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Saemtliche Dramen

Saemtliche Dramen

Titel: Saemtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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nutze die Gelegenheit und sehe sie mir ein wenig von außen an. So erkenne ich leichter, was sie glücklich machen wird. Danach suche ich die Mittel, wie ich dafür sorge, dass sie mich wiedererkennen. Man muss einfach nur die passenden Worte finden.
    MARIA
    Es gibt nur ein Mittel, und zwar tun, was jeder täte, nämlich sagen: «Da bin ich», und sein Herz sprechen lassen.
    JAN
    Das Herz ist nicht so einfach.
    MARIA
    Aber es verwendet nur einfache Worte. Es wäre nicht schwer gewesen zu sagen: «Ich bin euer Sohn, dies ist meine Frau. Ich habe mit ihr in einem Land gelebt, das wir liebten, am Meer, unter der Sonne. Aber ich war nicht glücklich genug, und heute brauche ich euch.»
    JAN
    Sei nicht ungerecht, Maria. Ich brauche sie nicht, aber mir ist klargeworden, dass sie mich wahrscheinlich brauchten und dass ein Mann nie allein ist.
    (Pause. MARIA wendet sich ab.)
    MARIA
    Vielleicht hast du recht, entschuldige bitte. Aber seit ich in diesem Land bin, in dem ich vergeblich ein glückliches Gesicht suche, misstraue ich allem. Europa ist so traurig. Seit unserer Ankunft habe ich kein Lachen mehr gehört, ich werde schon misstrauisch. Oh! Warum hast du mich aus meiner Heimat fortgelockt? Lass uns gehen, Jan, wir werden hier kein Glück finden.
    JAN
    Wir sind nicht hier, um Glück zu suchen. Das Glück haben wir schon.
    MARIA (heftig)
    Und warum geben wir uns nicht damit zufrieden?
    JAN
    Glück ist nicht alles, und die Menschen haben Aufgaben. Meine besteht darin, meine Mutter aufzusuchen, meine Heimat …
    ( MARIA macht eine Bewegung. JAN hält sie fest. Schritte. Der ALTE kommt hinter dem Fenster vorbei.)
    Jemand kommt. Geh, Maria, bitte.
    MARIA
    Nicht so, so kann ich das nicht.
    JAN (während die Schritte näher kommen)
    Versteck dich dort.
    (Er schiebt sie hinter die Tür an der Rückwand des Saals.)
    Szene  4
    (Die Tür an der Rückwand des Saals geht auf. Der ALTE KNECHT geht durch den Raum, ohne MARIA zu sehen, und geht durch die Eingangstür ab.)
    JAN
    Und jetzt geh schnell. Du siehst, ich habe Glück.
    MARIA
    Ich will bleiben. Ich werde nichts sagen und neben dir warten, bis du erkannt wirst.
    JAN
    Nein, du wirst mich verraten.
    MARIA (wendet sich ab, dann kommt sie wieder zu ihm und stellt sich vor ihn)
    Jan, wir sind seit fünf Jahren verheiratet.
    JAN
    Seit bald fünf Jahren.
    MARIA (neigt den Kopf)
    Heute Nacht werden wir zum ersten Mal getrennt sein. ( JAN schweigt, sie schaut ihn wieder an.) Ich habe immer alles an dir geliebt, sogar das, was ich nicht verstand, und ich sehe, dass ich dich eigentlich nicht anders haben will. Ich bin keine schwierige Ehefrau. Aber jetzt fürchte ich mich vor dem einsamen Bett, in das du mich schickst, und ich fürchte auch, dass du mich verlässt.
    JAN
    Du solltest nicht an meiner Liebe zweifeln.
    MARIA
    Oh! Ich zweifle nicht an ihr. Aber es gibt deine Liebe, und es gibt deine Träume – oder deine Aufgaben, was dasselbe ist. Du entgleitest mir so oft. Das ist dann, als müsstest du von mir ausruhen. Aber ich kann nicht von dir ausruhen, und heute Abend (sie wirft sich ihm weinend in die Arme) , heute Abend halte ich das nicht aus …
    JAN (drückt sie an sich)
    Das ist kindisch.
    MARIA
    Natürlich ist das kindisch. Aber wir waren so glücklich, und es ist nicht meine Schuld, wenn mir die Abende in diesem Land hier Angst machen. Du sollst mich nicht allein lassen.
    JAN
    Es dauert ja nicht lange. Versteh doch, Maria, ich muss mein Wort halten.
    MARIA
    Was für ein Wort?
    JAN
    Das ich mir an dem Tag gegeben habe, als ich begriff, dass meine Mutter mich braucht.
    MARIA
    Du musst ein anderes Wort halten.
    JAN
    Ja?
    MARIA
    Du hast gelobt, mit mir zu leben.
    JAN
    Ich glaube, ich kann beide halten. Ich verlange nicht viel von dir. Es ist auch keine Laune. Ein Abend und eine Nacht, in der ich versuche, mich zurechtzufinden und diejenigen, die ich liebe, besser zu verstehen, damit ich sie glücklich machen kann.
    MARIA (schüttelt den Kopf)
    Eine Trennung ist immer nur etwas für Menschen, die sich richtig lieben.
    JAN
    Na, na, du weißt, dass ich dich richtig liebe.
    MARIA
    Nein, Männer wissen nie, wie man richtig liebt. Sie sind nie zufrieden. Sie können nur träumen, sich neue Aufgaben ausdenken, neue Länder suchen, neue Wohnstätten. Wir aber wissen, dass man sich mit dem Lieben beeilen muss, man muss das Bett teilen, einander die Hand reichen, das Fernsein fürchten. Wenn man liebt, träumt man von nichts mehr.
    JAN
    Was fabulierst du da? Ich will meine Mutter

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