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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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würde, der das verfluchte Land betrat?
    Nein, sagte Bastian sich. Schon dass er diese Möglichkeit ernsthaft in Erwägung zog, zeigte nur, wie sehr ihm die letzten Tage an die Substanz gegangen waren.
    Ich werde eure Leben nehmen und meine Rachsucht stillen.
    Drei von ihnen waren verschwunden, das ließ sich einfach nicht leugnen. Ebenso wenig wie Arnos gebrochenes Bein oder Steinchens Blasen schlagende Haut.
    Mit seiner linken Hand tastete Bastian nach den feuchten Mauersteinen, fühlte ihre Kälte und das Moos, das sich auf ihnen festgesetzt hatte. Auf einmal spürte er in diesen massigen Wällen und feuchten Gängen eine viel dunklere Bedrohung, als ein Verrückter wie Simon es jemals sein könnte, und wenn er sich noch so geschickt in den Wäldern verbarg.
    Nein, halt! So durfte er nicht denken, sonst würde er bald auf Doros Spuren wandeln. Das hier war trotz allem nichts weiter als ein normaler Wald. Irgendwann einmal hatte hier eine Burg gestanden, war verfallen und man hatte sie vergessen. Das war alles.
    »Stopp!«, zischte Paul ihnen zu. »Hier müssen wir klettern.«
    Ein Berg von Schutt versperrte ihnen den Weg. Altes, abgebröckeltes Gestein bildete einen hüfthohen Wall vor einem mit rötlichen Steinen eingefassten Torbogen.
    »Ich steige als Erster hinüber, dann leuchte ich euch.« Paul drückte Carina die Fackel in die Hand. »Falls ich … also, wenn dahinter ein Loch sein sollte oder etwas anderes Unangenehmes, dann klettert mir auf keinen Fall nach. Ich komme zurecht, okay?«
    »Oder wir kehren jetzt einfach um«, schlug Bastian vor. »Wir alle. Bei dieser Dunkelheit, nur mit einer Fackel, finden wir ohnehin niemanden - jedenfalls nicht, wenn er sich nur einen Tick besser hier unten auskennt als wir. Warten wir, bis wir Tageslicht haben.«
    Paul, der mit einem Fuß schon auf dem Steinhaufen stand, drehte sich zu ihm um. Eine Hälfte seines Gesichts lag im Dunkeln, die andere strahlte hell im Widerschein der Fackel. »So wie ich das einschätze, gibt es hier unten niemals Tageslicht.« Er lächelte. »Wünscht mir Glück.«
    Mit zwei kraftvollen Sätzen kletterte er auf den Haufen, Steine kollerten herunter und rollten Iris und Bastian bis vor die Füße. Paul schwankte ein wenig, fand sein Gleichgewicht aber wieder und streckte seine Hand nach der Fackel aus, die Carina ihm reichte. In ihrem Teil des Gangs wurde es dunkel. Bastian konnte kaum noch Iris' Umrisse erkennen, dafür sah er Paul umso besser. Sah, wie er sich staunend umblickte, hörte ihn »unglaublich« murmeln.
    »Was siehst du?«, rief Steinchen.
    »Da ist … wartet mal.« Paul samt Licht entfernte sich aus ihrem Blickfeld. Nun war der Durchgang in völlige Finsternis getaucht.
    Bastian fühlte, wie Iris unruhig ihre Hand in seiner bewegte. »Was macht er denn?«, zischte sie.
    Dann, leicht gedämpft, Pauls Stimme. »Oh mein Gott.«
    »Was ist los? Was siehst du?«
    Leises Knirschen. Knacken. Quietschen wie von uraltem Metall. Das erschrockene Einziehen von Luft durch die Zähne.
    »Paul?«, rief Carina schrill. »Was ist denn?«
    Keine Antwort.
    »Paul!« Sie schrie aus vollem Hals - das würden alle hören, auch die, die in der Halle zurückgeblieben waren. Bastian tastete im Finstern nach Carina.
    »Nicht so laut!«
    Sie schüttelte seine Hand ab. »Paul! Sag sofort, was los ist! Sonst komme ich rüber!«
    »… über«, hallten ihre Worte nach.
    »Nein, warte.« Der Lichtschein näherte sich wieder, dann kam Paul ins Blickfeld. Bastian sah, dass seine Hand mit der Fackel zitterte. »Warte bitte. Wir gehen zurück. Gebt mir nur noch einen kurzen Moment.« Er verschwand ein weiteres Mal und mit ihm das Licht.
    »Warum? Was hast du gefunden? Jetzt sag doch schon!«
    Keine Antwort.
    Wenige Sekunden später Rutschgeräusche und das Poltern von losgetretenen Steinen. Offenbar hatte Carina trotz Pauls Anweisungen ebenfalls begonnen zu klettern.
    Bastian spürte Iris an seiner Hand ziehen.
    »Ich will auch da rüber.«
    »Im Dunkeln?«
    »Ja - ist doch egal! Sobald wir auf der anderen Seite sind, sehen wir sowieso Pauls Fackel, wir müssen es nur schaffen, uns beim Hochklettern nicht den Hals zu brechen.« Ihr Griff um sein Handgelenk wurde fester. »Paul hat etwas entdeckt. Vielleicht hat es mit Simon zu tun.«
    Oder er ist über jemanden gestolpert, den wir seit Tagen suchen. Und will nicht, dass wir ihn sehen. Will uns schonen. Der Gedanke machte Bastian das Atmen schwer. Die weißen, leblosen Gesichter von Warze, Sandra und Lars

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