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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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angespannt.
    »Tristram«, sagte Doro weich. »Es ist an der Zeit, dass er uns einen Besuch abstattet. Denn nun sind wir endgültig in seinem Reich.«
    »Hör auf, bitte!«, stöhnte Paul. »Kannst du nicht einfach froh sein, dass wir im Trockenen sitzen, dass es Steinchen besser geht und wir hier endlich ein wenig Ruhe finden?«
    Sie lächelte. »Ewige Ruhe. Oder habt ihr noch nicht begriffen, dass das hier unser Grab sein wird?«

    Es war nicht Doros Schwarzmalerei, die sie dazu bewegte, sich die Einteilung der Wachen genau zu überlegen, sondern Pauls Angst um das Feuer, das sie die Nacht über warm halten sollte.
    Arno sah aus wie halb tot und auch Steinchen war nicht fit genug, um eine der Schichten zu übernehmen. Den Mädchen wollte Paul das einsame Ins-Feuer-Starren inklusive regelmäßigem Nachlegen von Holz nicht zumuten. Also blieben nur er selbst, Georg, Ralf, Nathan und Bastian.
    »Jeder von uns muss es schaffen, ungefähr eineinhalb Stunden die Stellung zu halten. Wer kein gutes Zeitgefühl hat, der soll eben zählen.«
    Bastian war viel zu müde, um die erste Wache übernehmen zu können. Er schlief praktisch schon im Sitzen ein, meldete sich aber freiwillig für die dritte Schicht.
    Während Paul im Gewölbe die Holzstücke zusammensammelte, die im Lauf der Zeit durch den Schacht gefallen waren, suchten die anderen sich einen Platz zum Schlafen. Bastian und Iris legten sich eng aneinander, seine Brust an ihrem Rücken, seine Arme um ihren Körper. Sie hatten keine Decke, waren immer noch nicht völlig trocken und der Boden war alles andere als weich, dennoch fühlte Bastian binnen Sekunden, wie der Schlaf seine Sinne auslöschte, einen nach dem anderen, zuletzt bestand die Welt nur noch aus dem Duft von Iris' Haar, dann wusste er nichts mehr.

 
    E s ist zu riskant.«
    »Nein, keine Sorge. Wir haben an alles gedacht. Ich will keinen Rückzieher machen.«
    »Ich weiß nicht. Ich werde keine ruhige
    Minute haben.«
    »Och, komm. Was soll denn passieren? Es läuft doch seit Monaten bestens!«
    »Darauf kann man sich nicht verlassen. Ich mache mir Sorgen um dich, verstehst du das nicht?«
    »Doch. Sicher. Aber ich möchte so gerne.«
    »Dann tun wir es. Aber ich habe kein gutes Gefühl dabei.«
    »Tust du mir noch einen Gefallen?«
    »Natürlich. Immer.«
    »Du sagst es niemandem, oder? Auf keinen Fall. Nein, nicht seufzen! Versprich es mir.«
    »Wenn es dir so wichtig ist.«
    »Mehr, als du dir vorstellen kannst.«

 
    E twas regte sich. Etwas zuckte unter seinen Händen. Etwas heulte, weit entfernt, hohl und verzweifelt. Nur allmählich kehrte die Welt zurück. Der harte Boden unter seinem rechten Hüftknochen, die Schmerzen in seinem verdrehten Nacken. Flackerndes Licht, wenn er die Lider hob. Dann setzte seine Erinnerung wieder ein und das Heulen wurde zu einem Laut der Gefahr. Mit einem Ruck setzte Bastian sich auf, sah, dass Iris schon auf den Beinen war und in die Richtung starrte, aus der die klagenden Geräusche kamen.
    Georg kauerte in Lauerposition, sprungbereit, sein Rollenspielschwert in der Hand. Offensichtlich hatte er Wache, denn Paul schlief, verdientermaßen. Auch Lisbeth war bisher nicht aufgewacht, Alma hingegen schon, sie saß mit verknittertem Gesicht neben Arno und bändigte Roderick, den das Heulen völlig wahnsinnig zu machen schien. Er winselte, riss an der notdürftigen Leine, und als all das nichts half, begann er zu kläffen und dann in das Heulen einzustimmen.
    »Seelen«, wisperte Doro. »Hungrige Seelen.« Sie kauerte sich zusammen und nahm ihre Beschwörungsformeln vom Nachmittag wieder auf, leiser diesmal. Man hörte kaum ihre Worte, denn das körperlose Heulen, das aus der Finsternis zu ihnen drang, übertönte sie mühelos. Ein Schlafender nach dem anderen wachte auf.
    »Wie aus einer fremden Welt«, flüsterte Alma.
    Bastian und Steinchen wechselten einen ratlosen Blick. Einbildung war es nicht, so viel stand fest. Gespenster - der Gedanke war einfach lächerlich. Die schwarz-roten Schatten, die das Feuer an die Wände des uralten steinernen Kellergewölbes warf, zuckten im Rhythmus der Schreie, wiegten sich in ihrem Takt …
    »Was machen wir nun?« Ralf war den Tränen nahe.
    »Warten«, erwiderte Bastian knapp. Er hatte keine Erklärung für das, was hier ablief, war viel zu übermüdet, um vernünftig überlegen zu können. Hungrige Seelen. Nein, nicht einmal daran denken. Die Wahrheit war einfacher: Sie waren nicht allein. Die heulende Stimme war der erste

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