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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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wohl wert waren, daß man darauf achtete.
    Mäcenas
. Sie ist eine ganz unwiderstehliche Frau, wenn sie ihrem Ruf entspricht.
    Enobarbus
. Als sie den Marc Anton das erste Mal sah, stahl sie ihm sein Herz; es war auf dem Flusse Cydnus.
    Agrippa
. Dort zeigte sie sich ihm in der Tat, oder mein Berichterstatter hat viel für sie erfunden.
    Enobarbus
.
    Ich will’s berichten. –
    Die Bark’, in der sie saß, ein Feuerthron,
    Brannt’ auf dem Strom: getriebnes Gold der Spiegel,
    Die Purpursegel duftend, daß der Wind
    Entzückt nachzog; die Ruder waren Silber,
    Die nach der Flöten Ton Takt hielten, daß
    Das Wasser, wie sie’s trafen, schneller strömte,
    Verliebt in ihren Schlag; doch sie nun selbst –
    Zum Bettler wird Bezeichnung: sie lag da,
    In ihrem Zelt, das ganz aus Gold gewirkt,
    Noch farbenstrahlender als jene Venus,
    Wo die Natur der Malerei erliegt.
    Zu beiden Seiten ihr holdsel’ge Knaben,
    Mit Wangengrübchen, wie Cupido lächelnd,
    Mit bunten Fächern, deren Wenn durchglühte
    (So schien’s) die zarten Wangen, die sie kühlten;
    Anzündend statt zu löschen.
    Agrippa
.
    Ihm, welch Schauspiel! –
    Enobarbus
.
    Die Dienerinnen, wie die Nereiden,
    Spannten, Sirenen gleich, nach ihr die Blicke,
    Und Schmuck ward jede Beugung; eine Meerfrau
    Lenkte das Steuer; seidnes Tauwerk schwoll
    Dem Druck so blumenreicher Händ’ entgegen,
    Die frisch den Dienst versahn. Der Bark’ entströmend
    Betäubt’ ein würz’ger Wohlgeruch die Sinne
    Der nahen Uferdämme; sie zu sehn
    Ergießt die Stadt ihr Volk; und Marc Anton,
    Hochthronend auf dem Marktplatz, saß allein,
    Und pfiff der Luft, die, wär’ ein Leeres möglich,
    Sich auch verlor, Cleopatra zu schaun,
    Und einen Riß in der Natur zurückließ.
    Agrippa
.
    O wundervolles Weib! –
    Enobarbus
.
    Als sie gelandet, bat Antonius sie
    Zur Abendmahlzeit; sie erwiderte,
    Ihr sei willkommner, ihn als Gast zu sehn,
    Und lud ihn. Unser höflicher Anton,
    Der keiner Frau noch jemals nein gesagt,
    Zehnmal recht schmuck barbiert, geht zu dem Fest,
    Und dort muß nun sein Herz die Zeche zahlen,
    Wo nur sein Auge zehrte.
    Agrippa
.
    Zauberin! –
    Sie ließ des großen Cäsars Schwert zu Bett gehn:
    Er pflügte sie, sie erntete.
    Enobarbus
.
    Ich sah sie
    Einst wen’ge Schritte durch die Straße hüpfen,
    Und als sie atemlos, sprach sie in Pausen:
    So daß zur Anmut sie den Fehl erhob
    Und ohne Atem Kraft entatmete.
    Mäcenas
.
    Nun muß Antonius sie durchaus verlassen!
    Enobarbus
.
    Niemals! Das wird er nicht! Nicht kann sie Alter
    Hinwelken, täglich Sehn an ihr nicht stumpfen
    Die immerneue Reizung; andre Weiber
    Sätt’gen die Lust gewährend: sie macht hungrig,
    Je reichlicher sie schenkt; denn das Gemeinste
    Wird so geadelt, daß die heil’gen Priester
    Sie segnen, wenn sie buhlt.
    Mäcenas
.
    Wenn Schönheit, Sitt’ und Weisheit fesseln könne
    Das Herz Antons, dann ist Octavia ihm
    Ein segensreiches Los.
    Agrippa
.
    Kommt, laßt uns gehn!
    Ihr, werter Enobarbus, seid mein Gast,
    Solang’ Ihr hier verweilt.
    Enobarbus
.
    Ich dank’ Euch bestens.
    Alle ab.
    ¶

Dritte Szene
    Daselbst. In Cäsars Hause.
    Es treten auf Cäsar, Antonius, Octavia zwischen ihnen; Gefolge; ein Wahrsager.
    Antonius
.
    Die Welt, mein großes Amt, wird jezuweilen
    Von deiner Brust mich trennen.
    Octavia
.
    All die Zeit
    Beugt vor den Göttern betend sich mein Knie
    Zu deinem Heil.
    Antonius
.
    Gut Nacht, Herr! O Octavia,
    Lies meinen Tadel nicht im Ruf der Welt:
    Ich hielt nicht stets das Maß, doch für die Zukunft
    Fügt alles sich der Form. Gut Nacht, Geliebte! –
    Octavia
.
    Gut Nacht, Herr!
    Cäsar
.
    Gute Nacht!
    Cäsar und Octavia ab.
    Antonius
.
    Nun, Freund? Du sehnst dich heim wohl nach Ägypten?
    Wahrsager
.
    Ging’ ich doch nie von dort, noch jemals Ihr
    Dahin!
    Antonius
.
    Den Grund, wenn’s einen gibt?
    Wahrsager
.
    Ich seh’ ihn
    Im Geist; doch nicht mit Worten fass’ ich’s. Dennoch
    Eilt nur nach Afrika!
    Antonius
.
    Weissage mir,
    Wes Glück steigt höher? Cäsars oder meins?
    Wahrsager
.
    Cäsars;
    Drum, o Antonius, weile nicht bei ihm!
    Dein Geist, der dich beschützt, dein Dämon, ist
    Hochherzig, mutig, edel, unerreichbar,
    Dem Cäsar fern; doch nah ihm wird dein Engel
    Zur Furcht, wie eingeschüchtert. Darum bleibe
    Raum zwischen dir und ihm!
    Antonius
.
    Sag das nicht mehr!
    Wahrsager
.
    Niemand als dir: dir nicht zum zweiten Mal!
    Versuche du mit ihm, welch Spiel du willst,
    Gewiß verlierst du; sein natürlich Glück
    Schlägt dich, wie schlecht

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