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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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plötzlich den kalten Boden berührten.
    Da musste jetzt Angst sein. Irgendwo, in ihm drin, doch er spürte sie nicht. Alles taub.
    Jemand sagte etwas. Paul. Er war auf die Beine gekommen, der Blutfleck auf seinem Hemd wurde langsam größer. Mit weit aufgerissenen Augen stolperte er auf Doro zu.
    Eine Hand fasste Bastian von hinten am Ellenbogen - wartet, ich bin noch nicht so weit, lasst mich -, doch es war nur Steinchen, der ihm hochhelfen wollte. In seinem runden Gesicht stand Entsetzen.
    »Ich rede noch mal mit ihnen«, murmelte er, kaum hörbar. »Vielleicht tun sie es nicht. Sie sind normalerweise nicht so. Wir sind doch alle … Freunde.«
    Aber in Georgs Miene war nichts Freundliches, als er sich als Erster aus der Gruppe löste und auf Bastian zukam. Die Wunde an seinem linken Arm lag offen, der Verband war verrutscht. Blut lief ihm in dünnen Streifen bis zu den Fingern. In seiner rechten Hand hielt er wieder die Axt, sie baumelte locker neben seinem Bein, schwang vor und zurück. Bastian konnte seinen Blick kaum von ihr abwenden. Würde es eine Axt sein?
    Der Gedanke ließ seinen Körper endlich reagieren. Er richtete sich auf, hielt sich an der Mauer fest. Georgs Schritte wurden langsamer.
    »Bitte!« Paul stellte sich zwischen sie. »Ich weiß, ich habe gesagt, ich werde euch nicht im Weg stehen, aber denkt doch bitte noch einmal darüber nach, was ihr da tun wollt. Es ist Mord, nichts anderes.«
    »Paul«, rief Doro von der anderen Seite des Kellers. »Du brichst dein Wort!«
    »Dann nehmt mich! Es ist mein Ernst, ich werde mich nicht wehren, aber - könnt ihr euch nicht vorstellen, wie furchtbar es für mich wäre, wenn Bastian durch meine Schuld stirbt?«
    Doros schwarze Gestalt kam näher. Ein Rabe, ein Todesbote, dachte Bastian. Unwillkürlich ging er einen Schritt zurück, stieß an die Mauer.
    »Du«, sagte Doro, zu Paul gewandt, »bist nicht der, den Tristram will, das habe ich dir doch gesagt. Im Gegenteil, du bist ihm ähnlich, eure Schicksale gleichen einander. Und erinnere dich - als du den klagenden Seelen befohlen hast zu schweigen, haben sie dir gehorcht. Du bist nicht der, der sterben soll.«
    Sie wandte sich von ihm ab, ihr Blick ruhte nun auf Bastian. »Es tut mir leid«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »Aber ich hatte es euch ja gesagt. Paul konnte nicht gewinnen. Und nun sind die Zeichen eindeutig. Er ist der beste Kämpfer, den ich kenne, und die drei Gegner hätte er normalerweise auch mit einem auf den Rücken gefesselten Arm geschlagen. Ein Mädchen und zwei verletzte Amateure, das war keine Herausforderung. Trotzdem wurde er besiegt.«
    Sie nahm Paul, der nun zitterte, bei der Hand. »Es ist nicht deine Schuld«, sagte sie. »Du hast alles getan, um ihn zu retten. Mehr war nicht möglich«
    Bastian rang nach Fassung. Sie spricht, als wäre ich schon tot. Als stünden sie vor meiner Leiche, ein wenig betroffen, aber gefasst. Ruhe in Frieden.
    Brüsk löste er sich von der Mauer, stieß Doro beiseite und griff sich Carinas Schwert, das nahe dem Lagerfeuer auf dem Boden lag. Sein linker Arm schmerzte, doch daran durfte er jetzt nicht denken.
    »Wer mir zu nahe kommt, hat sich die Folgen selbst zuzuschreiben«, sagte er. Seine Stimme schwankte kaum und die Waffe lag erstaunlich gut in seiner Hand, obwohl sie viel schwerer war, als er gedacht hatte. »Ich werde ganz sicher nicht das freiwillige Opferlamm spielen.«
    »Völlig richtig.« Iris zog ihr Messer und stellte sich neben ihn.
    Das werde ich ihr nie vergessen. Nie. Einen Moment lang dachte er, Paul würde ebenfalls zu ihnen kommen, doch der hielt sich an sein Versprechen. Unvermittelt überfiel Bastian unbändige Wut auf seinen neu gewonnenen Bruder. Vertrau mir, hatte er gesagt. Lass mich einfach machen. Aber dann verlor er das Gleichgewicht und ließ sich von Carina besiegen.
    Und nun tat er nichts weiter, als die Arme auszubreiten, um Nathan und Georg aufzuhalten, die langsam näher kamen. Gleich hinter ihnen schlich Ralf, der sich aus dem gesammelten Feuerholz einen schweren Ast als Waffe geholt hatte.
    Die drei blieben vor Paul stehen, sie sahen beinahe erleichtert aus. »So war das nicht ausgemacht.«
    »Richtig.« Er ließ die Arme sinken. Die Angreifer rührten sich nicht.
    Davon reden, jemanden umzubringen, ist eine Sache, es zu tun, eine ganz andere, dachte Bastian grimmig.
    »Er soll aus der Gruft herauskommen.« Georg hob seine Axt in einer halbherzig drohenden Geste. In seinen Augen war die größte

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