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Saemtliche Dramen

Saemtliche Dramen

Titel: Saemtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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an. Sie geht hinaus.)
    Szene  5
    JAN (nimmt die Tasse, schaut sie an, stellt sie wieder ab)
    Ein Glas Bier, aber nur gegen Geld; eine Tasse Tee, aber aus Versehen. (Er nimmt die Tasse und hält sie einen Moment schweigend; dann, dumpf) Mein Gott! Gib mir Worte oder lass mich diesen unsinnigen Plan vergessen und Marias Liebe wiederfinden. Gib mir die Kraft, mich für das, was ich lieber habe, zu entscheiden und mich daran zu halten. (Er lacht.) Also, ein Prosit dem verlorenen Sohn!
    (Er trinkt. Es klopft laut an der Tür.)
    Ja bitte?
    (Die Tür geht auf. Die MUTTER tritt ein.)
    Szene  6
    DIE MUTTER
    Verzeihen Sie, mein Herr, meine Tochter sagt, sie hat Ihnen Tee gebracht.
    JAN
    Wie Sie sehen.
    DIE MUTTER
    Haben Sie ihn getrunken?
    JAN
    Ja, warum?
    DIE MUTTER
    Entschuldigen Sie, ich nehme das Tablett mit.
    JAN (lächelt)
    Es tut mir leid, dass ich Sie gestört habe.
    DIE MUTTER
    Das macht nichts. Eigentlich war dieser Tee nicht für Sie bestimmt.
    JAN
    Ach so! Ihre Tochter hat ihn gebracht, ohne dass ich ihn bestellt hatte.
    DIE MUTTER (mit einer Art Mattheit)
    Ja, so ist es. Es wäre besser gewesen …
    JAN (überrascht)
    Das tut mir leid, wirklich, aber Ihre Tochter wollte ihn trotzdem hierlassen, und ich habe nicht gedacht …
    DIE MUTTER
    Mir tut es auch leid. Aber Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ein Irrtum, mehr nicht.
    (Sie nimmt das Tablett und will gehen.)
    JAN
    Hören Sie!
    DIE MUTTER
    Ja?
    JAN
    Ich habe mich eben entschieden: Ich glaube, ich reise noch heute Abend ab, nach dem Essen. Selbstverständlich werde ich das Zimmer zahlen. (Sie blickt ihn schweigend an.) Das überrascht Sie natürlich. Glauben Sie aber bitte nicht, dass Sie irgendwie schuld daran sind. Ich habe für Sie nur freundliche Gefühle, sehr freundliche sogar. Aber um die Wahrheit zu sagen, ich fühle mich hier nicht recht wohl, ich möchte lieber nicht bleiben.
    DIE MUTTER (langsam)
    Das macht nichts, mein Herr. Sie sind vollkommen frei. Doch bis zum Abendessen ändern Sie Ihre Meinung vielleicht wieder. Manchmal folgt man einer Augenblickslaune, aber dann ordnet sich alles, und man gewöhnt sich schließlich.
    JAN
    Das glaube ich nicht. Bitte denken Sie nicht, ich reise unzufrieden ab. Im Gegenteil, ich bin Ihnen sehr dankbar dafür, wie Sie mich aufgenommen haben. (Er zögert.) Mir war, als könnte ich bei Ihnen eine Art Wohlwollen für mich spüren.
    DIE MUTTER
    Das ist vollkommen natürlich. Ich habe schließlich keine Gründe, Ihnen feindselig zu begegnen.
    JAN (mit verhaltener Erregung)
    Ja, vielleicht. Aber ich sage das, weil ich im Guten fortgehen möchte. Später komme ich vielleicht wieder. Ja, sogar sicher. Aber jetzt habe ich erst einmal das Gefühl, als hätte ich mich geirrt und hier nichts verloren. Offen gesagt, ich habe das quälende Gefühl, hier nicht zu Hause zu sein.
    DIE MUTTER (schaut ihn immer noch an)
    Ja, gewiss. Normalerweise spürt man so etwas aber gleich.
    JAN
    Sie haben recht. Wissen Sie, ich bin ein bisschen zerstreut. Außerdem ist die Rückkehr an einen Ort nicht leicht, den man vor langem verlassen hat. Das verstehen Sie sicher.
    DIE MUTTER
    Ja, mein Herr. Ich hätte mich gefreut, wenn für Sie alles nach Wunsch gegangen wäre. Allerdings glaube ich nicht, dass wir etwas dazu beitragen könnten.
    JAN
    Sicher nicht, und ich mache Ihnen keinen Vorwurf. Sie sind nur einfach die ersten Menschen, mit denen ich nach meiner Rückkehr zu tun habe, und da ist es natürlich, dass ich den Schwierigkeiten, die mich erwarten, zunächst bei Ihnen begegne. Selbstverständlich liegt das alles an mir, ich fühle mich eben noch fremd.
    DIE MUTTER
    Wenn etwas nicht so geht, wie es soll, dann kann man nichts dagegen tun. Einerseits ist mir Ihr Entschluss abzureisen nicht recht. Aber ich sage mir, alles in allem muss ich das nicht wichtig nehmen.
    JAN
    Es ist schon viel, dass Sie mein Unbehagen teilen und sich bemühen, mich zu verstehen. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen begreiflich machen kann, wie sehr Ihre Worte mich berühren und freuen. (Macht eine Bewegung auf sie zu) Wissen Sie …
    DIE MUTTER
    Es ist unser Beruf, unseren Gästen zuvorkommend zu begegnen.
    JAN (resigniert)
    Sie haben recht. (Kurze Pause.) Nun, ich habe mich bei Ihnen zu entschuldigen und werde Ihnen eine Entschädigung zahlen, wenn Sie das wünschen.
    (Er fasst sich an die Stirn. Er scheint müde zu werden. Er spricht mit Mühe.)
    Sie hatten Vorbereitungen, Ausgaben, da ist es nur natürlich …
    DIE MUTTER
    Nein, wir können ganz gewiss

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