem Nichts. Ich weiß nicht, wer mich hergeschleppt hat, keine Ahnung.«
    »Hast du auch die merkwürdige Stimme gehört, von der Sandra erzählt hat?«, wollte Doro wissen.
    »Ja. Immer wieder. Sie sagte, dass wir nur hierbleiben müssen, bis der Richtige kommt.«
    Klar. Der, der den Namen des Vaters trägt.
    Bastian sah, wie Georg ihn mit Blicken durchbohrte, und noch bevor er wusste, was er tat, stieß er ihm mit beiden Händen gegen die Brust, so fest, dass Georg mit einem Schmerzenslaut zu Boden ging. Danach fühlte Bastian sich besser. Er war nicht hilflos, nicht, solange er seine fünf Sinne beisammen hatte.
    »Lass das lieber.« Iris nahm seinen Arm. »Ich denke, die Karten werden gerade noch mal neu gemischt. Mach dir nicht mehr Feinde als nötig.«
    Warze schien den Schlagabtausch zwischen Georg und Bastian nicht mitbekommen zu haben. »Seltsam«, stellte er fest. »Was Sandra und Lars erzählen, meine ich. Ich habe nie eine fremde Stimme gehört, nicht ein einziges Mal. Nur Geräusche - ähnlich wie metallisches Schaben. Heute auch lautes Krachen, als ob etwas Schweres umkippt. Und ein paar Mal -«, er kniff die Augen zusammen, überlegte, »eine Art Summen.«
    »Sei froh«, sagte Sandra.
    Ihr Blick glitt hinüber zu Iris und Bastian, die eng beieinanderstanden, sein Arm um ihre Schultern. Sie nickte leicht. »Verstehe«, sagte sie und tastete sich in Richtung Treppe.
    Bastian drückte Iris an sich wie einen Talisman. »Was denkst du? War das Simon? Hat er die drei hier eingesperrt?«, fragte er in ihr Haar hinein und fühlte, wie sie die Schultern hob.
    »Warum hätte er das tun sollen? Ich grüble schon die ganze Zeit darüber nach. Was hätte er damit bezwecken können?« Sie seufzte. »Weißt du, ich wünschte, ich hätte ihn wirklich irgendwo zu Gesicht bekommen. Dann wüsste ich, dass er da ist und seine Finger im Spiel hat.« Sie hob den Kopf und sah Bastian direkt in die Augen. »Aber mir ist noch nicht das Geringste passiert. Das ist es, was mich stutzig macht.«

 
    I m allmählich schwächer werdenden Licht ihrer Fackel begannen sie den Aufstieg zurück in die Gruft.
    »Erschreckt nicht«, warnte Georg die drei Geretteten.
    »Ihr habt die Begräbnisstätte der Grafen von Falkenwarth noch nicht gesehen.«
    »Tristram wird euch persönlich willkommen heißen«, murmelte Doro. »Wir sind seine Gäste, wisst ihr?«
    Auf der Treppe ging Warze direkt vor Bastian und schnappte
    hörbar nach Luft, als sie die Gruft betraten.
    »Das ist … meine Güte. Unglaublich. Was für ein Massaker.«
    »Die Sage ist wahr und der Fluch ist es auch«, erklärte Ralf.
    »Es hat keinen Sinn, sich dagegen zu sperren. Siehst du, wie viele damals getötet wurden?«
    Warze gab keine Antwort. Von den drei ehemals Vermissten war er der Einzige, der staunend vor dem Szenario stand; Sandra und Lars hatten die Toten nur kurz mit ihren Blicken gestreift, Warze dagegen konnte sich kaum losreißen.
    »Meine Güte, dem da fehlt ein Bein … und dem da der halbe Schädel. Scheiße noch mal.« Er verstummte, stützte sich mit einer Hand auf dem steinernen Grabdeckel ab.
    Er rührte sich erst wieder, als Doro zu reden begann. Sie

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