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Saemtliche Dramen

Saemtliche Dramen

Titel: Saemtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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Vertraulichkeit. Ich will ihn mir vom Hals schaffen.
    DIE MUTTER
    Siehst du, genau das ist nicht gut. Früher gingen wir unserer Arbeit ohne Wut oder Mitleid nach, wir wahrten die nötige Gleichgültigkeit. Heute bin ich es müde, und du, du bist wütend. Müssen wir denn mit dem Kopf durch die Wand, obwohl es sich ungünstig anlässt, müssen wir alle Bedenken beiseiteschieben für ein bisschen Geld?
    MARTHA
    Nein, nicht für Geld, sondern um dieses Land zu vergessen und in ein Haus am Meer zu ziehen. Sie mögen ihres Lebens müde sein, aber ich habe diesen engen Horizont so unendlich satt, ich spüre, dass ich hier keinen Monat länger bleiben kann. Wir hassen dieses Gasthaus beide. Sie sind alt, wollen nur noch die Augen schließen und vergessen, aber ich spüre in meinem Herzen die Reste der Sehnsüchte einer Zwanzigjährigen, ich will sie für immer stillen, auch wenn ich mich dafür noch tiefer in das Leben verstricken muss, das wir hinter uns lassen wollen. Und Sie müssen mir dabei helfen, Sie haben mich schließlich in einem Wolkenland geboren und nicht in einer Sonnengegend!
    DIE MUTTER
    Martha, ich weiß nicht, ob es nicht besser für mich ist, vergessen zu werden, wie dein Bruder mich vergessen hat, als dass ich länger diesen Ton anhöre!
    MARTHA
    Sie wissen, ich wollte Ihnen nicht weh tun. (Kurze Pause, dann heftig) Was würde ich ohne Sie tun, was würde aus mir, fern von Ihnen? Ich würde Sie immerhin nicht vergessen, und dafür, dass ich es wegen der Härte unseres Lebens manchmal am nötigen Respekt fehlen lasse, bitte ich Sie um Verzeihung.
    DIE MUTTER
    Du bist eine gute Tochter, und es ist sicher manchmal schwer, eine alte Frau wie mich zu begreifen. Aber ich will diesen Augenblick nutzen, um dir zu sagen, was ich seit vorhin klarmachen möchte: nicht heute Abend …
    MARTHA
    Was denn? Sollen wir auf morgen warten? Sie wissen doch, so sind wir nie verfahren, wir dürfen ihm keine Zeit lassen, Leute zu treffen. Wir müssen handeln, solange er in unserer Hand ist.
    DIE MUTTER
    Ich weiß nicht. Jedenfalls nicht heute Abend. Lassen wir ihm noch diese Nacht. Gewähren wir uns diesen Aufschub. Vielleicht werden wir durch ihn gerettet.
    MARTHA
    Wozu sollten wir denn gerettet werden? Lächerliches Gerede. Alles, was Sie erhoffen können, ist das Recht, heute Abend nach getaner Arbeit zu schlafen.
    DIE MUTTER
    Das meine ich mit gerettet werden: schlafen.
    MARTHA
    Das liegt in unserer Hand, ich verspreche es Ihnen. Mutter, wir müssen uns entscheiden. Heute Abend oder gar nicht.
    Vorhang

2 . Akt
    Szene  1
    (Das Zimmer. Das Licht der Abenddämmerung fällt herein. JAN schaut aus dem Fenster.)
    JAN
    Maria hat recht, diese Stunde ist schwierig. (Pause.) Was sie wohl tut, was sie denkt in ihrem Hotelzimmer? Sitzt sie mit traurigem Herzen und trockenen Augen verkrampft auf ihrem Stuhl? Die Abende daheim sind voller Glücksverheißungen. Aber hier … (Er betrachtet das Zimmer.) Ach was, es gibt keinen Grund zur Sorge. Man muss wissen, was man will. In diesem Zimmer wird sich alles entscheiden.
    (Unsanftes Klopfen. MARTHA tritt ein.)
    MARTHA
    Ich hoffe, ich störe Sie nicht, mein Herr. Ich möchte Ihre Handtücher und das Wasser wechseln.
    JAN
    Ich dachte, das sei schon getan.
    MARTHA
    Nein, unser alter Bediensteter ist manchmal vergesslich.
    JAN
    Das macht nichts. Ich wage ja kaum, Ihnen zu sagen, dass Sie mich nicht stören.
    MARTHA
    Warum?
    JAN
    Ich weiß nicht recht, ob unsere Abmachung das erlaubt.
    MARTHA
    Sie sehen, Sie können wirklich nicht antworten wie ein normaler Mensch.
    JAN (lächelt)
    Ich muss es erst üben. Geben Sie mir ein wenig Zeit.
    MARTHA (bei der Arbeit)
    Sie reisen bald ab. Sie werden zu nichts Zeit haben. ( JAN wendet sich ab und schaut aus dem Fenster. Sie mustert ihn. Er hat ihr immer noch den Rücken zugewandt. Sie redet während der Arbeit weiter.)
    Es tut mir leid, dass dieses Zimmer nicht so bequem ist, wie Sie es vielleicht wünschen.
    JAN
    Es ist ausgesprochen sauber, das ist am wichtigsten. Sie haben es vor kurzem neu eingerichtet, nicht wahr?
    MARTHA
    Ja. Woran sehen Sie das?
    JAN
    An Einzelheiten.
    MARTHA
    Nun, viele Gäste bemängeln, dass es hier kein fließend Wasser gibt, und was sollen wir dagegen sagen. Außerdem wollen wir seit langem eine elektrische Lampe über dem Bett anbringen lassen. Es ist unangenehm, wenn man im Bett liest und dann aufstehen muss, um das Licht zu löschen.
    JAN (hat sich umgedreht)
    Das war mir noch gar nicht aufgefallen. Aber so schlimm

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