Sämtliche Dramen
ja, was sie müssen sein, –
In seinen freien Stunden schmachten kann
Nach sichrer Knechtschaft.«
Imogen
.
So spricht mein Gemahl?
Jachimo
.
Ja, und die Augen tränen ihm vor Lachen.
Es ist ein wahres Fest, ihn anzuhören,
Wie er den Franzmann höhnt. Doch, weiß der Himmel,
Mancher ist sehr zu tadeln.
Imogen
.
Er nicht, hoff’ ich.
Jachimo
.
Er nicht; doch hätte wohl des Himmels Huld
Mehr Dank verdient. – In ihm schon unbegreiflich,
In Euch, die sein ward über sein Verdienst, –
Wie ich erstaunen muß, so muß ich auch
Tief Mitleid fühlen.
Imogen
.
Und mit wem, mein Herr?
Jachimo
.
Mit zweien Wesen.
Imogen
.
Und bin ich das eine?
Ihr blickt mich an: was ist an mir zerstört,
Das Euer Mitleid heischt?
Jachimo
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Oh, welch ein Jammer!
Dem Glanz der Sonn’ entfliehn und Tröstung suchen
Im Kerker, bei der Schnuppe Dampf?
Imogen
.
Ich bitt’ Euch,
Laßt Eure Antwort offen das erklären,
Was ich gefragt: Weshalb beklagt Ihr mich?
Jachimo
.
Daß von andern,
Fast wollt’ ich sagen, Euch geraubt wird – doch,
Es ist der Götter Amt, dies zu bestrafen,
Nicht meins, davon zu sprechen.
Imogen
.
Scheint Ihr doch
Zu wissen, was mich nah betrifft: Ich bitte
(Da Ahnung eines Übels oft mehr quält
Als Überzeugung: denn gewisses Unglück
Ist ohne Rettung, oder, früh erkannt,
Dadurch geheilt), entdeckt mir, was zugleich
Euch spornt und zügelt!
Jachimo
.
Hätt’ ich diese Wange,
Die Lippe drauf zu baden; diese Hand,
Die, nur berührt, des Fühlers Seele zwingt
Zum Eid der Treu’; dies Angesicht, das fesselt
Das wilde Schweifen meines Auges, einzig
Es hier entzündend: würd’ ich geifern dann
Mit Lippen (Schmach!) gemein, so wie die Stufen
Zum Kapitol; und Hände drücken, hart
Durch stete Falschheit (Falschheit ihre Arbeit),
Dann in ein Auge blinzeln, niederträchtig,
Und glorreich wie das qualm’ge Licht, das sich
Vom ranz’gen Talge nährt? Gerecht wär’s nur,
Wenn aller Höllenfluch auf solchen Abfall
Zugleich sich stürzte!
Imogen
.
Mein Gemahl, ich fürchte,
Vergaß Britannien.
Jachimo
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Und sich selbst. Nicht gern
Gab ich aus freier Neigung diese Kunde
Von seinem Bettlertausch; nur Euer Reiz
Beschwor, aus stummstem Gram, auf meine Zunge
Das herbe Wort.
Imogen
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Laßt mich kein zweites hören!
Jachimo
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O göttlich Wesen! Eure Schmach erschüttert
Krankhaft mein Herz. Ein Frauenbild, so schön,
Und Erbin eines Kaisertums, erhöhte
Zu Doppelwert den größten König! Dirnen
Nun zugesellt, bezahlt von Ausstattung,
Die Ihr ihm schenkt! Mit angesteckten Läufern,
Die um Gewinn mit jeder Krankheit kosen,
Durch die Natur verweset! Stoff, so ätzend,
Daß er das Gift vergiften könnte! Rächt Euch!
Sonst war, die Euch gebar, nicht Königin,
Und Ihr entartet Eurem großen Stamm.
Imogen
.
Mich rächen?
Wie könnt’ ich wohl mich rächen? Ist dies wahr
(Doch hab’ ich solch ein Herz, das meine Ohren
So schnell nicht täuschen sollen), ist es wahr,
Wie könnt’ ich wohl mich rächen?
Jachimo
.
Er ließe mich,
Im kalten Bett, wie Dianens Priest’rin, leben?
Indes er frevelt in den frechsten Lüsten,
Zur Kränkung Euch, von Eurem Golde? Rächt es!
Ich weihe selbst mich Euren süßen Freuden,
Weit edler als der Flüchtling Eures Lagers;
Und werde fest an Eurer Liebe halten,
So sicher wie geheim.
Imogen
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Heda, Pisanio!
Jachimo
.
Laßt Euren Lippen meinen Dienst verpfänden!
Imogen
.
Hinweg! – Fluch meinen Ohren, die so lange
Dich angehört! – Wärst du ein Mann von Ehre,
Du hätt’st um Tugend dies erzählt, und nicht
Für einen Zweck, so niedrig als befremdend.
Du schmähst ’nen edlen Mann, der so entfernt
Von deiner Schild’rung ist, wie du von Ehre;
Und buhlst um eine Frau, die dich verabscheut,
Dich und den Teufel gleich. – Pisanio, he! –
Dem König, meinem Vater, wird gemeldet
Dein Angriff, und wenn er es schicklich findet,
Daß hier am Hof ein frecher Fremdling marktet,
Wie in dem röm’schen Bad, und viehisch darlegt
Den schnöden Sinn: so hat er einen Hof,
Für den er wenig sorgt, und eine Tochter,
Die er für gar nichts achtet. – He, Pisanio! –
Jachimo
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O sel’ger Leonatus! So nun sprech’ ich:
Der feste Glaube deiner edlen Gattin
Verdient wohl deine Treu’, und deiner Tugend
Vollendung ihren Glauben! – Lange lebt beglückt!
O Weib des Edelsten, den je ein Land
Den Seinen nannte! Und Ihr, seine Herrin,
Die nur der Edelste verdient! Verzeiht,
Ich sprach dies
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