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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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Bein verschwunden war.
    Da, auf einem Sarg nahe der Wand, lagen die Überreste eines Mannes. Seine Arme waren nach rechts und links ausgebreitet, als wolle er den steinernen Totenschrein umarmen. Sein Kopf fehlte.
    Ohne weiter zu zögern, schlug Ludolf seinem Bruder den Kopf ab. Tristrams Blut strömte auf das Grab seines Vaters und sickerte bis zu dessen Gebeinen.
    Mit einer Mischung aus Grauen und Neugier suchte Bastian im schwachen Licht von Pauls Fackel den Boden ab. Da lag ein Totenschädel, gut vier Meter weit entfernt. Er grinste Bastian entgegen, sie alle grinsten, als wollten sie ihn willkommen heißen.
    Die Schreie vorhin, das Kichern. Zusammen mit dem Anblick der Gruft ergab das einen schauderhaften Akkord in Bastians Kopf.
    »Das ist ein verdammt, verdammt unheimlicher Zufall«, murmelte Iris. »Wir sind hier in der Blutgruft, oder? Es gibt sie wirklich.«
    »Ja«, antwortete Paul. »Oder nein, ich blicke da gerade selbst nicht durch.« Er rieb sich hektisch die Stirn. »Das Einzige, was ich weiß, ist, dass wir Doro von hier fernhalten müssen.«
    Pauls Bemerkung kam nicht von ungefähr, es näherten sich bereits Stimmen, garantiert angelockt von Carinas Kreischen. Bastian und Iris spähten in den Durchgang, wo Georg, Lisbeth, Nathan und Doro im Lichtschein einer zweiten Fackel auftauchten.
    »Verdammt.« Paul blickte von einem zum anderen. »Lasst Doro nicht hier rüber. Das ist mein Ernst.«
    Es war das erste Mal, seit Bastian ihn kannte, dass Paul erschöpft wirkte. Er konnte kaum mehr als zwei Stunden geschlafen haben und die Hand, mit der er die Fackel hielt, sank immer wieder nach unten.
    »Wieso hat Carina vorhin so geschrien?«, hörten sie Georg rufen. »Ist Paul etwas zugestoßen? Oder jemand anderem?«
    »Nein, alles okay. Ihr könnt wieder zurückgehen, ihr müsst euch doch um Arno kümmern.«
    »Der hat Alma, Ralf und Mona«, sagte Georg bestimmt. Er spähte über den Geröllhaufen, lehnte sich so weit wie möglich vor, um zu sehen, was sich dahinter befand. Dann hob er Lisbeth hinüber.
    »Ihr könnt umkehren, wirklich«, erklärte Bastian und merkte, dass es drängend klang. Der Anblick der Toten saß ihm tief in den Knochen - in den Knochen, wie witzig, meldete sich eine kichernde Stimme in seinem Kopf. Er wollte weg, fort aus diesem Burgkeller, aus diesem Wald. Zurück ins 21. Jahrhundert. Nicht mehr über mittelalterliche Flüche nachdenken. Sich nicht mehr Doros abergläubische Reaktionen oder Almas Panik reinziehen müssen.
    »Uns geht es gut, wirklich!«, rief er. »Bitte, Lisbeth, geh zurück. Wir kommen auch gleich.«
    Doch sie stand bereits mitten in der unterirdischen Halle und sah sich um. »Oh mein Gott, was ist das hier? Unglaublich! Habt ihr diese Wandmalereien gesehen?« Lisbeth deutete nach links, wo neben der Kapelle auf bröckelndem Putz tatsächlich ein verblasstes Bild auf die Mauer gemalt war, das bisher niemand bemerkt hatte. Der Tod, der auf einer Geige spielte, während sich zu seinen Füßen Knochen türmten.
    »Das muss ich sehen.« Georg war ebenfalls schon halb drüben, die Fackel in der Hand.
    »Hier ist nichts!«, versuchte Bastian es erneut. »Nur alte Kellerräume, Schutt und verfaulte Balken.«
    Doch Georg ignorierte ihn und hinter ihm war jetzt Doros schwarzer Haarschopf zu erkennen. Ihr fiel die Kletterei deutlich schwerer, immer wieder rutschte sie ab. Loses Gestein polterte über den Boden. Bastian witterte seine Chance.
    »Ich denke, dieser Raum will dich nicht einlassen«, sagte er mit todernster Stimme. »Er fühlt deine Fähigkeiten und verschließt sich vor dir. Du solltest das respektieren.«
    Mehr als ein spöttisches Lächeln brachten ihm seine Bemühungen nicht ein.
    »Das würde ich spüren«, meinte Doro trocken und schwang ihr linkes Bein über das Hindernis. Nathan, ihr eifriger Schatten, stützte sie von hinten und sie wuchtete sich hinüber.
    »Bastian, bitte!«, rief Paul, doch es war bereits zu spät. Doro hielt sich nicht mit dem Bewundern der alten Mauern auf, sondern steuerte auf die Gruft zu. Paul hielt sie fest, redete leise auf sie ein, doch sie machte sich aus seinem Griff los.
    »Was ist es, das du vor mir verbergen willst?«
    »Ach, Doro.« Über Pauls Gesicht lief Schweiß, den er mit einer schnellen Bewegung fortwischte. »Ich glaube einfach nicht, dass es gut für dich ist, wenn du weitergehst. Für uns alle.«
    »Weil wir dann wissen werden, dass ich recht hatte? Was versteckst du dort hinten?«
    »Nichts, zum Teufel, ich

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