Sämtliche Dramen
er steht; dein Glanz wird trübe,
Strahlt er daneben: noch einmal, dein Geist,
Kommt er ihm nah, verliert den Mut zu herrschen, –
Doch ihm entfernt, erhebt er sich.
Antonius
.
Hinweg!
Sag dem Ventidius, sprechen woll’ ich ihn:
Wahrsager ab.
Er soll nach Parthien. – Ob Geschick, ob Zufall,
Er sagte wahr. Der Würfel selbst gehorcht ihm!
In unsern Spielen weicht vor seinem Glück
Mein beßrer Plan: ziehn wir ein Los, gewinnt er;
Sein Hahn siegt’ über meinen stets im Kampf,
Wenn Alles gegen Nichts stand; seine Wachtel
Schlug meine, ob auch schwächer. Nach Ägypten!
Und schloß ich diese Heirat mir zum Frieden,
Ventidius kommt.
Im Ost wohnt meine Lust. O komm, Ventidius,
Du mußt nach Parthien; fertig ist dein Auftrag,
Komm mit und hol’ ihn!
Gehn ab.
¶
Vierte Szene
Daselbst. Eine Straße.
Es treten auf Lepidus, Mäcenas und Agrippa.
Lepidus
.
Bemüht euch ferner nicht; ich bitt’ euch, eilt,
Folgt eurem Feldherrn nach!
Agrippa
.
Herr, Marc Anton
Umarmt nur noch Octavien; gleich dann gehn wir.
Lepidus
.
Bis ich euch wiederseh’ in Kriegertracht,
Die beide zieren wird, lebt wohl!
Mäcenas
.
Wir sind,
Kenn’ ich die Gegend recht, am Vorgebirg’
Noch eh’r als Ihr.
Lepidus
.
Weil eure Straße kürzer –
Mein Vorsatz führt mich einen weiten Umweg,
Ihr kommt zwei Tage früher.
Mäcenas
.
Viel Erfolg!
Lepidus
.
Lebt wohl!
Alle ab.
¶
Fünfte Szene
Alexandrien. Zimmer im Palast.
Cleopatra, Charmion, Iras und Alexas treten auf.
Cleopatra
.
Gebt mir Musik; Musik, schwermüt’ge Nahrung
Für uns verliebtes Volk! –
Diener
.
He! Die Musik!
Mardian kommt.
Cleopatra
.
Laßt es nur sein! Wir woll’n zum Kugelspiel:
Komm, Charmion!
Charmion
.
Mich schmerzt der Arm; spielt doch mit Mardian!
Cleopatra
.
Ein Weib spielt mit dem Hämling wohl so gut
Als mit ’nem Weibe. Wollt Ihr mit mir spielen?
Mardian
.
Fürstin, so gut ich kann.
Cleopatra
.
Wo guter Will’ ist, käm’ er auch zu kurz,
Muß man dem Spieler nachsehn. Doch was anders:
Gebt mir die Angel, kommt zum Flusse; dort,
Während Musik von fern erklingt, berück’ ich
Den goldbefloßten Fisch, mit krummen Haken
Die schleim’gen Kiefern fassend, und bei jedem,
Den ich aufzog, denk’ ich, es sei Anton,
Und sag: »Aha! dich fing ich!« –
Charmion
.
Lustig war;
Mit ihm das Wette-Angeln, als Eu’r Taucher
Den Salzfisch hängt’ an seine Schnur, den er
So eifrig aufzog.
Cleopatra
.
Jene Zeit! O Zeiten!
Ich lacht’ ihn aus der Ruh’; dieselbe Nacht
Lacht’ ich ihn in die Ruh’; den nächsten Morgen
Noch vor neun Uhr trank ich ihn auf sein Lager,
Tat meinen Mantel ihm und Schleier um,
Und ich derweil trug sein Philippisch Schwert. –
O von Italien! –
Ein Bote kommt.
Stopf’ mir fruchtbare Zeitung in mein Ohr,
Das lange brach gelegen!
Bote
.
Fürstin! Fürstin! –
Cleopatra
.
Antonius tot? –
Sagst du das, Sklav’, so mord’st du deine Herrin: –
Doch meld’st du ihn
Gesund und frei, nimm Gold, und hier zum Kuß
Die blausten Adern: eine Hand, die zitternd
Der Kön’ge Lippen küßten.
Bote
.
Er ist wohl.
Cleopatra
.
Hier noch mehr Gold! – Doch, Mensch, wir sagen oft,
Wohl sei den Toten: wenn du’s so gemeint,
Schmelz’ ich das Gold, das ich dir gab, und gieß’ es
In deinen Gott verhaßten Schlund.
Bote
.
Oh, hört mich!
Cleopatra
.
Nun wohl, ich will’s –
Doch sagt dein Blick nichts Gutes. Wenn Anton
Frei und gesund, – wozu die finstre Miene
Zu solcher frohen Post? Ist ihm nicht wohl,
Sollt’st du als Furie kommen, schlangumkränzt,
Und nicht in Mannsgestalt.
Bote
.
Wollt Ihr mich hören?
Cleopatra
.
Ich möchte gleich dich schlagen, eh’ du sprichst:
Doch wenn du meld’st, Anton sei wohl, er lebe,
Sei Cäsars Freund, und nicht von ihm gefangen,
Dann ström’ ein goldner Regen dir, ein Hagel
Von reichen Perlen!
Bote
.
Er ist wohl.
Cleopatra
.
Recht gut.
Bote
.
Und Cäsars Freund.
Cleopatra
.
Du bist ein wackrer Mann!
Bote
.
Cäsar und er sind größre Freund’ als je.
Cleopatra
.
Begehr’ ein Glück von mir!
Bote
.
Fürstin, und doch ...
Cleopatra
.
Ich hasse dies »und doch«: es macht zu Nichts
Den guten Vordersatz: Pfui dem »und doch«:
»Und doch« ist wie ein Scherg’ und führt heran
Fluchwürd’ge Missetäter. Bitt’ dich, Freund,
Geuß mir die ganze Botschaft in mein Ohr,
Das Schlimm’ und Gute. – Er ist Freund mit Cäsar,
Gesund und frisch, sagst du, und sagst, in
Weitere Kostenlose Bücher